Unten Am Fluss - Watership Down
erreicht.
»O Hazel«, sagte Blackberry, um eine Pfütze im Kies herum zu ihm kommend, »ich war so müde und verwirrt, ich begann tatsächlich zu zweifeln, ob du deines Weges sicher warst. Ich konnte dich in dem Heidekraut hören, wie du sagtest: ›Nicht mehr weit‹, und es ärgerte mich. Ich dachte, du erfändest das Ganze. Ich hätte es besser wissen müssen. Frithrah, du bist wahrhaftig ein Oberkaninchen!«
»Gut gemacht, Hazel-rah !« sagte Buckthorn. »Gut gemacht!«
Hazel wußte nicht, was er erwidern sollte. Er sah sie schweigend an, und es war Acorn, der als nächster sprach.
»Los, kommt!« sagte er. »Wer wird der erste in diesem Feld sein? Ich kann noch laufen.« Und schon war er fort, wenn auch recht langsam, den Abhang hinunter, doch als Hazel trommelte, er solle anhalten, tat er es sofort.
»Wo sind die anderen?« fragte Hazel. »Dandelion, Bigwig?«
In diesem Augenblick tauchte Dandelion aus dem Heidekraut auf, setzte sich auf den Pfad, sah sich das Feld an. Nach ihm kamen zuerst Hawkbit und dann Fiver. Hazel beobachtete Fiver, wie er den Anblick des Feldes in sich aufnahm, als Buckthorn seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fuß des Abhanges lenkte.
»Sieh, Hazel-rah«, sagte er. »Silver und Bigwig sind da unten. Sie warten auf uns.«
Silvers graues Fell hob sich deutlich gegen ein Gezweig von Stechginster ab, aber Hazel konnte Bigwig nicht sehen, bis der sich aufsetzte und zu ihnen rannte.
»Sind alle hier, Hazel?« fragte er.
»Natürlich«, antwortete Blackberry. »Ich sage dir, er ist in meinen Augen ein Oberkaninchen. Hazel-rah, sollen wir –«
»Hazel rah ?« unterbrach Bigwig. » Oberkaninchen? Frith in einem Wespennest! Der Tag, an dem ich dich Oberkaninchen nenne, Hazel, wird der Tag sein, so wahr mir Frith helfe! An jenem Tag werde ich aufhören zu kämpfen.«
Es sollte sich in der Tat als ein bedeutungsvoller Tag erweisen – und eine bedeutungsvolle Rede obendrein; aber das lag in einer Zukunft, die keiner voraussehen konnte, und im Augenblick konnte der arme Hazel nichts anderes tun, als mit dem enttäuschten Gefühl beiseite zu treten, daß sein Anteil an der Durchquerung des Heidekrauts nicht wirklich sehr bedeutend gewesen war.
»Komm denn, Acorn«, sagte er. »Du willst laufen – ich laufe mit dir.«
Etwas später waren sie unter den Silberbirken, und als die Sonne aufging, rote und grüne Funken aus den Tropfen auf Farnen und Zweigen schlagend, kletterten sie durch die Hecke, über einen niedrigen Graben und in das dichte Gras der Wiese.
12. Der Fremde im Feld
Trotzdem können selbst in einem überfüllten Gehege Besucher in Form von jungen Kaninchen, die begehrenswertes trockenes Quartier suchen, geduldet werden... und wenn sie mächtig genug sind, können sie einen Platz erlangen und ihn halten.
R. M. Lockley The Private Life of the Rabbit
Ans Ende der Zeit voll Unruhe und Angst gelangen! Die Wolke, die über einem hing, sich heben und sich zerstreuen sehen – die Wolke, die das Herz unempfindlich und das Glück zu nicht mehr als einer Erinnerung machte! Dies ist zum mindesten eine Freude, die beinahe jedes lebende Geschöpf erfahren haben muß.
Da ist ein Knabe, der seine Bestrafung erwartete. Aber dann, unverhofft, findet er, daß sein Vergehen übersehen oder vergeben worden ist, und sofort erscheint die Welt wieder in leuchtenden Farben, voll köstlicher Aussichten. Hier ist ein Soldat, der schweren Herzens erwartete, in der Schlacht zu leiden und zu sterben. Aber plötzlich hat das Glück sich gewendet. Es gibt neue Nachrichten. Der Krieg ist vorbei, und alle brechen in Gesang aus. Er wird schließlich doch nach Hause gehen! Die Spatzen auf dem Ackerland ducken sich in Furcht vor dem Turmfalken. Aber er ist fort, und sie fliegen wild durcheinander in die Hecke, tanzen herum, plappern und setzen sich hin, wo sie wollen. Der bitterkalte Winter hatte das ganze Land in seiner Gewalt. Die Hasen in dem grasbewachsenen Hügelland, benommen und erstarrt vor Kälte, fügten sich in ihr Schicksal und sanken immer tiefer in den eisigen Kern von Schnee und Schweigen. Aber jetzt – wer hätte davon geträumt? – tröpfelt der Tau, die große Meise läutet die Glocke vom Gipfel einer kahlen Linde, die Erde duftet, und die Hasen springen und hüpfen im warmen Wind. Hoffnungslosigkeit und Widerstreben sind fortgeweht wie ein Nebel, und die stumme Einsamkeit, in der sie sich verkrochen, ein Ort, so unwirtlich wie ein Riß im Boden, öffnet sich wie eine Rose und
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