Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
greifen. Das Feuer glimmt nur noch vor sich hin, bald ist nichts mehr übrig von Frank.
Ich sehe Dennis und Justin um die Ecke eines Mausoleums biegen. Sie erstarren beide in der Bewegung, als sie mich und die glimmenden Überreste erblicken. Ich hocke noch auf dem Grabstein, der Spaten liegt auf dem Boden vor mir. Meine Hände sind um den Stiel gekrallt. Ich bin zum Schlag bereit.
Dennis findet wohl als erster aus seiner Erstarrung. Mit einem Löwengebrüll rennt er auf mich zu. Mitten in seinem Angriff bekommt er meine Waffe zu spüren. Er klappt mit einem seltsamen Geräusch einfach zusammen, krümmt sich auf dem Boden liegend. Ich hebe meinen Spaten und stelle ihn meinem Vampirsohn auf den Hals. In Dennis’ Blick flammt Panik auf, er blickt schnell zwischen dem Blatt und meinem Gesicht hin und her. Ich will mich gerade fester auf den Stiel stützen, da werde ich von Justin weggefegt. Er hat mich mit seinem Körper gerammt und ich fliege im hohen Bogen durch die Luft. Diesmal lande ich auf dem weichen Weg.
Ich sehe, wie Justin Dennis aufhilft, sie stehen mir jetzt beide gegenüber. Zwei Vampire, zwei mordsmäßig wütende Vampire. Justins Augen sprühen vor Hass und Zorn.
Diesmal habe ich meinen Spaten bei dem Flug nicht verloren, ich halte ihn noch in meiner Hand, hebe ihn ein bisschen an und sage.
„Er hatte es verdient.“
Ein leises Knurren ist die Antwort.
Ich blicke zu Justin, meinem lieben, netten Justin. Sein Monster scheint nicht mehr weichen zu wollen. Sein Gesicht ist eine einzige verzerrte Fratze, die Zähne lang und spitz die Augen gelb und kalt.
„Was hat er dir erzählt?“, frage ich ihn.
„Das geht dich gar nichts an“, seine Stimme ist eiskalt, „nichts, was mich betrifft, geht dich noch etwas an.“
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und schüttele meinen Kopf – ich kann es einfach nicht verstehen.
„Justin … ich …“, ist alles, was ich herausbringe.
Dennis fast Justin am Arm und zieht ihn weg.
„Komm, wir haben noch etwas zu erledigen. Es gibt noch ein wenig Rache zu üben, die ich auskosten möchte.“
Er grinst Justin an, der grinst zurück.
Dann rennen sie los. Ich starre ihnen mit großen Augen hinterher. Dennis will Rache nehmen? An wem denn?
Dann fällt mir ein, wo genau ich mich befinde.
Der Schreck fährt mir durch den Körper.
„Oh, nein. Das darf doch nicht wahr sein. Alles, nur das nicht.“
Schnell rappele ich mich hoch und jage beiden hinterher.
*
Ich renne, ich laufe wie der Blitz, und scheine doch nicht von der Stelle zu kommen. Ich spüre wie ich laufe und doch ich bin nicht schnell genug.
Er ist vor mir, genau vor mir – und doch noch so weit entfernt – unerreichbar für mich. Ich strecke meine Hand aus, sie greift ins Leere.
Später, in meinen Erinnerungen – sofern ich sie zulasse – durchlebe ich diese Sekunden immer wieder.
„Justin.“ Auch mein Ruf geht ins Leere, er ist vor mir, ich kann ihn sehen, riechen, aber er dreht sich nicht um, er scheint mich nicht zu hören.
„Justin.“ Nochmals der Ruf aus meinem Mund, fast schon ein Schrei. Panik ergreift mich, macht sich in mir breit. Löst den Hass ab, den Hass auf meinen Sohn, auf Dennis. Die Furcht lässt mich noch schneller werden. Die Bäume rasen als dunkle Schatten an mir vorbei. Wenn ich doch nur. … Bitte, lass mich ihn erreichen.
Erneut strecke ich meine Hand aus, mache einen verzweifelten Satz nach vorne. Meine Finger krallen sich in sein T-Shirt. Ich hab ihn erwischt, halte ihn fest.
„Justin, bitte bleib doch stehen.“
Er hebt seinen Arm, im selben Moment spüre ich seinen Ellenbogen im Gesicht. Ich lasse ihn wieder los.
Genau zwischen meine Augenbrauen hat er mich getroffen. Mit einer einzigen, flüssigen Bewegung hat er mich geschlagen.
Justin hat mich geschlagen.
Ich spüre keinen Schmerz, keinen körperlichen. Aber das Entsetzen, das sich in rasender Geschwindigkeit in meinem Körper ausbreitet, lähmt mich für ein paar Sekunden.
Ich werde langsamer. Justin rennt einfach weiter, er blickt flüchtig über seine Schulter zurück. Blickt mich an, ganz kurz nur, aber ich kann den grenzenlosen Hass in seinen Augen sehen, kann ihn sogar spüren. Dennis, der vor ihm läuft, lacht kurz und hämisch auf.
Ich bleibe stehen. Ich kann nicht mehr, das war zu viel für mich. Ich zwinkere ein paar Mal, damit ich wieder klar denken kann, damit ich ohne Emotionen nachdenken kann.
Dann renne ich wieder los, ich werde einen Bogen laufen, in der Hoffnung ihnen den
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