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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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muss über exzellente Ortskenntnisse verfügen und wissen, wann er wo ungestört ist, und gleichzeitig muss er auch wissen, dass man ihn nie mit derartigen Verbrechen in Verbindung bringen würde. Eben der nette Nachbar von nebenan, der liebende Ehemann, der gute Vater. Kann auch sein, dass er alleinstehend ist, aber unauffällig lebt. Doch nicht so unauffällig, dass man ihn nicht kennen würde. Wie gesagt, einer aus der Nachbarschaft, dem niemand solch schreckliche Verbrechen zutrauen würde. Nur, er würde nie in der unmittelbaren Nachbarschaft zuschlagen, das wäre für ihn dann doch ein zu großes Risiko. Nur angenommen, ausgerechnet dann beobachtet ihn jemand, wie er eine Person mitnimmt, die kurz darauf als vermisst gemeldet wird. So hoch pokert er nicht. Und trotzdem, ich bin fast überzeugt, dass er in einem Raum zwischen Flensburg und Hamburg sowie Bremen und Lübeck wohnt, denn in dieser Gegend gibt es eine auffällige Häufung von ungeklärten Tötungsdelikten und Vermisstenfällen. Das Problem ist nur, dass man bis jetzt nicht in Betracht gezogen hat, bei dem Mörder des Ehepaars Richter aus Lübeck und zum Beispiel der kleinen Maike aus Niebüll und von Robert Jensen hier aus Kiel könnte es sich um ein und denselben Mann handeln. Grund: Er passt nicht ins Schema. Die Richters Mitte dreißig, Maike acht, Jensen sechsundvierzig und dazu schwul. Deshalb werden diese Fälle auch völlig getrennt voneinander behandelt, obwohl alle drei Morde in unserer unmittelbaren Umgebung verübt wurden. «
    » Über das Täterprofil unterhalten wir uns später noch «, warf Harms ein. » Andere Frage: Wenn sein Schwerpunkt in diesem nicht gerade kleinen Gebiet liegt, warum dann die Morde in den andern Bundesländern? «
    » Hab ich die Frage richtig verstanden? Warum? Hallo, das Warum möchte ich auch gerne wissen. Warum mordet er hier in der Gegend? Keinen Schimmer. Aber eins scheint doch ziemlich klar zu sein, er ist viel unterwegs. Der spult Kilometer um Kilometer runter, und keiner fragt sich, wo er ständig ist, weil es wahrscheinlich zu seinem Job gehört. So, ich bin fertig, ihr könnt fragen. Ach ja, eins noch: Für meine Begriffe ist er hochintelligent, aber emotional total gestört. «
    Einen Moment lang herrschte Stille, bis Friedrichsen sagte : » Ich möchte und kann mich noch nicht über ein psychologisches Profil auslassen, dazu muss ich die Informationen erst einmal verarbeiten und analysieren. Darf ich kurz zusammenfassen, was ich mir notiert habe und was ich für besonders wichtig erachte? «
    » Bitte. «
    » Gut. Deiner Meinung nach mordet er seit mindestens vierzehn Jahren. Gab es wirklich in keinem Fall auch nur eine vage Täterbeschreibung oder eine Beschreibung des Fahrzeugs, mit dem er unterwegs war beziehungsweise ist? «
    » Nein. Aber dazu kann ich nachher noch einiges erklären. «
    » Okay. Du gehst von vierzig bis sechzig Opfern aus. Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand so viele Menschen tötet, ohne Spuren zu hinterlassen? «
    » Er hinterlässt Spuren, er hinterlässt sogar Spuren ohne Ende, zum Beispiel, indem er an seinen Opfern ein Ritual vollzieht, nämlich die fötale Lage. Er hat vorgestern zum ersten Mal seine DNA hinterlassen, wir wissen, welche Kondomsorte er benutzt, er scheint nämlich auf Erdbeergeschmack mit Noppen zu stehen. Er sammelt Trophäen oder Souvenirs, kommt ganz drauf an, als was er es betrachtet. Es wurden bei zwei Opfern definitiv seine Fingerabdrücke sichergestellt, die aber offenbar nicht miteinander verglichen wurden, weil die einzelnen Fälle eben zu unterschiedlich gelagert sind. Aber mittlerweile scheint er wütend zu werden wegen unserer Blödheit. Der sagt sich wahrscheinlich, irgendwann müssen die doch endlich mal begreifen, dass ich der große Magier bin, der David Copperfield unter den Serienmördern. Und ich will, dass ihr das endlich anerkennt. «
    » Heißt das, du denkst, er will gefasst werden? «
    » Nee, er will ganz sicher nicht gefasst werden, er will spielen. Und jetzt müssen wir uns fragen: Gehen wir auf sein Spiel ein, oder ermitteln wir unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Ich will damit ausdrücken, dass er Wert darauf legt, dass über seine Morde in den Medien berichtet wird. Oder gibt es eine Möglichkeit, seine Herausforderung anzunehmen, ohne die Öffentlichkeit zu sehr zu beunruhigen? Das heißt, wenn wir auf sein Spiel eingehen, wie tun wir das? Ich weiß es nicht.«
    Harms meldete sich zu Wort. »Wir dürfen die

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