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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Öffentlichkeit nicht mit allen Fakten konfrontieren, sonst bricht eine Massenhysterie aus, und das würde unsere Ermittlungen nur unnötig erschweren. Außerdem würden uns die Medien ganz genüsslich in der Luft zerreißen, denn sobald die spitzkriegen, dass der gesamte Polizeiapparat Norddeutschlands all die Jahre über gepennt hat, dann haben wir ein echtes Problem. Damit hätte er sein Ziel erreicht.«
    »Stimmt«, sagte Lisa Santos und schenkte sich ein Glas Wasser ein. »Aber …«
    »Darf ich meine Fragen noch zu Ende bringen?«, sagte Friedrichsen.
    »Sicher.«
    »Ich habe mir während deiner Ausführungen notiert, wie er wohl an seine Opfer rankommt. Laufen sie ihm zu, sind es zufällige Begegnungen oder wendet er einen Trick an? Aber was für einen Trick gibt es, mit dem man sowohl Kinder als auch Erwachsene für sich gewinnt? Ich meine, bei Kindern bis zu einem gewissen Alter, acht oder neun Jahre, ist es relativ einfach, vor allem, wenn die Person vertrauenswürdig erscheint und entsprechend auftritt. Wobei mir bei deinen Ausführungen aufgefallen ist, dass es kein Opfer gibt, das jünger als acht war. Das heißt, an Kleinkindern vergreift er sich nicht. Aber bei Erwachsenen …«
    Henning stellte sich zu Lisa Santos ans Fenster und sagte nach einer kurzen Pause: »Alle drei stimmen. Sie laufen ihm zu, es sind zufällige Begegnungen, und er wendet einen Trick an. Welchen, kann ich nicht sagen. Aber lasst uns mal das Prinzip Zufall ein wenig näher beleuchten, wofür ich dir übrigens dankbar bin, dass du es angesprochen hast, sonst hätte ich ’ s gleich getan … «
    » Wieso das Prinzip Zufall? «, fragte Friedrichsen leicht irritiert. Er nahm seine Brille ab und putzte sie mit einem Papiertaschentuch.
    » Oh, Entschuldigung «, antwortete Henning still lächelnd , » nennen wir es den Begriff Zufall. « Er sah Lisa an, die ebenfalls lächelte, obwohl ihr nicht danach zumute war. Er legte seine Hand auf ihre und nickte ihr aufmunternd zu. » Über was wollen wir sprechen? Über Zufall oder zufällige Begegnungen? «
    » Worauf willst du hinaus? «, fragte Harms ungeduldig und schaute auf die Uhr.
    » Ich möchte mal ein paar Beispiele nennen und gleichzeitig Fragen in den Raum werfen, denn ich denke, das ist einer der interessantesten Teile, über den wir jetzt sprechen. Alexander wird von seinem Vater losgeschickt, um Zigaretten aus dem Automaten gegenüber vom Haus zu ziehen. Der Automat war, so weit der Vater sich erinnern kann, nie zuvor kaputt, denn er hat sich die Zigaretten meist selbst geholt. Es war das erste Mal überhaupt, dass er seinen Sohn losgeschickt hat .
    Aber ausgerechnet an dem Tag ist der Automat defekt. Also muss der Junge zwei Straßen weiter gehen, ein Weg von etwa hundert Metern. Keine Entfernung in einer reinen Wohngegend. Alexander kommt aber nicht zurück, und der Nachbarin ist auch kein Mensch aufgefallen, der nicht in diese Gegend gehört hätte … Maike hat sich mit ihrer Mutter nach der Schule an einem Schuhgeschäft in Niebüll verabredet. Die Mutter will um Punkt halb eins dort sein, schafft es aber nicht rechtzeitig, weil sie einen Arzttermin hat, der länger als geplant dauert. Sie verspätet sich um genau zehn Minuten … Chiara trifft mit dem Zug morgens um halb zehn in Frankfurt ein, wo sie von ihrem Bruder und dessen Frau abgeholt werden soll. Die beiden verspäten sich jedoch um eine halbe Stunde, weil sie auf der Fahrt zum Bahnhof in einem Stau stecken bleiben. Chiara war übrigens noch nie zuvor in Frankfurt gewesen … Die noch immer vermisste Melanie aus Wolfenbüttel verabredet sich mit einer Freundin auf einem Spielplatz in einem belebten Park. Die Freundin wird jedoch unversehens krank, vergisst aber, Melanie abzusagen. Melanie wird noch gesehen, wie sie den Spielplatz nach einer Weile wieder verlässt, ab da verliert sich ihre Spur … « Er senkte den Blick und machte eine längere Pause, als würde er überlegen, ob er fortfahren sollte, und entschloss sich schließlich, es zu tun. » Und als vorerst letztes Beispiel Sabine Körner. Sie ist als Anhalterin unterwegs, wird von Georg Nissen an der Raststätte Brokenlande mitgenommen, er will sie mit nach Schleswig nehmen, muss aber vorher noch in einer Großfleischerei in Eckernförde eine Maschine reparieren. Als er fertig ist, fahren sie in ein Waldstück zwischen Ahrensberg und dem Internat Louisenlund, haben Geschlechtsverkehr, wofür er sie bezahlt, danach bemerkt er, dass er seinen Arbeitskoffer

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