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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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dass wir uns alle nur einbilden, wir seien so geboren, und dass sie es besser wissen. Mir reicht es, wenn mir jemand sagt, er sei bi.«
    »Hat Friar dir das gesagt?«, wollte Cullen wissen. »Hat er gesagt, er sei bi?«
    »Ich glaube nicht, dass er dieses Wort benutzt hat. Ist das wichtig?«
    »Möglicherweise.« Eine Idee begann sich in Rules Kopf zu formen. »Das war vor drei Jahren, sagtest du.«
    »Ungefähr. Ähm … mal sehen. Er sagte, er habe immer mehr auf Frauen gestanden, aber vor Kurzem beschlossen – vielleicht hat er auch gesagt, er wurde überzeugt –, sich auch ›auf der anderen Seite des Zauns‹ umzusehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er diese Formulierung benutzt hat. Ja, ich weiß, was ihr denkt. Friar ist ein Lügner durch und durch, aber das hätte schon stimmen können. Da war ein gewisser … nennen wir es den Enthusiasmus des Neulings, nur dass es weniger mit Erfahrung als mit Akzeptanz zu tun hatte. Wenn man das erste Mal ehrlich glaubt, dass es in Ordnung ist, den zu wollen, den man will, dann wird man euphorisch, extravagant, exzessiv. So wie wenn man sich verliebt, nur dass man das ganze Geschlecht liebt. Das ist schwer vorzutäuschen.«
    »Rethna«, sagte Cullen.
    Rule nickte langsam. Vor etwas mehr als drei Jahren war Friar von
ihr
rekrutiert worden. Dazu hatte er einige Zeit in Rethnas Welt verbracht. »Elfen sind oft bisexuell, hast du mir gesagt.«
    »Sie sind bisexuell, Punkt. Ob das nun angeboren ist oder eine kulturelle Norm, zu der sie alle ein Lippenbekenntnis ablegen – Wortspiel beabsichtigt –, das kann ich nicht sagen, aber für sie ist Monosexualität geradezu abnorm.«
    Rule verspürte leichte Aufregung, so als hätte er Spuren einer Beute gefunden. Alte Spuren, die aber trotzdem irgendwohin führten. Ein bisexueller Robert Friar war nicht böser als seine heterosexuelle Version, doch Rules Vorstellung über seinen Feind hatte sich verändert. »Ich habe Lily einmal gesagt«, begann er, und hielt sofort wieder inne. Ihren Namen zu sagen weckte in ihm Angst und Zorn, das Urbedürfnis, das ihn zu übermannen drohte.
    Sein Wolf wollte raus. Er wollte jetzt sofort raus.
    Drei langsame, vorsichtige Atemzüge lang balancierte Rule auf der rasierklingendünnen Grenze zum Wandel. Cullen, der es eigentlich hätte merken, es an ihm hätte riechen müssen, sagte nichts. Auch Jasper schwieg, vielleicht aus einem Instinkt heraus, vielleicht auch aus Sorge.
    Was auch gut so war, denn dort, wo er in diesem Moment war, konnten ihn keine Worte erreichen.
    Irgendwann zog sich der Wolf dann so weit zurück, dass er Worte wieder nützlich fand. Er machte da weiter, wo er aufgehört hatte. »Ich habe Lily einmal gesagt, dass ich glaube, dass Sex Friars schwacher Punkt ist. Selbstverständlich gibt es viele, die ein großes Interesse daran haben, einige auch ein perverses. Auf Friar, glaube ich, trifft beides zu, und mehr. Ich glaube, Sex definiert und kontrolliert ihn. Zu wissen, dass er bisexuell ist, ist wichtig. Ich weiß noch nicht, inwiefern, aber es ist wichtig.«
    »Wenn ich euch helfen konnte, dann freut es mich.« Über Jaspers Gesicht, das im Schatten lag, huschten die Lichter, die von draußen in den Wagen schienen. »Vor einer Minute sind deine Augen schwarz geworden.«
    »Ich kämpfte gegen das Tier in mir.«
    »Ich nehme an, damit meinst du nicht nur einen Wutanfall.«
    »Nein.«
    Wieder wischten die Scheinwerfer eines Wagens über Jaspers Gesicht, das ausnahmsweise einmal keine Regung zeigte. Aber er roch ganz leicht nach Angst. »Weiß Friar, dass du ihm die Kehle herausreißen willst?«
    »Oh ja«, sagte Rule sehr leise. »Das weiß er.«
    In der folgenden kurzen Stille kam ihnen das Summen von Rules Handy sehr laut vor. Er griff danach. Das war nicht Lilys Klingelton, und die Nummer kannte er nicht. Aber vielleicht rief sie von einem fremden Handy aus an. Vielleicht – »Ja.«
    »Rule, ich bin es, Tony. Ich habe dich enttäuscht. Ich habe Lily enttäuscht. Sie ist fort, und hier herrscht das totale Scheißchaos.«

33
    Drei Krankenwagen und ein halbes Dutzend Streifenwagen mitsamt ihren uniformierten Insassen waren bereits bei dem totalen Scheißchaos eingetroffen, als Rule dort ankam. Mit dem Auto war kein Durchkommen gewesen, die Straßen rund um das Dingos waren verstopft. Daher hatte Jasper angeboten, beim Auto zu bleiben, damit Rules Männer ihn begleiten konnten. Chris und Allan würden, sobald sie konnten, nachkommen.
    Der Grund, warum der Verkehr zum

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