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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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ich ihn. »Die Jungs, die mir gefolgt sind, fuhren einen grünen Taurus.«
    »Zwei Männer kaukasischer Abstammung«, fuhr er fort, »späte Vierziger, mit Jagdmützen …«
    »Eine rot, eine blau«, sagte ich. »Das sind sie. Ich habe ihnen ihre Karre aus dem Schnee gezogen. Das war ihnen wohl eine Lehre, und jetzt fahren sie einen mit Vierradantrieb.«
    Leon sah mich an. »Sie haben ihnen geholfen?«
    »Ja.«
    »Die Karre aus dem Schnee geholt?«
    »Sie steckten fest«, sagte ich. »Was ich gemacht habe, war eine Art Nachbarschaftshilfe.«
    »Und Sie haben sie richtig aus der Nähe gesehen«, sagte er. »Das gefällt mir, Partner.«
    »Leon …«, sagte ich, hatte aber nicht die Kraft, den Satz zu vollenden. »Erzählen Sie mir, was sonst noch passiert ist. Was haben die zwei im Auto gemacht?«
    »Ich bin ihnen den ganzen Weg bis Paradise gefolgt. Sie haben dann bei einem der kleinen Touristenmotels im Süden der Stadt haltgemacht, im Brass Anchor. Kennen Sie das?«
    »Ja. Ich glaube, ich hab den Besitzer schon öfter in der Stadt gesehen«, sagte ich. »Wohnen die beiden Burschen da?«
    »Ist doch sinnvoll, oder?« sagte er. »Nördlich von Ihnen endet die Straße irgendwo. Also müssen sie nur in ihrem Motel sitzen und warten, bis Sie auf der Straße vorbeikommen, und fahren Ihnen dann nach.«
    »Und danach?«
    »Und danach, nachdem ich gesehen hatte, wie sie ins Motel gegangen sind, bin ich zu Ihrem Haus gefahren. Dachte, Sie wollen es wissen. Ihr Wagen stand da, und die Tür war offen, aber Sie waren nicht zu Hause. Ich sah jede Menge von Fußspuren im Schnee und die von den Schneemobilen. Ich war mir nicht sicher, was passiert war, aber gut sah es nicht aus. Ich hab versucht, den Sheriff auf meinem Handy anzurufen, bin aber nicht durchgekommen. Wenn die regulären Telefonleitungen wegen Schnee zusammenbrechen, sind auch die Handykanäle überlastet. Jedenfalls bin ich Ihre Straße runtergefahren und hab gesehen, wie Mr.   LeBlanc vor seinem Haus anhielt. Ich hab’s noch mal mit dem Sheriff versucht und bin endlich durchgekommen, und dann sind wir beide zurück. Da haben wir dann die Schneemobile gehört. Sie schleiften Sie gerade auf der Piste zurück. Vinnie hat sich einen großen Knüppel geschnappt. Ich hab meinen Revolver gezogen. Ich hab den Waffenschein noch. Von damals, mein ich, als ich noch dachte, ich wäre ein richtiger Privatdetektiv.« Er sah hinunter auf seine Hände.
    »Das sind Sie«, sagte ich. »Vermutlich haben Sie mir das Leben gerettet.«
    »Ich hatte Panik, Alex. Vinnie hat den einen Typen vom Schneemobil gehauen, und ich hab nur zugesehen. Die andern Schneemobile sind zurückgekommen. Ich wußte nicht, was ich machen sollte. Ich hab mit der Pistole in die Luft geschossen. Vinnie hat mir zugeschrien, ich soll ihn nicht erschießen. Ich hab noch mal in die Luft geschossen. Die Männer haben gewendet und sind weggefahren. Ich hab mit der Pistole auf sie gezielt. Ich hätte sie erschießen können. Einen zumindest. Den, der Sie hinter seinem Schneemobil hergeschleppt hat. Ich hätte ihn erschießen können. Aber ich hab’s nicht getan.«
    »Sie haben alles richtig gemacht«, sagte ich. »Was hätten Sie denn sonst machen sollen? Ihn in den Rücken schießen, als er wegfuhr?«
    »Sie haben versucht, Sie umzubringen«, sagte er. »Sie haben versucht, meinen Partner umzubringen, und ich hab ihnen das durchgehen lassen.«
    »Leon, ich erzähl das nicht vielen Leuten, aber als ich noch Polizist in Detroit war, sind mein Partner und ich mal … nun, in eine blöde Situation geraten. Wir wurden beide niedergeschossen. Ich habe überlebt, mein Partner nicht. Ich habe diesen Tag millionenmal im Kopf durchgespielt, und immer läuft es darauf hinaus, daß ich mich für seinen Tod verantwortlich fühle. Vielleicht hätte ich rechtzeitig die Pistole ziehen und ihn retten können, aber ich hab es nicht getan.«
    »Kommt daher Ihre Kugel in der Brust?«
    »Ja. Der Doktor und ich haben uns gerade noch lustig darüber gemacht. Jedenfalls ist das der Unterschied: Ich habe versagt, und mein Partner ist tot. Sie haben nicht versagt. Ich lebe. Vergessen wir deshalb den Scheiß, daß Sie sie haben entkommen lassen, klar?«
    »Okay«, sagte er. »Vielen Dank, daß Sie mir das erzählt haben.«
    »Das liegt vielleicht an den Pillen, die ich hier schlucke.«
    Beide sagten wir eine ganze Weile nichts. Man hörte nur das Geräusch der Maschine, die Luft in mich pumpte.
    »Sie waren hier«, sagte ich schließlich.

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