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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Gehör vollständig genommen hatte, störte ihn nicht.
    Wie riesige Fledermäuse schwebten die Gleiter durch die eiskalte Nacht, geräuschlos und, wenn überhaupt, dann nur als huschende Schatten erkennbar. Acht der Flugapparate hatten die Kensustrianer mit auf die Festung gebracht, die nun zum Einsatz kommen sollten. Den Plan, einen einfachen Überflug zu absolvieren und die Feinde mit unlöschbarem Feuer zu überschütten, gab man auf. Zu groß war die Gefahr, dass man dabei die wirklich wichtigen Leute nicht vernichtete, wie den Geschützmeister oder Varèsz. Daher nutzten die sechs Männer und zwei Frauen die Gleiter, um unbemerkt von Windtrutz wegzukommen und im Rücken des Gegners unterhalb des Eispasses zu landen.
    Hetrál hing etwas unglücklich unter der Konstruktion aus Leder, Holz und Segeltuch. Die Überwindung, sich mit diesem Apparat von der Seitenmauer in die Tiefe zu stürzen und nur auf die Tragkraft der seiner Ansicht nach viel zu dünnen Lederriemen und Stricke zu vertrauen, war enorm gewesen. Auch wenn manche Menschen in Ulldart sich wünschten, einmal wie ein Vogel zu fliegen, der Turît war sich sicher, dass, wenn sie nur ein einziges Mal unter dem Gleiter hingen, ihnen solche Gedanken vergehen würden.
    Die zahlreichen Übungsstunden lohnten sich. Die Eleganz der Kensustrianerin vor sich erreichte er mit seinen Flugkünsten nicht, aber er hielt den Kurs. Über die Landung würde er sich später Gedanken machen, wobei er über den Satz eines Kriegers »Runter kommen sie alle« nicht wirklich zu lachen vermochte. Die frostigen Böen um die Felswände erwiesen sich als äußerst tückisch.
    Unter ihnen glitt das Lager der Gegner vorüber. Aus den Zelten stiegen dünne Rauchwolken auf, es wurde geheizt, damit niemand erfror.
    Hetrál wurde bei diesem Anblick die Eiseskälte bewusst, die herrschte. Seine Nase spürte er fast nicht mehr, trotz des dicken Schals. Wegen des Gewichts mussten sie weitestgehend auf dicke Kleidung verzichten, nur eine schwarze Lederrüstung und mehrere Lagen dünner Wäsche durften sie anziehen, was so hoch oben natürlich nicht ausreichte. Seine Zähne stießen in schnellem Takt aufeinander.
    Der erste Gleiter flog eine Schleife zum Zeichen, dass er landen würde, und verschwand zwischen den Felswänden des Passes. Einer nach dem anderen segelte hinunter, bis die Reihe an dem Meisterschützen war.
    Er drückte die Schnauze des Gleiters nach unten. Die meisten der guten Götter standen ihm bei, nur einer musste wohl seinen Einsatz verpasst haben.
    Hetrál war fast gelandet, als die rechte Schwinge einen Felsvorsprung streifte und sein Gefährt ins Trudeln kam. Er war nur froh, dass er nicht schreien konnte, während die Welt um ihn herum sich drehte und hüpfte.
    Hart schlug er auf, die Konstruktion zerbrach. In Windeseile waren die Kensustrianer bei ihm und zogen ihn aus den Trümmern. Außer einer schmerzhaften Prellung am Oberschenkel fühlte er sich intakt. Auch sein geschwungener Bogen überstand den Sturz.
    Der Mensch ist nicht geschaffen zum Fliegen, sagte er gestikulierend und setzte sich an die Spitze der Gruppe von Saboteuren und Attentätern.
    »Nicht alle«, schränkte einer der Krieger leise ein.
    Der Turît kannte sich in den Bergen rund um den Eispass wie kein Zweiter aus. In der Zeit, bevor die Truppen des Kabcar angerückt waren, hatte er Wochen damit verbracht, die Umgebung der Burg zu erkunden, weil er mit einer Aktion, wie er sie eben im Begriff war durchzuführen, rechnete.
    Bald begegneten sie der ersten Wache, die so unachtsam war, dass sie bis auf eine Armlänge an den völlig verdutzten Mann herankamen, bevor er durch einen Hieb starb.
    Zügig setzten sie ihren Weg fort, bis sie an die disziplinierteren Patrouillen gerieten und nur unter Anwendung aller Tarn- und Täuschungstricks unbemerkt an ihnen vorbeigelangten.
    Ein mit dünnen Eisenplatten beschlagener Wagen, der zwar von einem Dutzend Soldaten, aber ohne Licht bewacht wurde, erregte die Aufmerksamkeit des geheimen Kommandos.
    Was werden die da aufbewahren? Hetrál holte Vorschläge seiner Begleiterinnen und Begleiter ein.
    »Keine Fackeln. Sprengpulver«, schätzte einer der Krieger und bestätigte damit die Ansicht des Meisterschützen.
    Wir sollten nachsehen, denn etwas Wichtiges ist es so oder so. Hetrál ließ die Kensustrianer ausschwärmen und begab sich in eine gute Schussposition. Es durfte kein einziger Laut entstehen, zu nahe befand man sich am Lager des Gegners. Wenn man ein paar

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