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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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um riesige Fässer mit unlöschbarem Feuer gegen den Feind zu katapultieren.
    Eines der Gefäße flog über das Ziel hinaus und landete in einem Pulk von schaulustigen Truppenteilen, die zweite Tonne brach auf dem Flug auseinander und sandte einen feurigen Regen über das Gebiet, in dem sich die Bombarde befand. Die brennende Flüssigkeit verteilte sich auf dem Plateau und verwandelte einen Großteil der Männer, Pferde und Ausrüstung gnadenlos zu Asche.
    Hetrál, der ungeachtet der Kälte in seinem Aussichtsposten verharrte, ließ die Maschinen, die im Takt von fünfzehn Minuten ihre tödliche Fracht gegen die Stelle mit der Bombarde warfen, bis in die späte Nacht arbeiten und gönnte erst dann den Bedienungsmannschaften eine Ruhepause. Er wollte sicher gehen, dass nicht ein Stück des Geschützes ganz geblieben war.
    Die Flammen der eigenen Feuergeschosse züngelten noch lange an den Berghängen und überzogen die Felswände in der herrschenden Dunkelheit scheinbar mit einer Unzahl von Irrlichtern.
    Seine Leute feierten den neuerlichen Triumph über den verhassten Strategen des Kabcar mit ausgelassenen Freudentänzen. Der Aufbau und die Mühe, die man sich in wochenlanger Arbeit mit den Schleudern gemacht hatte, die von den kensustrianischen Ingenieuren als »Matafundae« bezeichnet wurden, lohnte sich offensichtlich.
    Steifgefroren wankte der Turît irgendwann die Stufen des Bergfrieds hinab, um sich in der Halle aufzuwärmen und mit seinen Offizieren zu beraten.
    Hetrál hörte das dumpfe Grollen eines Gewitters, das sich wohl über Nacht am Eispass zusammengezogen hatte, und immer noch müde zog er die vier Decken über den Kopf. Es bedurfte nur eines Lidschlags, und der Befehlshaber von Windtrutz stand senkrecht in seinem Bett. Und wenn es kein Unwetter war?
    Da wurde auch schon die Tür zu seiner Kammer aufgerissen, und ein Soldat salutierte schreckensbleich vor ihm. »Ihr werdet dringend in der Halle erwartet, Kommandant«, stotterte er.
    In aller Hast sprang der Stumme in seine Kleider, legte sich die Unzahl von Pelzen über, die man auch im Inneren der Festung benötigte, und rannte zu den anderen Offizieren, die schon auf ihn warteten. Mitten in ihrem Versammlungsort, umgeben von zerstörten Balken und Steintrümmern, lag eine polierte Granitkugel, die das Dach und die beiden Stockwerke über der Halle durchschlagen hatte.
    »Ein Gruß von Varèsz, Kommandant«, erklärte ihm einer seiner Untergebenen mit sorgenvollem Gesicht. »Die nächste Kugel wird euer kleines Kegelspiel durcheinander wirbeln«, las er die Inschrift auf dem Geschoss vor. »Damit meint er wohl unsere Türme.«
    Es sieht so aus, gestikulierte der Turît missgelaunt. Wieso feuert diese verfluchte Bombarde? »Ich weiß es nicht«, antwortet der Offizier und schaute prüfend nach oben, wo ein Lichtschimmer durch das Loch fiel, das die Kugel auf ihrem Weg nach unten hinterlassen hatte. »Aber wenn uns nicht bald etwas einfällt, bekommen wir im Frühling alle nasse Köpfe.«
    Sammelt die Reste der zerstörten Wandeltürme vor dem Tor ein. Lasst die Matafundae in Betrieb nehmen und sie Bündel aus nassem Stroh und dem Holz verschießen, danach deckt das Zeug mit Feuer ein. Nehmt viel Pech, mehr als sonst. Es soll qualmen und den anderen keine direkte Sicht auf uns gewähren. Vielleicht schaffen wir es, dass nicht jeder Schuss aus der Bombarde ein Treffer wird. Sagt den Kensustrianern Bescheid, sie sollen sich bereithalten, verkündete der Meisterschütze. Ich werde mit ihnen zusammen den zweiten Plan umsetzen. Er schaute in verwirrte Gesichter. »Der zweite Plan, Kommandant?«, fragte einer der Untergebenen.
    Genau. Hetrál lächelte schwach und gab sich Mühe, trotz eiskalter, steifer Finger deutliche Zeichen zu formen. Wenn wir die Bombarde schon nicht vernichten können, nehmen wir uns die vor, die damit umgehen können.
    Der Goldene packte das sextantähnliche Zielgerät fester und visierte, vor der Mündung der Bombarde stehend, den höchsten Turm der Burg an, der durch die schwarzen Rauchwolken sichtbar war. »Hebt sie an«, befahl er nach hinten, »ungefähr eine Handbreit.«
    Seine verbliebenen drei Gehilfen trieben die Pferde an, deren Geschirr mit einem Flaschenzug verbunden war, und der Lauf des Geschützes richtete sich auf. Eilig legten die Männer dicke Holzbalken unter.
    Der Geschützmeister trat hinter das Rohr, steckte kleine Stäbe und Zielvorrichtungen in die dort eingelassenen Halter, und begutachtete die Einstellungen

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