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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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hätte, auch konnten wir ihm keinerlei Willkür oder irgendwelche Grausamkeiten zur Last legen. So was hatte er gar nicht nötig.
    Er hatte nichts weiter zu tun, als uns die vornehmste Umgebung zu bieten, das Beste vom Besten an Unterkunft, Speisen und Kleidung und die größtmögliche Sorgfalt – und dabei darauf zu achten, daß wir all dies mit ihm teilten, dessen Herz ebenso finster war wie sein gewaltiges, dunkles Haus, finster wie eine Höhle tief unter der Erde, wohin nie ein Sonnenstrahl drang, dessen Seele so kalt war wie der Stein in einer solchen Höhle.
    Seine Bibel waren die Schriften jenes alten Heiligen oder Teufels aus dem 21. Jahrhundert, die Werke jenes Walter Blunt, dessen Motto Z ERSTÖRUNG war – und aus dessen religiöser Sekte jene exotische Kultur hervorging, die auf den Welten von Mara und Kultis herrschte. Es muß nicht besonders erwähnt werden, daß die Exoten Blunts Schriften bereits kannten und auf ihre Weise ausgelegt hatten, indem sie nämlich die Botschaft erkannten, das Unkraut unserer Zeit zu jäten, damit die Blüten der Zukunft wachsen und gedeihen konnten. Mathias, mein Onkel, war aber über das Jäten und Vernichten nicht hinausgekommen, eine Idee, die er uns in seinem finsteren Haus Tag für Tag einbleute.
    Soviel über Mathias. Er war perfekt in seiner Lehre und seinem fanatischen Glauben, daß die Neuen Welten uns Erdenmenschen schon lange im Stich gelassen hätten, um uns dem Untergang und dem Tod preiszugeben, so wie man ein abgestorbenes Glied abstößt. Doch weder ich noch Eileen konnten uns für diese eiskalte Philosophie begeistern, so sehr wir es als Kinder auch versuchten. So versuchte jeder von uns auf seine Weise, ihm und seiner Gedankenwelt zu entfliehen. Und einer unserer Fluchtwege führte uns an einem bestimmten Tag zu der Enklave von St. Louis und zur Enzyklopädie.
    Wir nahmen eine Raumfähre von Athen nach St. Louis und stiegen dann in die U-Bahn, die uns zur Enklave brachte. Ein Luftbus brachte uns zum Hof der Enzyklopädie, und urplötzlich war ich aus dem Bus, ohne zu wissen, wie mir geschah. Als mein Fuß den Asphalt berührte, war es plötzlich wieder da, dieses Gefühl, das mich wie ein tiefer Gongton berührte. Ich hielt an, wie ein Mensch, der in Trance fallt.
    „Verzeihung“, sagte eine Stimme hinter mir. „Sie gehören doch mit zu der Gruppe? Würden Sie sich bitte anschließen? Ich bin Ihr Fremdenführer.“
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und stand Auge in Auge mit einem jungen Mädchen, das die blaue Robe einer Exotin trug. Sie stand da, so frisch wie die Sonne über ihr – doch an ihr war etwas Fremdes, etwas, das nicht zu ihrer Erscheinung paßte.
    „Sie sind keine Exotin!“ sagte ich unvermittelt. Anscheinend war sie es wirklich nicht. Ein geborener Exote sieht ganz anders aus. Ihr Gesichtsausdruck ist gefaßter als der anderer Menschen, ihre Augen, ihre Blicke sind durchdringender als die unseren. Sie sind wie die Friedensgötter, deren Hände auf einem Blitz ruhen, ohne sich dessen Gegenwart bewußt zu werden, ohne zu wissen, welchen Donnerschlag sie mit einer einzigen Bewegung auslösen können.
    „Ich bin nur eine Mitarbeiterin“, erwiderte sie. „Ich heiße Lisa Kent. Und Sie haben absolut recht. Ich bin keine geborene Exotin.“ Sie schien sich nicht daran zu stören, daß ich festgestellt hatte, wie sich ihr Körper unter der Robe abzeichnete, die sie trug. Sie war kleiner und zierlicher als meine Schwester, die ebenso hochgewachsen war wie ich – fast zu zierlich für einen Erdenmenschen. Eileen war silberblond, während mein Haar zu jener Zeit bereits nachgedunkelt war. Als meine Eltern starben, war ich genauso ein Blondkopf gewesen. Aber meine Haare waren mit den Jahren in Mathias 1 Haus dunkel geworden. Doch dieses Mädchen Lisa hatte braunes Haar, war hübsch und lächelte verbindlich – es war ein fröhliches Lächeln. Ihre hübsche Erscheinung gefiel mir, so wie sie in ihrem exotischen Gewand vor mir stand – und gleichzeitig ärgerte sie mich, weil sie mir zu selbstsicher vorkam.
    Ich beobachtete sie, während sie sich um die anderen Besucher kümmerte, die darauf warteten, durch die Enzyklopädie geführt zu werden. Und sobald sich die Gruppe in Bewegung gesetzt hatte, gesellte ich mich zu ihr und verwickelte sie immer wieder in ein Gespräch, wenn sie der Besuchergruppe nicht gerade etwas erklären mußte.
    Sie zögerte nicht, über sich selbst zu sprechen. Sie war im nordamerikanischen Mittelwesten zur Welt

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