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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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adressierten Briefe von Sayona, dem Bürgen von Kultis, heraus. Er las sie durch und legte sie beiseite. Dann reichte er mir den Aktendeckel mit meinen Beglaubigungen zurück.
    „Sie haben zuerst Josefstadt einen Besuch abgestattet?“ fragte er.
    Ich nickte. Ich bemerkte, wie er mein Gesicht musterte und seine Züge dabei ernst wurden.
    „Sie mögen die Quäker nicht“, stellte er fest.
    Seine Worte nahmen mir den Atem. Als ich hierhergekommen war, hatte ich mich gut auf den rhetorischen Eröffnungszug vorbereitet. Doch jetzt kam es zu plötzlich. Ich blickte zur Seite.
    Ich wagte es nicht, sofort zu antworten. Ich konnte nicht. Ich konnte sowohl zuviel als auch zuwenig sagen, wenn ich meine Worte nicht sorgfaltig abwog und vorher überlegte. Dann bekam ich mich wieder unter Kontrolle.
    „Wenn ich für den Rest meines Lebens irgendein großes Ziel habe“, sagte ich langsam, „dann folgendes: Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um die Quäker und ihre ganze Lebensweise aus der Gemeinschaft der zivilisierten Menschen zu tilgen.“
    Ich blickte ihn wieder an. Er hatte seinen einen Ellbogen fest auf die Schreibtischfläche gestützt und musterte mich.
    „Das ist ein ziemlich einseitiger Standpunkt, nicht wahr?“
    „Nicht einseitiger als der der Quäker.“
    „Glauben Sie?“ fragte er ernst. „Das würde ich nicht unbedingt sagen.“
    „Ich dachte“, gab ich zurück, „Sie wären derjenige, der gegen sie kämpft.“
    „Nun ja.“ Er lächelte dünn. „Aber wir sind Soldaten auf beiden Seiten.“
    „Ich glaube nicht, daß sie das ebenfalls so sehen.“
    Er schüttelte leicht mit dem Kopf.
    „Woraus schließen Sie das?“ fragte er.
    „Ich habe sie erlebt“, antwortete ich. „Vor drei Jahren geriet ich bei Hauptburg auf Neuerde zwischen die Fronten. Sie erinnern sich sicher an diesen Konflikt.“ Ich klopfte auf mein steifes Knie. „Ich wurde angeschossen und konnte nicht mehr weiter. Die Cassidaner um mich herum begannen sich zurückzuziehen – sie waren Söldner, und die feindlichen Truppen ihnen gegenüber bestanden aus Quäkern, die als Söldner vermietet waren.“
    Ich hielt inne und nahm einen Schluck von dem Whisky. Als ich das Glas wieder absetzte, hatte sich Graeme noch nicht bewegt.
    „Da war ein junger Mann, ein noch unerfahrener Soldat“, sagte ich. „Ich war damit beschäftigt, eine Artikelserie über den Feldzug zu verfassen, aus der Sicht eines Beteiligten. Ich wählte ihn als den Beteiligten, den ich dazu brauchte. Die Wahl lag auf der Hand. Wissen Sie“, ich trank erneut, und diesmal leerte ich mein Glas, „meine jüngere Schwester kam zwei Jahre vor diesem Krieg mit einem Arbeitsvertrag als Kontoristin nach Cassida, und sie hatte ihn dort geheiratet. Er war mein Schwager.“
    Graeme nahm mir das leere Glas aus der Hand und schenkte es mir wieder voll, ohne dabei ein Wort zu sagen.
    „Eigentlich war er kein richtiger Soldat“, sagte ich. „Er studierte Phasenverschiebungsmechanik, und dieses Studium hätte noch drei weitere Jahre gedauert. Aber er fiel bei einer Ausleseprüfung durch, und das war gerade zu einer Zeit, als Cassida aufgrund einer vertraglichen Verpflichtung Truppenkontingente nach Neuerde schicken mußte, um dort das militärische Gleichgewicht wiederherzustellen.“ Ich atmete tief durch „Nun, um es mit wenigen Worten auszudrücken: Er landete schließlich in dem gleichen Feldzug, über den ich berichtete. Und aufgrund der Serie, die ich schrieb, sorgte ich dafür, daß er zu mir abkommandiert wurde. Wir beide glaubten, dies sei das beste für ihn, auf diese Weise sei er sicher.“
    Wieder nahm ich einen Schluck von dem Whisky.
    „Doch wissen Sie“, sagte ich, „die besseren Geschichten findet man immer dann, wenn man dem Kampfgeschehen ganz nahe ist. Eines Tages, als sich die Truppen von Neuerde zurückzogen, gerieten wir zwischen die Fronten. Ich wurde verwundet, von einem Nadelgeschoß, das durch meine Kniescheibe drang. Die Artillerie der Quäker kam näher, und die Lage wurde wirklich ungemütlich. Die Soldaten um uns herum machten sich eilig an den Rückzug, doch Dave versuchte mich zu tragen, denn er fürchtete, die Artilleristen der Quäker würden mich umpusten, ohne sich die Zeit zu nehmen festzustellen, daß ich ein Zivilist war. Nun“, ich atmete erneut tief durch, „dann erwischten uns die Infanterieeinheiten der Quäker. Sie brachten uns zu einer Art Lichtung, wo sie eine Menge Gefangene untergebracht hatten, und dort behielten

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