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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Stichen genäht werden mußte.«
    Ich spürte den Verband an meiner Braue.
    »Und unabhängig von all diesen Verletzungen«, sagte er und hielt eine Röntgenaufnahme gegen das Deckenlicht, »wußten Sie, daß Sie eine Kugel in der Brust haben?«
    »Sie haben die Kugel gefunden!« sagte ich. »Was meinen Sie, wo ich überall nach dem Ding gesucht habe.«
    Er sah mich an und lächelte zum erstenmal. Die Ernsthafter-Arzt-Routine war verflogen. »Nein, im Ernst, was ist Ihnen denn passiert?«
    »Meinen Sie jetzt die Kugel oder alles andere?«
    »Fangen Sie mal mit der Kugel an.«
    »Das war vor vierzehn Jahren« erklärte ich. »Ich habe drei in den Brustkasten gekriegt. Eine haben die Ärzte dringelassen.«
    Er nickte und sah wieder auf die Röntgenaufnahme. »Inferior media stinum«, sagte er. »Es war ein zu großes Risiko, sie rauszuholen.«
    »Das hat man mir damals auch gesagt.«
    »Ich bin sicher, daß man Ihnen dann auch gesagt hat, daß jederzeit die Gefahr besteht, daß die Kugel näher zur Wirbelsäule wandert, oder? Weshalb Sie ja wohl jedes Jahr eine Röntgenaufnahme machen lassen, um zu überprüfen, ob sie sich bewegt hat?«
    »Ähh … ich kann mich nicht erinnern, daß mir so was gesagt worden ist.«
    »Und ob Sie das können«, sagte er und hielt wieder die Röntgenaufnahme hoch. »Ich hab so was noch nie in natura gesehen«, sagte er. »Schußverletzungen hier sind immer Jäger. Da gibt es so kleine Kugeln nicht. Was ist das für eine, eine zweiundzwanzig?«
    »Ja«, sagte ich. »Aus einer Uzi.«
    »Sie scheinen ein aufregendes Leben zu führen«, sagte er. »Nun zum vorliegenden …«
    »Welches Vorliegende?«
    »Die aktuellen Vorgänge, die Sie in meine Klinik gebracht haben, mit einer kollabierten Lunge und mehr äußeren Verletzungen, als ich zählen kann.«
    »Ich war rodeln«, sagte ich. »Ich bin gegen einen Baum gefahren.«
    Er lächelte wieder. »Es sind Abschürfungen, die von einem Seil herrührten, an Ihren Hand- und Fußgelenken«, sagte er. »Lassen Sie sich immer von jemandem fesseln, bevor Sie rodeln?«
    Ich sah auf meine Gelenke. Das Seil hatte ein fast zehn Zentimeter breites Band roter, aufgeschürfter Haut zurückgelassen. »Doktor, ich muß mit dem Sheriff sprechen.«
    »Er ist hiergewesen. Ich rufe ihn an, daß er zurückkommt, jetzt wo Sie wach sind. Es sind auch zwei Männer hiergewesen. Die zwei, die mit Ihnen im Krankenwagen gekommen sind.«
    »Vinnie und Leon«, sagte ich. Und dann fiel mir das Gesicht ein, das ich in der Tür gesehen hatte – oder glaubte , gesehen zu haben. »Doktor, waren irgendwelche Männer mit Jagdmützen im Flur?«
    »Jagdmützen? Sie meinen mit den Seitenteilen? Das weiß ich nicht. Das heißt, es wäre mir nicht aufgefallen. Viele Männer tragen die hier in der Gegend.«
    »Wie lange muß ich hierbleiben?«
    »Es dauert mindestens zwei Tage, bis wir die Maschine nicht mehr brauchen«, sagte er. »Danach noch mindestens einen Tag. Wir röntgen Sie jeden Tag, um zu sehen, was die Rippen machen.«
    »Das sind wirklich gute Nachrichten«, sagte ich. »Krankenhäuser habe ich schon immer geliebt.«
    Als der Arzt gegangen war, lag ich da und lauschte lange Zeit nur der Maschine. Jetzt, wo ich wußte, was da vor sich ging, konnte ich den Ballon plötzlich in mir spüren . Einen Augenblick lang war der Gedanke zu viel für mich, und ich mußte den Drang niederkämpfen, den Schlauch herauszureißen. Aber dann wäre der Ballon ja immer noch in mir gewesen. Und wenn ich den Schlauch herausrisse, würde ich dann nicht durchs Zimmer fliegen, während die Luft aus dem Ballon schießt, wie in einem Comic?
    Eine Schwester kam und gab mir einige Tabletten. Als ich sie genommen hatte, ließ der Schmerz in meiner Seite wieder nach. Und wieder entschwebte ich in die Wolken. Als ich dieses Mal wach wurde, saß Leon an meinem Bett.
    »Hey, Partner«, sagte er.
    »Wie spät ist es?« fragte ich. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Es ist fünf Uhr nachmittags«, sagte er. »Sie sind jetzt etwa vierundzwanzig Stunden hier.«
    »Was ist passiert? Wo sind Sie … Wie sind Sie … Als ich Sie zuletzt gesehen habe, waren wir beide im Haus von Mrs.   Hudson. Sie machten sich auf den Heimweg.«
    »Sie hatten gesagt, Sie würden verfolgt. Ich beschloß das zu überprüfen.«
    »Sie sind mir nach Hause gefolgt?«
    »Ich bin den Männern gefolgt, die Ihnen gefolgt sind.« Er zog sein Notizbuch heraus. »Jeep vom Typ Grand Cherokee, dunkelgrün …«
    »Moment mal«, unterbrach

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