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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wirklich.
    Die Lider fielen ihm zu, die aufregende Nacht verlangte ihren Tribut.
    Den Kuss seiner Gefährtin spürte er schon nicht mehr, auch der Lärm seiner Sprösslinge, die in wilder Jagd durch sein Zimmer tobten, hielt ihn nicht mehr vom Einschlafen ab.
    Er träumte von der seltsamen Lakastre. Dem wilden Weibchen mit der gelben Iris, das ihm das Leben gerettet hatte, dem traute er die Tat durchaus zu. Aber das sanfte Wesen mit den warmen Bernsteinaugen, das könnte unmöglich zu so etwas in der Lage sein.
    Als er am nächsten Morgen mit pochendem Herzen und einem ausgetrockneten Mund erwachte, glaubte er voller Schrecken, ihr unangenehmes Odeur in der Nase zu haben.
    Der Geruch des Todes. Er musste an die Worte von Kiìgass denken.
    Ulldart, Inselreich Rogogard, Ulvland, Frühsommer 444 n.S.
    Varla sah vom Krähennest der Dharka herab und beobachtete die vielen Männer, die an Deck des tarvinischen Schiffes umherliefen und Arbeiten verrichteten, die dazu dienten, ihrem Werk den letzten optischen Schliff zu verpassen. Die schweren Reparaturen waren abgeschlossen, die Lerrán sollte nun nach einem Vierteljahr unfreiwilliger Ruhezeit wieder zu Wasser gelassen werden. Und damit hatte man länger gebraucht, als alle vorhergesagt hatten.
    Die Kapitänin schaute zu den beiden Sonnen hinauf, schloss die Augen und ließ sich die Wärme gefallen.
    Wenn der Winter nur einen Tag länger gedauert hätte, wäre sie vor Verzweiflung von der nächsten Klippe gesprungen. Achtzehn Mann ihrer Besatzung waren an Grippe gestorben, zwei rafften die eiskalten Temperaturen und Unvorsichtigkeit hinweg. Nach einem langen feuchtfröhlichen Abend verirrten sie sich in einem Schneesturm und fanden den Rückweg nicht mehr. Steif wie Eiszapfen fand man sie am nächsten Morgen.
    »Kommst du runter?«, brüllte Torben Rudgass den Mast hinauf. »Wir wären so weit. Wir brauchen jemanden, der den Keil wegzieht.«
    »Du bist ja zu schwach für so etwas«, rief sie. Eilig kletterte sie den Mast hinab und stand vor Torben.
    Der Rogogarder machte eine tiefe Verbeugung. »Würden Ihro Gnaden nun von Bord gehen, um die Lerrán zurück ins Wasser zu schicken? Es bedarf nur weniger Handgriffe. Und wer könnte diese Aufgabe besser übernehmen als eine hübsche Frau?« Er lächelte verschmitzt, die graugrünen Augen glänzten.
    »Ja, wer wohl sonst?« Die Tarvinin gewöhnte sich an die ständigen Komplimente des Freibeuters, die sich in schöner Regelmäßigkeit mit Spaßen und Sticheleien abwechselten. Mit Schwung und ein wenig Übermut hangelte sie sich am Seil hinunter und betrachtete den ausgebesserten Rumpf ihres Schiffes mit Freude.
    Der Freibeuter stellte sich neben sie. »Das wird mich eine Stange Geld kosten«, sagte er halblaut. »Das Holz aufzutreiben war nicht einfach. Und dann diese verfluchte tarvinische Konstruktion, die einem Kopfzerbrechen bereitete.«
    »Wer hat denn den größten Schaden verursacht?«, fragte Varla schnippisch. »Ohne deinen zerstörerischen Einfluss könnten wir schon auf hoher See sein. Oder in Jaronssund.« Sie sah ihn misstrauisch an. »Du hast doch genügend Geld, um die Ulvsgründler auszuzahlen, oder?«
    »Mit Sicherheit«, meinte Kallsgar, der von hinten an die beiden herangetreten war, und schlug ihnen gleichzeitig auf die Schulter. »Außerdem wissen wir jetzt, wo das alte Schlitzohr seinen Heimathafen hat. Notfalls Unternehmen wir eine kleine Kaperfahrt und besuchen ihn.« Seine Augen wanderten stolz über die Planken. »Wenn ich daran denke, wie viel Arbeit da drinsteckt.«
    »Wird das ein Versuch, den Preis nachträglich in die Höhe zu treiben?«, erkundigte sich Torben erheitert.
    »Das war kein Versuch, Junge«, hielt der Obmann dagegen. »Das ist hiermit beschlossene Sache. Die ersten beiden Prisen, die ihr holt, gehören Ulvsgrund, einverstanden?«
    Varla nickte. »Ich werde daran denken, Kallsgar. Nach allem, was Ihr und Euer Dorf für uns getan habt, ist es nur rechtens. Wir werden Eure Vorratslager zudem wieder bis zum Rand auffüllen.«
    »Das nenne ich ein Wort. Und nun: Lasst die Lerrán zu Wasser. Wir werden sehen, ob die Ulvsgründler und ihre Werft etwas getaugt haben.« Er blinzelte ihr zu. »Falls der Kahn absäuft, müsst Ihr uns nichts zahlen.« Der Obmann deutete in Richtung des Hafenbeckens. »Wir haben das Umfeld so weit freigeräumt, die Dharka kann also schwimmen gehen.«
    Varla bedankte sich und schritt zum Bug, unter dem ein schwerer Keil lag.
    Die breite Rampe, die in

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