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Unter den Straßen Berlins

Unter den Straßen Berlins

Titel: Unter den Straßen Berlins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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dieser Wesen sitzen. Ein Schmerz in seinem Rücken. Sie waren überall, einfach überall. Er begann, hirnlos um sich zu schlagen. Weg, weg, sie sollten einfach nur weggehen! Siggi fiel rückwärts ins Wasser. Er ging unter und ein hautiger, dünner Arm kroch in sein linkes Nasenloch, während das schwarze Ding begann, seine Zunge zu fressen.
 
     
     
     
     

     
    »Man, muss das sein?«
    »Was hast du denn jetzt wieder. Wir hatten doch gesagt, wir fahren Boot.« Markus legte seiner Freundin die nasse Hand auf den sonnenwarmen Rücken.
    »Iieeh, Mensch … ich hab da echt keinen Bock drauf. Hast du gesehen, wie dreckig das Wasser ist?« Katja blinzelte zu ihm hoch und Markus fragte sich zum hundertsten Mal, warum sie bei der Wärme dieses Retrokopftuch tragen musste.
    Ein großes Schild »Komme aus Friedrichshain« hätte auch gereicht.
    »Schatz«, sagte er versöhnlich. »Das wäre doch toll, wir zwei aufm See draußen, hm? Schau mal, da ist eine Fontäne, die kühlt uns ab, wenn wir zur Mitte fahren.«
    »Das Wasser ist dreckig«, wiederholte Katja und setzte die Sonnenbrille auf. Damit sah sie beinahe aus wie eine Frau aus den 50er Jahren.
    »In der Mitte vom See ist es sauber und es gibt Fische«, sagte er.
    Katja rollte sich auf den Rücken und verzog die Mundwinkel ein wenig. Sie war schlecht drauf. Zu viel Sonne schlug sich auf ihre Laune nieder und Markus war sich nicht sicher, ob das Kopftuch in dem Fall nutzte oder schadete. Wenn er sie nicht in das Boot bekam, musste er sich etwas anderes überlegen. Eigentlich wollte er ihr von seiner Überraschung auf dem Wasser erzählen und nicht auf einer überfüllten Liegewiese, wo sich jeder umdrehte, wenn ihm Katja – hoffentlich – jubelnd um den Hals fiel. Den Inselurlaub hatte er sich vom Munde abgespart und hoffte, damit einen Volltreffer zu landen.
    Er streckte ihr die Hand entgegen.
    »Komm, Schatz, bitte.«
    Katja stöhnte unwillig und ließ sich auf die Decke zurücksinken. Markus griff nach ihrem Arm und zog sie hoch. Sie machte sich extra schwer, das spürte er. Dann stand sie endlich auf den Füßen und Markus schleifte sie zu dem kleinen Bootsverleih.
     
    Es glitt durchs Wasser und hielt sich dabei dicht am Grund. Seine Gliedmaßen fühlten über den Boden und feinste Rezeptoren registrierten jede kleine Veränderung. Nicht weit entfernt waren die anderen ebenfalls auf Nahrungssuche. Sie standen miteinander in Verbindung. Jede Erfahrung, jede Kleinigkeit teilten sie als Information mit dem Schwarm. Ein Gruppenbewusstsein, eine simple Form der Kommunikation mit maximaler Effektivität. Keines von ihnen konnte etwas tun, ohne dass die anderen davon erfuhren. Sie lernten gemeinsam und funktionierten gemeinsam, ohne sich selbst als Individuen wahrzunehmen.
    Es spürte eine Bewegung in der Nähe. Ein kleines Tier. Die anderen wussten in derselben Sekunde von der nahen Beute, aber keines von ihnen eilte herbei. Das Tier war zu klein und würde nicht mal eines von ihnen ernähren. Sie blieben an ihren Positionen und suchten weiter den Grund ab.
     
    »Wir nehmen ein Tretboot«, sagte Markus und hielt dem Mann auf dem kleinen Holzsteg einen Zehner hin. Er bekam das Wechselgeld zurück und half Katja in eins der Boote.
    »Wenn du keine Lust hast, kann ich auch treten«, bot er an, als Katja genervt ihre Füße auf die Pedale hob.
    »Nein, schon gut«, sagte sie. Markus stieß das Boot vom Steg ab und begann zu strampeln.
    Platschend setzte sich das rote Plastikboot in Bewegung. Markus steuerte auf die Mitte des Sees zu. Katja trat auch in die Pedale und Markus überlegte, ob er wirklich jetzt die Katze aus dem Sack lassen sollte in dieser Stimmung. Vielleicht war ein Candle-Light-Dinner doch geeigneter. Oder doch nicht. Am Ende warf sie ihm noch Spießertum vor, wenn sie im Kerzenschein saßen.
    Katja ließ ihre Hand ins Wasser hängen. Die ersten Tropfen der großen Fontäne erreichten sie beide und kühlten Markus’ Stirn.
    »Ich hab bisher keinen einzigen Fisch gesehen«, sagte Katja.
    »Normalerweise sind die in kleinen Schwärmen hier überall«, antwortete Markus und sah sich um, als könnten ein paar Fische seine Behauptung beweisen und damit die Stimmung heben.
    Etwas berührte Katjas Finger und sie riss die Hand aus dem Wasser.
    »Ich glaub, da war einer!«, rief sie. »Ich hatte einen an der Hand.«
    »Na siehst du«, sagte Markus.
    »Das hat sich voll eklig angefühlt.« Katja wischte ihre Hand an der Hose ab.
    Okay, Schatz, lassen wir’s ,

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