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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Meter weiter oberhalb einen Schrei oder nur ein lautes Stöhnen hörte, wäre alle Mühe vergebens.
    In aller Ruhe lockerte er die Pfeile im Köcher und legte den Ersten auf die Sehne.
    »Er ist zwar taub, aber das tut seinen Künsten als Bombardier keinen Abbruch«, murmelte Varèsz und prostete sich selbst im Spiegel mit einem Becher heißen Tee zu. »Gleich müsste es wieder so weit sein. Jede Stunde ein Wort aus dem Mund eines Gottes.«
    Er schritt zum Ausgang des Zeltes und schob das Fell, das als Tür diente, ein wenig zur Seite, um einen Blick auf die Bombarde zu werfen, die gerade einen weiteren Schuss abgab.
    In der Nacht sah diese Waffe im Gebrauch noch dämonischer aus. Der Zierkopf des Gebrannten Gottes schien im blitzenden Schein der Flammen, die aus seinem Mund schlugen, zu leben, die Rubine glänzten auf. »Ja, sprich zu ihnen, lass die Stimme Tzulans unablässig zu hören sein. Denn deine Worte bringen mir den ersehnten Sieg.«
    Im Fackelschein der entfernten Burg wurden die Schäden an den Befestigungsanlagen deutlich sichtbar. Von den Türmen stand kein einziger mehr, die dicke Außenmauer wies Löcher und Risse auf. Kleine Punkte bewegten sich auf dem Wehrgang, um die Breschen und Löcher notdürftig zu stopfen und den Zusammenfall zu verhindern.
    Zufrieden ließ er das Fell vor den Durchgang zurückgleiten.
    »Nesreca schickt mich«, krächzte es hinter ihm. »Ich soll nachschauen, wie weit du bist.«
    Varèsz wirbelte herum, eine Hand griff nach dem Zweihänder, den er neben sich auf den Hocker gelegt hatte. Als er den Besucher erkannte, entspannte er sich. Normale Klingen würden diesem Wesen ohnehin nichts anhaben können.
    »Hemeròc, wie schön dich zu sehen.« Der Stratege setzte sich und bedachte den Helfer des Konsultanten mit einem abschätzenden Blick. »Du hast die Fortschritte gesehen?«
    »Wenn du deine zerstörten Wandeltürme meinst, von denen nur noch einige wenige Trümmer geblieben sind«, sagte der Krieger gleichgültig, »ja, die habe ich gesehen. Die Stimme Tzulans leistet dagegen Unvorstellbares.«
    Varèsz ärgerte sich über die Art des Wesens. »Was will Nesreca? Ich liege noch im Soll.«
    »Ich soll dir sagen, du müsstest dich beeilen. Morgen soll die Festung fallen.«
    »Morgen schon?« Das war selbst dem Strategen zu schnell. »Ich habe mit einer Woche gerechnet. Das einzige, was wir haben, um die Mauern zu erklimmen, sind die Sturmleitern und zwei Schutzhütten. Und bei den Pfeil- und Speerkatapulten wäre jeder Versuch sinnlos. Sie würden uns spicken.«
    »Es muss genügen«, meinte Hemeròc kalt. »Nesreca will es. Keine Verzögerungen mehr.«
    »Wenn er die Bombarde früher geschickt hätte, wären wir schon lange dort drüben und würden die Körper der Staatenbündler in die Schlucht werfen«, begehrte Varèsz auf.
    Das Rot der Augen glühte auf. Die Schutzklappen trug er, weil es Nacht war, nicht. »Gut, ich werde dir helfen. Was soll ich erledigen?«
    »Oh, ich habe einen Wunsch frei? Du bist die seltsamste Fee, die ich jemals gesehen habe«, meinte der Befehlshaber der Belagerer. »Da wüsste ich doch etwas, was mir und meinen Leuten zum Vorteil gereichen würde. Es ist nur eine Kleinigkeit, denn ich will auch noch meinen Spaß haben.«
    Die Wachen starben einen schnellen, lautlosen Tod, keines der Geschosse verfehlte das Ziel. Diejenigen, die zu Beginn des Sterbens nicht verstanden, was um sie herum geschah, und vor lauter Verblüffung nichts unternahmen, wurden von den wirbelnden Klingen der kensustrianischen Nahkämpferinnen gefällt. Die Körper wurden die Schlucht hinabgeworfen, Helme, Mäntel, Schilde und Speere behielten sie.
    Hetrál kletterte in völliger Dunkelheit ins Innere des Karrens, öffnete wasserdichte Fässer und ertastete Säcke. Als er einen davon öffnete, stieß er auf eine grobkörnige Substanz. Er reichte eine Hand voll hinaus, und einer der Krieger nickte nur knapp.
    »Wir können das Zeug einfach in den Abgrund befördern«, sagte einer der Männer, »oder wir gehen ein größeres Risiko ein und richten größtmöglichen Schaden damit an.«
    Der Meisterschütze sprang heraus. Wir sollten den Wagen direkt ins Lager fahren lassen, das Pulver zum Explodieren bringen und in dem ganzen Durcheinander nach dem Geschützmeister und Varèsz suchen.
    Der Gedanke fand die Zustimmung der anderen. Rasch spannten drei zusammen mit dem Stummen die Pferde ein, die Übrigen rannten zurück, um einen der Gleiter zu holen. Er wurde auf das Dach des

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