Unter dem Weihnachtsbaum in Virgin River (German Edition)
Anschließend verabreichte er der Stute ein Beruhigungsmittel und Antibiotika, vergewisserte sich, dass die Nachgeburt vollständig abgegangen war, und brachte sie zusammen mit dem Embryo nach Eureka, sodass Dr. Conner post mortem versuchen konnte, die Ursachen zu ermitteln. Conner würde wahrscheinlich eine Endometriumbiopsie machen wollen. Auch die anderen Pferde im Stall mussten sofort untersucht werden, denn Bledsoe hatte momentan sechs trächtige Stuten dort stehen.
Aber das war nicht das Schlimmste. Es ging nicht nur darum, dass die Stute sehr wertvoll und der Hengst ein Champion war. Die Tochter der Besitzer, ein Mädchen im Teenageralter, hatte sie als Fohlen aufgezogen, und es war ihr erstes Fohlen. Das Mädchen war genauso verstört wie das Pferd und hatte panische Angst, die Stute könnte sterben.
Sterben würde sie nicht, aber es war noch nicht entschieden, ob sie auch eine gute Zuchtstute war. Irgendein rätselhaftes Problem oder eine Krankheit hatten ihren Tribut gefordert und dafür gesorgt, dass sie ihr Fohlen und eine beträchtliche Menge Blut verloren hatte. Mit der Zeit und durch die Nachuntersuchungen würden sich die Fragen klären. Aber als Nate sich ziemlich spät in der Nacht von der Familie verabschiedete, sah es ganz danach aus, dass das Mädchen im Stall bei seinem Pferd schlafen würde.
Das war nun wieder etwas, was er auch Annie zutraute.
Und um von der Teufelin selbst zu sprechen, als er vor seinem Haus parkte, sah er, dass es drinnen schwach beleuchtet war, und draußen stand ihr Truck. Die Uhr am Armaturenbrett seines Wagens zeigte zwei Uhr fünfzehn an. Lieber Himmel, was machte sie nur? Einerseits hätte er vor Dankbarkeit platzen können, andererseits hätte er ihr am liebsten den Hintern versohlt, weil sie so lange aufblieb. Er wusste, dass ihr ein langer Tag im Geschäft bevorstand, denn sie wollte am Nachmittag des vierundzwanzigsten schließen und am fünfundzwanzigsten geschlossen lassen.
Aber harte Arbeit scheute Annie nicht, so viel hatte er gelernt.
Leise betrat er das schwach beleuchtete Haus. Seine erste Reaktion war Überraschung, aber ganz schnell folgte die Freude. Auf dem Frühstückstresen flackerte eine dicke rote Kerze neben einem Teller Plätzchen und zwei Tassen. In den Tassen befand sich bereits das Kakaopulver und wartete nur darauf, dass man heiße Milch hinzugefügte. Schleifen an den Stühlen, Girlanden, Tischdekorationen und überall blinkende Lichter. Und sein Mädchen, das vor dem Feuer eingeschlafen war. Er musste lächeln. Auch
sie
hatte ganz schön zu tun gehabt.
Es war wirklich ein Nachhausekommen. Die Feiertage bedeuteten Annie sehr viel. Ihr Sinn für Liebe und Familie übertrug sich auf alle Menschen in ihrer Nähe, und er fühlte sich so … innerlich umarmt, als wäre es sein erstes Weihnachtsfest. Er lächelte. Auf eine besondere Weise war es das auch.
Er zog sich die Stiefel aus und legte Jacke und Gürtel in der Küche ab. Dann blies er die Kerzen aus, löschte bis auf die blinkenden Baumlichter und das Feuer im Kamin das Licht, kniete sich vors Sofa und weckte sie mit einem zarten Kuss auf die schönen Lippen.
„Mmm”, murmelte sie verschlafen. „Du bist zurück. Ich muss eingeschlafen sein.”
„Du warst sicher völlig erschöpft, nachdem du die ganzen Speicherschränke durchforstet hast”, sagte er humorvoll.
„Ich werde alles wieder wegpacken, bevor du zurückkommst”, flüsterte sie. „Ich sollte fahren, wo du jetzt zu Hause bist …”
„Bist du verrückt?“ Er schob einen Arm unter ihre Knie, den anderen unter ihren Rücken und richtete sich mit ihr in den Armen auf. „Wir werden jetzt etwas schlafen. Es ist ja schon fast Morgen. Und diese Couch ist nicht dazu geeignet. Ich will dich halten. Ich will einschlafen, während du in meinen Armen liegst. Jetzt mach einfach mal die Augen und den Mund zu.”
Sie stieß ein wohliges Seufzen aus und kuschelte sich enger an ihn. „Ist alles in Ordnung? Ich meine, mit der Stute?”
„Das wird sich zeigen. Ich erzähle dir morgen früh davon.“ Er trug sie in sein Schlafzimmer und legte sie vorsichtig aufs Bett. „Brauchst du den Wecker?”, fragte er. „Ich kann ihn für dich stellen.”
„Nee. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht länger als bis sieben geschlafen.”
„Gut.“ Er schlug die Daunendecke zurück und kroch mit Jeans und allem hinein, und sie tat es ihm nach. „Komm ein bisschen näher”, sagte er. „Alles, was ich im Leben will, ist, dich zu
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