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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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zum Zerreißen. Ich wurde ein einziger rasend schnell bewegter Körper. Ich spürte nichts als Geschwindigkeit und die glatte Schneedecke unter mir, nahezu ohne Reibung. Der Schnee fuhr mir ins Gesicht wie tausend kleine Nadeln.
    So zogen sie mich länger, als ich abschätzen konnte. Plötzlich stoppten die Maschinen. Ich hörte Stimmen. Wörter ohne Sinn. Ich spürte mein Gesicht nicht. Ich spürte meine Hände nicht. Ich wollte mich aufsetzen, mich umsehen. Durch meine vereisten Wimpern sah ich nur Bäume und weiteren Schnee. Sie verschleppen mich, dachte ich. Sie verschleppen mich auf der Piste nach Westen, weg von der Stadt, tief in die Wildnis. Keiner wird sie sehen.
    Aber warum haben sie hier angehalten? Ich versuchte den Kopf klar zu bekommen und ihnen zuzuhören. Zwei Männer schrien sich an. Arschloch. Selber Arschloch. Du bist doch total bekloppt. Los, hauen wir ab.
    Wieder heulten die Motoren. Diesmal kamen sie direkt auf mich zu. Ich wollte mein Gesicht schützen, aber vergeblich. Ich konnte mich nicht einmal mehr krümmen. Die Maschinen fuhren links und rechts an mir vorbei.
    Ich spürte, wie das Seil sich durch das Gewicht meines Körpers straffte, sich in meinen Hals grub, bis durch einen gewaltigen Ruck meine Beine zur Seite gerissen wurden und mein ganzer Körper herumschleuderte. Ich schlug mit meinem Gesicht auf den Schnee und konnte das warme Blut spüren, das aus meiner Nase rann.
    Sie schleppen mich zurück, dachte ich. Zurück zu meiner Hütte. Ich muß bei Bewußtsein bleiben. Ich muß nachdenken. Jemand muß mich sehen. Jemand, der auch hier auf der Piste ist. Das ist meine einzige Chance.
    Ich versuchte etwas zu sehen, versuchte, die Augen offenzuhalten, trotz der Schneegischt, die mir ständig ins Gesicht schlug. Nichts als Weiß.
    Und dann der Baum.
    Ich sah ihn erst in dem Sekundenbruchteil, bevor er mich traf. Ich versuchte, mich von ihm wegzurollen, aber er traf mich in den Rippen, genau dort, wohin mich Bruckman mehrfach geschlagen hatte. Mir blieb die Luft weg, als ein stechender Schmerz mir vom Arm durch den ganzen Körper ins Bein schoß.
    Das ist es, dachte ich. Das war’s dann.
    Wir hielten an. Ich lag neben der Piste, wieder im tiefen Schnee. Ich versank darin und rang nach Luft.
    Atme, verdammt noch mal. Atme.
    Bruckmans Gesicht erschien über meinem. Er beugte sich über mich. »Erzählst du mir jetzt, wo es ist?« sagte er.
    Atme. Hol Luft.
    »Ich bring dich um«, sagte er. »Ich bring dich auf der Stelle um.«
    Ein Atemzug nur. Bitte.
    »Wo ist es ?« schrie er. »Sag mir , wo es ist !«
    »Er weiß es nicht«, sagte eine Stimme hinter mir. »Merkst du das nicht? Wie blöd bist du eigentlich?«
    Bruckmans Gesicht war verschwunden. Ich sah in die Zweige, die Wolken, die Schneeflocken, die auf mein Gesicht fielen. Meilenweit entfernt hörte ich Stimmen, die zu einer verschmolzen.
    »Natürlich hast du Scheiße im Kopf … Ich zeig dir, wer hier was im Kopf hat … Und was bitte sollen wir machen? Ihn den ganzen Weg mit uns schleppen … Genau das machen wir … Den ganzen Weg, bis über den Fluß, genau das … Du bist so was von bekloppt … Das Sauzeug hat dir den ganzen Schädel versaut, du kannst ja nicht mehr bis drei zählen … Verpiß dich doch, du Arsch … Danke für den Tip, Captain Arschloch, genau das werde ich machen.«
    Eine einzelne Maschine entfernte sich. Dann noch eine. Ich wartete auf den Ruck. Ich versuchte meinen Körper anzuspannen, aber selbst das konnte ich nicht mehr. Ich war zu totem Gewicht geworden.
    Bewegung. Erst langsam, wie vorhin. Wenn wir auf der Piste sind, gibt er wieder Gas. Länger kann er sich nicht beherrschen.
    Kann mich nicht beherrschen.
    Nein, ich muß dagegen ankämpfen. Nur noch einen Versuch.
    Ich hob den Kopf. Ich öffnete die Augen.
    Vom Baum her. Eine plötzliche Bewegung. Irgendwas trifft den Fahrer von der Seite. Er liegt am Boden. Das Schneemobil hält an. Ich sehe es mir an, als käme es aus einem Traum. Ein Schneemobil ohne Fahrer drauf.
    Ein Mann. Er hat ein großes Messer. Das größte Messer, das ich je gesehen habe. Er durchschneidet das Seil. Er trägt keinen Helm wie die Fahrer. Ich kenne den Mann. Ich habe ihn schon einmal in meinen Träumen gesehen.
    Ein weiterer Mann. Auch ihn kenne ich. Ich habe ihn im selben Traum gesehen. Er kämpft mit dem Fahrer. Der Fahrer trägt noch seinen Helm. Sie ringen im Schnee. Alles vollzieht sich in Zeitlupe.
    Ein Pistolenschuß knallt durch den Traum.
    »Schieß nicht auf mich,

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