Unten Am Fluss - Watership Down
sind zuviel.«
»Seid vorsichtig«, sagte Buckthorn, als Hazel und Blackberry sich den Abhang hinunter auf den Weg machten. »Es ist vielleicht nicht das einzige.«
An verschiedenen Stellen war der Bach schmal – nicht viel breiter als ein Kaninchenlauf. Sie sprangen hinüber und erklommen den anderen Hang.
»Benimm dich so, als ob wir hier zu Hause wären«, sagte Hazel. »Ich sehe nicht, inwiefern es eine Falle sein kann, und im übrigen können wir immer noch davonlaufen.«
Als sie sich näherten, verhielt sich das andere Kaninchen still und beobachtete sie angestrengt. Sie konnten jetzt sehen, daß es ein großer Bursche war, geschmeidig und gut aussehend. Sein Fell glänzte, und seine Klauen und Zähne waren in perfekter Verfassung. Nichtsdestoweniger schien es nicht aggressiv zu sein. Im Gegenteil, es war eine seltsame, ziemlich unnatürliche Güte in seiner Art, auf ihr Näherkommen zu warten. Sie blieben stehen und sahen ihn aus einiger Entfernung an.
»Ich glaube nicht, daß er gefährlich ist«, flüsterte Blackberry. »Ich gehe zuerst zu ihm hin, wenn du willst.«
»Wir werden beide gehen«, erwiderte Hazel. Aber in diesem Augenblick kam das andere Kaninchen aus eigenem Antrieb zu ihnen und berührte Hazel mit der Nase; sie schnüffelten und erforschten sich schweigend. Der Fremde hatte einen ungewöhnlichen Geruch, der aber durchaus nicht unangenehm war. Er vermittelte Hazel den Eindruck von gutem Fressen, von Gesundheit und einer gewissen Lässigkeit, als ob der andere aus einem reichen, glücklichen Land käme, wo er selbst nie gewesen war. Er hatte das Wesen eines Aristokraten, und als er sich umwandte, um Blackberry aus seinen großen braunen Augen anzublicken, fühlte Hazel sich als zerlumpter Wanderer, als Führer einer Bande von Vagabunden. Er hatte nicht beabsichtigt, zuerst zu sprechen, aber etwas in dem Schweigen des anderen zwang ihn dazu.
»Wir sind über das Heidekraut gekommen«, sagte er.
Das andere Kaninchen erwiderte nichts, aber sein Blick war nicht feindselig. Seine Haltung drückte eine Art von Melancholie aus, die bestürzend war.
»Lebst du hier?« fragte Hazel nach einer Pause.
»Ja«, erwiderte das andere Kaninchen und fügte dann hinzu: »Wir haben euch kommen sehen.«
»Wir beabsichtigen, auch hier zu leben«, sagte Hazel bestimmt.
Das andere Kaninchen zeigte keinerlei Beunruhigung. Es zögerte und antwortete dann: »Warum nicht? Wir haben das erwartet. Aber ich glaube nicht, daß ihr genug seid, um, auf euch selbst gestellt, sehr angenehm zu leben.«
Hazel geriet durcheinander. Offensichtlich war der Fremde durch die Nachricht, daß sie zu bleiben beabsichtigten, nicht bekümmert. Wie groß war sein Gehege? Wo war es? Wie viele Kaninchen waren im Unterholz verborgen und beobachteten sie jetzt? Hatten sie die Absicht anzugreifen? Das Verhalten des Fremden verriet nichts. Er schien uninteressiert, beinahe gelangweilt, aber durchaus freundlich. Seine Mattigkeit, sein großer Wuchs und seine schöne, gepflegte Erscheinung, seine ruhige Art, die ausdrückte, alles zu haben, was er wollte, und in keiner Weise durch die Neuankömmlinge beeindruckt zu sein – all dies gab Hazel ein Problem auf, das mit nichts zu vergleichen war, womit er sich zuvor herumzuschlagen hatte. Falls eine List dahintersteckte, hatte er keine Ahnung, welcher Art sie sein mochte. Er beschloß, auf jeden Fall selbst vollkommen offen und ehrlich zu sein.
»Wir sind genug, um uns zu schützen«, sagte er. »Wir wollen uns keine Feinde machen, aber wenn uns irgend jemand dazwischentritt –«
Der andere unterbrach ihn ruhig. »Reg dich nicht auf – ihr seid alle höchst willkommen. Wenn du jetzt zurückgehst, werde ich dich begleiten; das heißt, wenn du nichts dagegen hast.«
Er setzte sich den Abhang hinunter in Bewegung. Hazel und Blackberry, die einen kurzen Blick gewechselt hatten, holten ihn ein und gingen neben ihm her. Er bewegte sich leicht, ohne Eile und zeigte weniger Vorsicht beim Überqueren des Feldes als sie. Hazel war verwirrter denn je. Der andere hatte offenbar keine Furcht, daß sie sich auf ihn stürzen würden, hrair gegen einen, um ihn zu töten. Er war bereit, allein unter eine Menge verdächtiger Fremder zu gehen, aber was er sich von diesem Risiko erhoffte, war unmöglich zu erraten. Vielleicht, dachte Hazel vage, würden Zähne und Klauen keinen Eindruck auf diesen großen kräftigen Körper und das schimmernde Fell machen.
Als sie den Graben erreichten, hockten alle
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