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Unter den Straßen Berlins

Unter den Straßen Berlins

Titel: Unter den Straßen Berlins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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seines Lebens sendete. Günther verschluckte sich und Seewasser gelangte in seine Lunge. Dann ging er unter. Ein schwarzglänzendes Geflecht legte sich auf sein Gesicht und verdunkelte seinen Blick.
     

    Der Regen hatte aufgehört. Markus sah auf sein Handydisplay. Noch war es nicht zu spät. Nachdem er zu Hause wieder etwas runtergekommen war, dachte er über ein versöhnliches Angebot an Katja nach. Er könnte Bernd anrufen und ihm vorschlagen, die Inspektion heute Abend durchzuziehen. Es war nichts Aufwendiges und sie konnten das zu zweit erledigen. Dann hätten sie beide den nächsten Vormittag frei und er könnte mit Katja Billes Geburtstag durchstehen. Ja, das war nicht die angenehmste, aber doch die beste Idee, um die Sache wieder hinzubiegen. Zwischen dem Brunch und der Literaturverfilmung ergab sich bestimmt ein guter Moment, um ihr von dem Urlaub erzählen. Markus rief Bernd an. Der reagierte, wie erwartet, nicht begeistert, aber Markus erzählte von seinem Beziehungsproblem und legte noch einen Fussballabend vor der Glotze mit Gratisbier und Pizza auf seine Kosten obendrauf. Bernd gab schließlich nach.
    Eine halbe Stunde später stand Bernd mit dem Einsatzfahrzeug vor Markus’ Wohnung.
    Markus grinste. Sie waren einfach ein Superteam. Die Leute an der Oberfläche hatten keine Ahnung von ihrer Arbeit in den Kanälen. Sie waren die Feuerwehr unter Tage, die verkannten Helden des Abwassers. Untereinander hatten sie Zweier- und Dreier-Teams gebildet und sich Teamnamen gegeben. Als echte Switch-Fans nannten sich Markus und Bernd Kussi und Bussi, nach den zwei süßen Robbenbabies aus dem Soester Zoo, die immer wieder mal von einer umwerfend echt nachgespielten Katja Burghardt angekündigt wurden.
    Was ist sssüßßer? A: ein Robbenbaby oder B: zssswei Robbenbabiesss?
    Katja …
    Markus nahm die Haustürschlüssel und machte sich auf den Weg. Auf Katjas Gesicht freute er sich jetzt schon.
     
    Da es zu keiner visuellen Wahrnehmung fähig war, registrierte es nicht die Dunkelheit um sich herum, wohl aber die Gerüche, die Beschaffenheit des Materials, das es berührte. Es konnte seinen Körper mit einem minimalen elektrischen Feld umgeben. Die Geschwindigkeit der Entladung über die Luft lieferten ihm Informationen zu Luftfeuchtigkeit und Temperatur, mit denen es unbewusst arbeitete.
    Nur halfen ihm diese Fähigkeiten im Moment nicht, einen Ausgang aus der Hülle zu finden, die es umgab. Es hatte einige organische Verbindungen entdeckt und vertilgt. Seine Ärmchen, besetzt mit tausenden winzige Zähnchen und hunderten kleinen Schlundöffnungen, ließen nichts zurück. Es tastete sich wieder an dem weichen Material entlang. Und dann spürte es einen Anstieg der Luftfeuchtigkeit, minimal, aber deutlich. Es kroch weiter, orientierte sich an der Quelle der feuchten Luft. Seine Tastorgane befühlten jeden Zentimeter. Sie glitten hin und her und fanden den Riss in der Hülle. Es streckte einen Arm hindurch. Dann einen zweiten. Wärmere, feuchtere Luft. Hier war der Weg nach draußen. Es drückte seine Arme auseinander und das morsche Material der Tasche gab Stück für Stück nach.
     
    »Ich sag dir was«, meinte Bernd, während er die Kamera per Fernsteuerung durch den Abwasserkanal lenkte.
    »Was?«, fragte Markus. Auch er sah auf den Bildschirm. Bisher sah alles vertretbar aus. Die Masse der Festabfälle hielt sich in Grenzen und die Kanalwände erwiesen sich als erstaunlich sauber.
    »Ich hab da unten seit Wochen keine Ratte mehr gesehen. Weder ne tote noch ne lebendige.«
    Bernd ließ die Kamera weiterfahren. Markus dachte über die Ratten nach. Er hatte schon so viele gesehen, dass er nicht mehr einordnen konnte, wann das gewesen war. Aber sie kreuzten  seltener seinen Weg, das war ihm auch aufgefallen.
    »Mann … das sieht aus, als hätte einer da unten alles blank geleckt. Guck dir das an …«
    Bernd wies auf eine Stelle des Bildschirms. Das Kamerabild zeigte eine makellos saubere Tunnelwand. Wo sonst Unrat und Dreck von der Decke hing, wirkte der Beton wie frisch geschrubbt.
    »Also normal ist das nicht«, stellte Markus fest. »Vielleicht ist es ne Chemikalie, die das macht, aber wo soll die in so großen Mengen herkommen?«
    »Das muss was anderes sein.« Bernd drehte die Kamera und hielt inne.
    »Kussi, du Arsch, jetzt gib dir das mal!«, rief er. Markus starrte auf den Schirm und konnte kaum glauben, was er sah.
    »Das sind Tiere! Irgendwelche Amb… ach, scheiße, wie heißen die?«, fragte

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