Unter dem Zwillingsstern
aber Sie können sie pri v at b ezahlen. Am besten spendieren Sie ihnen gleich eine Reise ins Ausland.«
»Bis m ein Film anläuft, kann ich überhaupt nie m anden m e hr bezahlen.«
Endlich drehte sich Philipp u m . Sein Mund krümmte sich zu einem Lächeln oh n e Heiterkeit. »Gut, ich werde sehen, was sich m it d e m Film tun läßt. Oh, und soviel ich w e iß, wird der neue Minister für Volksaufklärung und Propaganda Ende des Monats im Ho t el Kaiserhof eine Rede halten, in der er die zukünftigen Richtli n ien für Ihre Berufsgenossen darlegen wird. W e nn ich Sie wäre, würde ich diese Rede nicht versäu m en.«
19. KAPITEL
Lieber Sam gleich n a ch meiner A n kunft hier fiel ich unter die Kiowas und Komantschen und wurde z i emlich gezaust. Immerhin habe ich jetzt, wie Du siehst, eine s t ändige Adresse; zwei Zimmer im Haus einer ja p a n i sch-ame r i k anischen F amilie. (D ie Häuser in diesem Viertel sind auch billig, 27,50 $ für einen Bungalow, aber ich weiß nicht, wie lange ich mein Bargeld noch strecken muß.) Die Studios stecken alle s amt in einer ziemlic h en Krise, l e tzt e n Freitag g a b es ein Erdbeben (ein andermal mehr dazu), und am darauffolgenden Montag schlossen alle Studios für einen Tag ihre Tore zum ersten Mal in der Geschichte Hollywoods, wie man mir sagte. Jetzt haben sie den Betrieb wieder aufgenommen, und meine Wenigkeit spielt »Sheba, die Sternendämonin« in einem »serial« (Vorprogramm) über einen Weltraumreisenden namens Dash Daring. Lange Vorbereitungszeiten gibt es n i c h t wir b ek o mmen alle unsere Texte für den nächsten Drehtag am Abend zuvor. Bisher habe ich keine Sprach Schwierigkeiten die S ä tze sind nicht lang genug. Ich würde ja weinen, wenn es nicht zum Lachen wäre.
Sam, Genevieve ist tot. D arin lie g t der eige n tliche Grund für meine Verwandlung in eine Sternendämonin. Dolores hat sie umgebracht und sich danach selbst getötet. Außerdem starb eine Frau, deren Namen ich noch nicht einmal kennen würde, wenn ich nicht inzwischen eine Verbündete bei Unive r sal hätte. Sie (meine Verbündete) heißt Nancy Nakamura und hat mir auch meine jetzige Unterkunft vermittelt. (U nd Dein Telegramm weit e rgel e itet . ) Du siehst also, ich bin nicht g a nz allein im Wil d en Westen. Aber w e nn ich daran denke, daß ich Dich und die anderen dazu bewegen wollte, aufs Geratewohl mitzukommen, wird mir schwach in den Knien. Niemand spricht mehr von Genevieve, Dolores oder Car m illa; es ist, als hätten sie nie existiert. Ich meine, niemand, der sie gekannt hat; trotz Erdbeben und Filmkrise spricht die Presse andauernd von ihnen.
Ich bin froh, daß es Dir gutgeht und der Rest v on unseren Freunden ebenfalls bei Gesundheit ist; sollte sich ein Schnupfen ankündigen, zieh bitte schleunigst in ein wä rm eres Klima. Mir selb s t liegt der Sonnenschein hier in Kalifor n ien, trotz der gegenwärtigen Umstände. Es ist ein Erlebnis für sich, jeden Morgen frisch ausgepreßten Orangensaft trinken zu können und Palmen zu sehen, richtige Palmen. Ich muß immer wi e der eine berühren, um mich zu vergewissern, daß sie nicht Teil einer Theater d ekoration sind. Aber Du kennst das alles ja. Mach Dir keine Sorgen, eines Tages werde ich in meinem eigenen Haus aufwachen, zur Arb e it an einem erstklassigen Film gehen und mit einer gewissen Nos t algie auf m eine sternendämonischen Anfä n ge zurückblicken. Du kennst mich.
Manchmal, in der Nacht, kommen die Albträume wieder. Es ist heiß und stickig, ich kann nicht schlafen, und dann denke ich an Charlie und den Fürsten der Unterw e lt. Ich habe die Geschichte von Persephone nie gemocht, wenn Kathi sie uns erzählt hat. Warum war Persephone so töricht, in den G r anatapfel zu beißen? Nun kann sie nur t e ilwei s e in d er W elt des L i chts leben und hat e i n Stück von sich in der Unterwelt zurück g elassen. D u mmes Ding.
Vergiß nicht, daß wir Überlebende sind Halef.
Meine liebe Carla sosehr ich es h asse, mit der Tür i n s H aus zu fallen: Die s er Bri e f ist e igentlich ein Auftrag s sc h reiben. Ro b ert h a tte mich und Dieter zu der Premiere seines Films nach Berlin eingeladen und uns bei dieser Gelegen h eit auch gebeten, Dir von der Schweiz aus einiges auszurichten. Ich würde ja von Verfolgungswahn sprechen, w enn ich die Freuden des neuen Deutschland nicht selbst erlebt hätte, doch davon später. Z unächst einmal: Er bittet Dich, sämtlic h e a nderslaute n den Vorsc hl äge in
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