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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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»Carolina Cellar« auf den Seitentüren.
    Ein alter Aborigine schlurfte über den Parkplatz. Er zog einen zerbeulten Karren hinter sich her, in dem Müll lag. Eine Windböe fuhr in den Karren und wirbelte leere Milchtüten, Apfelreste, Papier und anderen Unrat herum. Der alte Mann blieb stehen und zog die Schultern hoch. Langsam bückte er sich, um den Müll wieder einzusammeln.
    Eine zerknüllte Papiertüte war bis zu Steves Füßen geflogen. Als der alte Mann näher kam, stellte Steve seinen Fuß darauf. Der Aborigine sah zu ihm hoch, dann richtete er sich langsam auf und blieb ruhig vor Steve stehen. Steve zeigte mit dem Finger auf den Boden und bedeutete dem Mann, die Papiertüte wegzuräumen, doch sein Stiefel gab sie nicht frei. Der Alte rührte sich nicht. Schließlich packte Steve ihn im Nacken und drückte ihn so weit auf den Boden, dass seine Nase beinahe die Stiefelspitze berührte. Steve stieß das Papierknäuel von sich und schubste den Eingeborenen so kräftig hinterher, dass der Alte ins Taumeln geriet. Der Aborigine hastete dem Papier hinterher, hob es auf und legte es in seinen Karren.
    Ein anderer Weißer, der gerade über den Platz kam, sah von dem Eingeborenen zu Steve, dann klatschte er in die Hände, um Steve seinen Beifall auszudrücken, grinste breit und ging weiter.
    Amber schüttelte den Kopf, nahm ihre Tasche und stieg langsam die Treppe des alten Gebäudes hinunter. Als sie die Flügeltür aufstieß und ins Freie trat, stockte ihr der Atem.
    Die Luft war inzwischen so schwer und dicht, dass Amber glaubte, in einen klebrigen Brei einzutauchen. Als erneut ein Donnergrollen ertönte, fuhr sie leicht zusammen. Am Horizont zuckten die ersten Blitze, aber noch war das Gewitter ungefähr zwanzig Meilen entfernt.
    Steve Emslie hatte sie entdeckt und kam ihr entgegen.
    »Herzlichen Glückwunsch«, nuschelte er, nahm die Zigarette aus dem Mund, zertrat den Stummel mit dem Absatz und hielt ihr mit einem Grinsen den halb verwelkten Blumenstrauß hin.
    Amber erwiderte seinen Gruß nicht. Sie nahm den Strauß, steckte ihn lieblos in ein offenes Seitenfach ihrer Tasche und reichte sie dem Verwalter. »Wir müssen uns beeilen«, sagte sie. »Vater wird es nicht gern sehen, wenn wir bei einem solchen Unwetter unterwegs sind. Die Straßen in Barossa Valley werden sich bald in Schlammpisten verwandeln.«
    Seit Emslie vor ihr stand, hatte Amber ihm nicht ein einziges Mal ins Gesicht geblickt.
    Jetzt, als er mit der Tasche im Arm vor ihr zum Auto ging, betrachtete sie ihn von hinten. Das braune Haar hing ihm fast bis zum Kragen. Mit großen Schritten stürmte er voran, dabei mit dem freien Arm weit ausholend, als wollte er die Luft vor sich mit einer Machete zerschneiden.
    Er warf die Tasche achtlos auf die Ladefläche des Geländewagens. Die Blumen fielen dabei heraus, Emslie merkte es nicht und zermalmte die Blüten unter dem Absatz. Dann riss er die Autotür auf und setzte sich hinter das Lenkrad. Er startete den Wagen, noch bevor Amber eingestiegen war.
    Sie fuhren durch einige neu gebaute Straßen, überquerten den Torrens River und verließen die Küstenstadt schließlich Richtung Norden. Der Wind heulte mit dem Motor um die Wette und drückte gegen die Eukalyptusbäume. Ein zarter Geruch nach Menthol vermischte sich mit den Ausdünstungen der schwitzenden Stadt.
    Amber sah zu den Hügeln, die Adelaide wie eine schützende Hecke umgaben. Es schien, als berührten die violetten Wolkengebirge die Hügelkuppen, um sich darauf niederzulassen.
    Steve Emslie hatte bis jetzt geschwiegen. Er lenkte den Wagen mit der linken Hand. Den rechten Arm hatte er lässig ins offene Fenster gelegt. Dazu kaute er auf einem Streichholz herum.
    Unvermittelt sagte er: »Willst neue Moden auf dem Carolina-Gut einführen, was?«
    Amber runzelte die Stirn. »Wer sagt das?«
    Emslie zuckte mit den Schultern und spuckte das Streichholz aus dem Wagenfenster. »Ist doch bekannt, dass die Schlaumeier vom College alles besser wissen. Darfst dich ja jetzt Winemaker nennen.«
    »Ja, der erste weibliche Winemaker in dieser Gegend«, erwiderte Amber knapp. Sie hatte keine Lust, sich mit Steve Emslie über den Weinbau zu unterhalten. Emslie war vor vier Jahren auf das Gut ihres Vaters gekommen. Vorher, so hieß es, hatte er eine Rinderfarm geleitet. Vom Weinbau verstand er gerade so viel, wie er musste, doch er war ein guter Verwalter, der seine Leute im Griff hatte. Für Ambers Geschmack zu fest im Griff.
    »Der erste weibliche

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