Unter dem Schutz des Millionaers
angeschaut.“
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie. „Hat die Ärztin uns etwas verschwiegen?“
„Nein, nein. Alles, was mich interessiert hat, war Davids Blutgruppe. Es ist deine.“
„Ja, und?“
„Es wäre mir lieber gewesen, wenn es Tonys wäre“, sagte er hart. „Dann wüsste ich wenigstens, dass David wirklich sein Sohn ist.“
„Du glaubst mir immer noch nicht?“, rief sie überrascht. „Aber ich habe dir doch gesagt …“
„Du standest unter Drogen. Wer weiß, was du getan hast. Du jedenfalls weißt es nicht, wenn du ehrlich bist.“
Sie sah zu Boden. „Ich bin mir sicher, dass es Tony war, aber wenn du mir nicht glaubst …“
„Es geht nicht um Glauben. Es geht um Wissen. Ich möchte, dass wir einen DNA-Test machen lassen. Von mir und von David. Dann werden wir erfahren, ob er mit mir verwandt ist.“
Lilli hob den Kopf. In ihren Augen stand tiefe Trauer, und Max wünschte plötzlich, er hätte diese Worte nie gesagt.
„Gut“, meinte sie ruhig und stand auf. „Und was passiert, wenn David nicht Tonys Sohn ist? Wirst du dich dann von mir trennen?“
Er kam zu ihr. „Lilli, ich …“
„Tu, was du für richtig hältst“, sagte sie und ließ ihn stehen.
Ihr erster Impuls war, David zu nehmen und zu gehen. Bloß weg hier, so weit wie möglich. Doch dann dachte sie nach. Weshalb sollte sie sich immer zum Opfer machen lassen? Es war Zeit, diese Rolle endlich aufzugeben.
Max fuhr ins Büro, doch er konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Es war seltsam – jetzt, da er seinen Zweifel offen ausgesprochen hatte, schien ihm das Thema plötzlich gar nicht mehr so wichtig zu sein.
Er dachte an David und das, was er in den letzten Tagen und Wochen mit dem Kind erlebt hatte. An die Momente der Nähe, seine neue Vaterrolle, den Geruch des Babys, seine Augen, die so groß und fragend in die Welt blickten. Wieder ergriff ihn jenes tiefe Gefühl, das ihn bereits gestern, als das Fieber des Kleinen so hoch war, erschüttert hatte. David war sein Sohn, und die Liebe zu ihm hatte sich unbemerkt von ihm in sein Herz geschlichen. Nichts konnte sie jemals wieder von dort vertreiben. Und er wollte es auch gar nicht.
Und dann war da noch Lilli. Sie hatten sich ewige Treue gelobt. Er hatte versprochen, für David zu sorgen wie für seinen eigenen Sohn. Das war es, was zählte. Nichts anderes.
Nachdem Lilli von ihrem Spaziergang mit David zurück war, saß sie lange Zeit da mit dem Kind auf dem Schoß und wiegte es. Das Baby war so warm, so süß, und die Gefühle für ihren Kleinen milderten ihre Trauer. Schließlich bettete sie ihn in die Wiege, küsste ihn auf die Stirn und schaute ihn lange an, ehe sie das Kinderzimmer verließ und nach unten ging. Auf halber Treppe hörte sie ein Geräusch. Es war Max, der gerade zur Haustür hereinkam. Erschrocken blieb sie stehen.
„Wir müssen miteinander reden“, sagte er.
Angsterfüllt folgte sie ihm auf die Terrasse. Die helle Nachmittagssonne bildete einen scharfen Kontrast zu den düsteren Gefühlen, die sie im Griff hatten. „Ich nehme an, du willst …“
Max unterbrach sie. „Ich wollte mich entschuldigen, Lilli. Ich war verrückt und dumm. Ich hatte nicht begriffen, worum es wirklich geht, aber jetzt weiß ich es.“
„Aber du …“
„Nein, das ist vorbei“, sagte er fest. „Du hast genug durchgemacht.“
Lilli konnte es nicht glauben. Max war hier, und sie spürte wieder seine Wärme, seine Kraft, das Vertrauen, das zwischen ihnen geherrscht hatte, ehe … Konnte es wahr sein?
„Du gehörst zu mir“, fuhr er mit sanfter Stimme fort. „Und David gehört zu mir. Ihr seid meine Familie. Für immer.“
Tiefe Erleichterung durchflutete Lilli, aber sie wollte ganz sichergehen. Deshalb fragte sie: „Und der DNA-Test?“
„Findet nicht statt. Ich habe dich geheiratet und David adoptiert. Und mir ist klar geworden, weshalb ich das getan habe. Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe, Lilli. Und ich liebe David. Ich kann ohne euch beide nicht leben.“
Sie hatte das Gefühl, als stünde die Welt kopf, und mit einem Mal schwankte sie. Max nahm sie in die Arme, ließ sich in einen Sessel sinken und zog Lilli auf seinen Schoß. Zärtlich strich sie ihm über die Wange. „Ich dachte, ich würde bis ans Lebensende allein sein mit meiner Liebe zu dir.“
„Aber du hast mich trotzdem geheiratet.“
„Es war meine einzige Chance, Freude in dein Leben zu bringen. Ich wollte für dich da sein, weil ich dich über alles
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