Unter dem Schutz des Millionaers
einsetzen, für den Fall, dass ich sterbe oder auf Abwege gelange. Wenn jemand zu dir käme und sich um den wichtigsten Job der Welt bewerben würde – würdest du nicht auch herausfinden wollen, was das für eine Person ist? Woher sie kommt, wie sie denkt, was sie für Referenzen hat?“
Er lachte auf, und seine weißen Zähne blitzten. „Ich weiß nicht, ob ich jetzt beleidigt sein soll oder …“ Sein Handy klingelte, und sein Lächeln erstarb. „Entschuldige mich“, murmelte er und nahm das Gespräch an. „Ja, Rena?“ Er schwieg kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Ich habe eine Spende überwiesen, aber zu der Veranstaltung werde ich nicht kommen.“ Er hörte einen Moment zu. „Tut mir leid, wenn sie enttäuscht sind. Das Geld wird sie entschädigen. Gut. Einen schönen Tag noch.“
Er beendete das Gespräch und wandte sich wieder an Lilli. „Das war meine Cousine Rena. Sie findet, dass ich zu zurückgezogen lebe, und versucht ständig, mich unter Leute zu bringen.“
„Aber das willst du nicht“, ergänzte Lilli.
„Heute Abend findet ein langweiliges Wohltätigkeitsdinner statt, und danach gibt es eine Auktion. Ich habe genügend menschliche Kontakte im Büro. Außerdem bin ich recht großzügig, was Spenden angeht.“
„Vielleicht denkt Rena, dass die anderen Leute mehr spenden, wenn du diese Wohltätigkeitsveranstaltungen ab und zu mit deiner Anwesenheit beehrst?“, warf Lilli ein. „Du würdest mit gutem Beispiel vorangehen.“
„Kann sein“, erwiderte er wenig überzeugt. „Weißt du überhaupt, wie gruselig solche Veranstaltungen sein können?“
„Nein, wohl nicht“, sagte sie. „Aber es ist ja nicht gerade so, als ob du mit diesen Leuten dein ganzes Leben verbringen sollst, oder?“
Er seufzte und sah ihr in die Augen. „Na gut, du hast mich überzeugt. Ich gehe zu dieser Veranstaltung für die neue Kinderklinik, wenn du mitkommst.“
„Ich?“, sagte sie erschrocken. „Aber ich bin doch schwanger.“
„Aber nicht behindert.“
„Natürlich nicht, aber … warum willst du, dass ich mitkomme? Es gibt doch sicher ein Dutzend Frauen, die nichts lieber täten, als dich zu begleiten.“
„Dir würde es also nicht gefallen“, bemerkte er amüsiert.
„Das wollte ich damit nicht sagen. Was ist mit Kiki?“
„Kiki habe ich nicht gefragt“, gab er zurück. „Sondern dich.“
Sofort bekam sie Herzklopfen. Verlegen räusperte sie sich und sagte: „Ich habe aber nichts anzuziehen.“
„Darum kümmere ich mich. In einer Stunde hast du was anzuziehen.“
Ihr Protest erstarb. Lilli sah zu ihm auf. Ihre Gedanken überschlugen sich.
„Das gibt dir Zeit, dein Bewerbungsgespräch mit mir fortzusetzen“, schlug er so gelassen vor, als hätte er nicht die geringsten Bedenken, dass er alle Fragen zu ihrer Zufriedenheit beantworten könnte.
Es muss wirklich großartig sein, so viel Selbstvertrauen zu besitzen, dachte sie. „Das ist doch verrückt. Ich glaube dir einfach nicht, dass du ausgerechnet mich mit zu diesem Event nehmen möchtest. Denk doch daran, wie gern die Leute tratschen.“
„Durch meinen Vater, seine Geliebte und meinen Bruder bin ich an Klatsch und Tratsch gewöhnt“, gab Max zurück. „Dagegen wird das heute Abend ein Kinderspiel.“
Als Lilli geduscht hatte und gerade dabei war, ihr Haar zu richten, klopfte es an ihrer Zimmertür. Vor der Tür stand Myrtle, Max’ Haushälterin, die eine große Schachtel in den Händen hielt. „Für Sie“, sagte die ältere Frau mit dem eisengrauen Haar und trug die Schachtel hinüber zum Bett, wo sie sie ablegte.
„Schon?“, fragte Lilli überrascht und sah auf die Uhr. Wenn Max sagte, es dauert eine Stunde, dann dauerte es eine Stunde. „Danke vielmals, Myrtle“, sagte sie dann, öffnete die Schachtel und schob einige Lagen Seidenpapier zur Seite. „Oh, das ist ja wunderschön“, rief sie. „Haben Sie das schon gesehen?“ Sie hielt das schwarze Kleid hoch, das eine hohe Taille besaß und einen tiefen V-Ausschnitt. Ein schmales, gesticktes Band mit rosafarbenen Blüten trennte das eng anliegende Oberteil vom Rest des weich fallenden Seidenkleides.
Myrtle nickte. „Es ist traumhaft und wird Ihnen sehr gut stehen. Mr. DeLuca ist immer sehr großzügig.“
„Ja, das ist er, nicht wahr?“ Lilli suchte vergeblich das Preisschild, weil sie gehofft hatte, Max die Auslagen für das Kleid zurückzuzahlen. „Glauben Sie, er lässt es mich bezahlen?“
Myrtle schüttelte den Kopf. „Niemals.“
Seufzend
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