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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Blitzschnell legte er ihr die Rechte auf den Mund, mit der anderen Hand umfasste er ihren Waffenarm. Dann drehte er sie herum und freute sich diebisch auf den erschrockenen Ausdruck in ihrem Gesicht.
    Doch Varla grinste nur. »Ich wusste, dass du es warst. Niemand anderes verursacht so viel Lärm, wenn er einbricht. Du bist ein hervorragender Seemann, aber ein miserabler Dieb.«
    Enttäuscht ließ der Rogogarder die Schultern sinken. »Wie hast du mich denn gehört, und warum hast du nichts gesagt?«
    Sie befreite sich aus seinem Griff. »Kleinen Jungs soll man doch den Spaß nicht verderben.« Die Kapitänin nickte in Richtung der Wasserflecken, die er auf dem Holz hinterlassen hatte. »Da es draußen nicht regnet, konnte das Platschen nur daher stammen. Es gibt keine normalen Menschen, die bei den eisigen Temperaturen so an Bord eines Schiffes kommen würden.« Sie strich ihm unsicher durch die nassen Haare und ging hinüber zur Koje, von wo sie ihm ein Handtuch zuwarf. »Nicht, dass du dich erkältest.« Sie kreuzte die Arme vor der Brust. »Und was wolltest du eigentlich hier?«
    »Ich sah Licht und dachte mir, es sei eine gute Idee, vorsichtshalber einen Blick hineinzuwerfen«, meinte Torben fröstelnd. In der Tat hatte er unterschätzt, dass der Sommer noch in weiter Ferne lag.
    »Das war alles?«, forschte sie nach.
    »Ja, ich glaube schon.« Der Rogogarder warf ihr das feuchte Stoffstück zurück. »Warum?«
    Die Tarvinin wirkte ein wenig verlegen und überspielte es dadurch, dass sie mit ausladenden Schritten an den Kartentisch zurückkehrte. »Nun, ich dachte, weil du heute Mittag vielleicht noch etwas sagen wolltest.« Sie schob das Lineal sinnlos über die Zeichnung und markierte mit dem Zirkel völlig falsche Stellen.
    Wütend warf sie das Navigationsbesteck hin, stützte sich mit beiden Händen an der Kante ab und kam dann plötzlich auf den Mann zu. Noch bevor er ahnte, was sie vorhatte, fühlte er sich gepackt. Varla gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Danach zog sie den Kopf ein wenig zurück, als wollte sie nachschauen, wie der Freibeuter reagierte.
    Doch Torben umfasste ihren Nacken und zog sie wieder zu sich heran. Alles, was er sie hatte fragen wollen, legte er in die zärtliche Berührung der Lippen. Und er bekam auf die gleiche Weise die Antwort, die er sich erhofft hatte.
    Der Bug der Lerrán durchschnitt die rogogardische See. Mit allen gesetzten Segeln, teilweise aus Bastmatten, teilweise aus Tuch, ging es nach Jaronssund.
    Torben und Varla standen umschlungen auf dem Ruderdeck und stritten sich scherzhaft, wer nun wen erobert hatte. Die Mannschaft nahm die Turtelei der beiden mit einem Grinsen hin. Als der Küstenstreifen näher kam, sank die Stimmung der beiden Verliebten rapide.
    Vor der Hafeneinfahrt hielt die Dharka an und orderte mit Flaggensignalen ein kleines Dingi zu sich, das den Rogogarder an Land bringen sollte. Varla hatte beschlossen, nicht zu ankern, sondern gleich aufzubrechen, um keine weitere Zeit zu verlieren.
    »Du wirst also wirklich nach Tarvin zurückkehren? Muss es sein?« Der Rogogarder versuchte immer noch, die Kapitänin umzustimmen.
    »Und du?«, gab sie die Frage missgelaunt zurück. »Muss es sein, dass du nach Kalisstron segelst, um nach Geistern deiner Freunde zu suchen? Sie sind tot, Torben. Dass wir beide überlebten, war ein so großes Glück, wie es nicht drei Mal an einem Tag vorkommt.«
    Er kniff die Lippen zusammen. »Ich brauche die Gewissheit, versteh das doch.«
    Ihre braunen Augen wirkten mitfühlend. »Nur wenn du verstehst, dass ich zurück nach Tarvin muss. Meine Leute werden sich Sorgen machen, meine Auftraggeber erwarten einen Bericht über die gescheiterte Unternehmung. Und sie werden vermutlich sehr böse auf mich sein. Aber es gibt keine andere Möglichkeit.« Sie spielte an seinen geflochtenen Bartsträhnen. »Es geht nicht alles im Leben so einfach.«
    »Kommst du dann zurück?«
    Sie lachte unglücklich. »Versteh es doch: Ich kann dir keine Antwort darauf geben. Und wie lange willst du denn nach deinen Freunden suchen?« Er schwieg. »Da haben wir’s.« Varla umarmte ihn so fest, dass ihm beinahe die Luft aus den Lungen gedrückt wurde. »Ich gebe dich mehr als ungern her, Torben Rudgass. Du hättest einen hervorragenden Lustsklaven abgegeben, das weiß ich jetzt.« Sie seufzte schwer. »Also gut. Ich verspreche, dass ich zurückkomme. Innerhalb eines halben Jahres kreuze ich vor Jaronssund. Aber nur unter einer Bedingung.« Er sah

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