Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
ich gehen kann, bevor, sozusagen meine Akkus aufgebraucht sind. Bevor ich aufgeben muss … und sterben werde.
Es wird gehen, denke ich. Ich öffne meine Augen wieder, ich nehme an, sie haben sich zu Raubtieraugen verändert, da meine Zähne gerade lang und dolchartig geworden sind.
Meine Energie wird ausreichen.
Es ist mir auch egal, wenn ich nur auf Sparflamme fahren würde, ich habe einen Auftrag zu erledigen, meinen ganz persönlichen Auftrag. Ich bin erst fertig, wenn Frank zerstört ist, dann kann ich immer noch ans sterben denken.
Vorsichtig linse ich wieder um die Ecke – Frank steht noch an der gleichen Stelle, von Dennis und Justin immer noch keine Spur. Ich renne geduckt durch den schmalen Durchgang und verstecke mich hinter einem großen, grob behauenen Grabstein.
Es ist nur eine Frage von Sekunden, bis entweder sein Geruchssinn mich gerochen hat, oder seine scharfen Augen mich erspäht haben. Aber bis dahin muss ich nah genug an ihm dran sein.
Da sehe ich es plötzlich, des Schicksals Fügung – wenn man so will. Einem Geschenk gleich, lehnt es einsam und verlassen an einem Stein. Der Holzgriff durch die viele Arbeit glatt und dunkel geworden, das Blatt blank gerieben von der Erde, die scharfe Kante aber gezeichnet von Steinen, auf die es traf.
Da steht es, mein persönliches Geschenk direkt aus der Hölle- von wo auch sonst.
Ein Spaten.
Nichts eignet sich besser – mal abgesehen von einem Schwert – um einem blutrünstigen Vampir damit den Kopf abzuschlagen. Eine hervorragende Waffe, leicht und handlich – und die einzige, die ich habe.
Schnell renne ich zu dem großen Stein, an dem der Spaten unschuldig lehnt. Frank hat meine Anwesenheit erstaunlicherweise noch nicht bemerkt. Vorsichtig nehme ich das Grabwerkzeug an mich, wiege ihn probehalber ein bisschen in meiner Hand. Ja, der ist erstklassig.
Er wird dem Friedhofswächter hier gehören, damals bin ich mit ihm ins Gespräch gekommen. Er pflegt wohl immer noch die Gräber. Allerdings war er früher schon uralt und gebrechlich. Wundert mich, das er die Arbeit noch verrichten kann.
Jetzt fühle ich mich besser, ich bin bewaffnet.
Erneut sehe ich vorsichtig um den Stein, aber diesmal war es ein Fehler. Franks Kopf ruckt herum und seine Raubtieraugen haben mich entdeckt.
„Tascha, du hast es tatsächlich geschafft. Du bist stärker als ich dachte.“ Er grinst leicht und schüttelt den Kopf.
„Wo ist Justin?“, rufe ich zurück.
„Dein Liebling ist zu einem Monster geworden. Dennis redet ihm gerade gut zu. Aus irgendeinem Grund hat Justin einen unerklärlichen Hass auf dich. Er will dich lieber tot als lebendig sehen. Was hast du wieder angestellt?“
Ja, das frage ich mich auch. Ich habe ihm nichts getan. Ob er immer noch ein bisschen wütend auf mich ist, wegen Josh?
„Gar nichts“, rufe ich laut zurück.
„Dann muss dein mieses, verseuchtes Blut daran schuld sein.“ In Franks Stimme schwingt Wut mit.
Inzwischen bin ich der selben Meinung, leider kann ich Frank nicht widersprechen.
Er steht noch an der gleichen Stelle. Ich verstecke den Spaten hinter meinem Rücken, stehe auf und komme langsam auf ihn zu.
„Da wirst du Recht haben, Frank“, sage ich leise zu ihm.
„Aber bitte bedenke, von wem ich dieses verseuchte, dreckige Blut bekommen habe“, ich grinse frech, „der Spender muss wohl auch ein böser, verseuchter Dreckskerl sein, meinst du nicht?“
Während ich näher komme, zieht sich Franks Gesicht immer düsterer zusammen, als ich endlich vor ihm stehe, hat er eine Mordswut auf mich.
Seine Augen sprühen vor Zorn, seine Hände sind zu Fäusten geballt, ein leises, warnendes Knurren kommt aus den Tiefen seines Körpers.
„Pass auf, was du sagst“, knurrt er mich an.
Ich fasse den Spaten hinter meinem Rücken fester, blitzschnell beuge ich meinen Kopf vor, nahe an sein Gesicht.
„Ich passe immer auf, vor allem darauf, was ich tue.“
Das wird wohl zu viel für ihn gewesen sein. Seine Hand schnellt vor und er versetzt mir einen Schlag gegen die Brust, dass es mich von den Füßen hebt und ein paar Meter zurück schleudert.
Ich zerbreche beim Aufprall einen Grabstein und bleibe keuchend darauf liegen. Den Spaten habe ich verloren, da ich während des Fluges wild mit meinen Armen ruderte. Ich hebe meinen Kopf und sehe zwei Dinge fast gleichzeitig. Frank, der mit gesenktem Kopf und geballten Fäusten langsam auf mich zukommt und meinen geliebten Spaten, der nur zwei Meter entfernt, etwas seitlich von
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