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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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Todeszeit auch den Kreis der Verdächtigen eingrenzte.
    „Tatwerkzeug?“ Leng schien die Kälte auch die Sprache verschlagen zu haben.
    „Ein Schlag auf den Hinterkopf“, antwortete Sand. „Das ist alles, was ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann.“
    „Ein Sturz ist ausgeschlossen?“
    Noch so eine Frage, die bei Sand den Blutdruck nach oben trieb. Er antwortete, obwohl der Hauptkommissar selber einen Schluss hätte ziehen können. Seine langjährige Erfahrung war groß genug, um zu wissen, dass die Position des Toten dann eine andere gewesen wäre.
    „Sonstige Fremdeinwirkungen?“
    „Äußerlich keine erkennbaren. Weiteres wird dann erst die toxologische Untersuchung zeigen müssen.“
    Da es für Leng vor Ort nichts mehr zu tun gab, überlegte er, ob er nach Hause gehen sollte, um dort zu frühstücken. Seine Wohnung befand sich keine Viertelstunde Fußweg entfernt im Agnesviertel, einem Wohngebiet in der nördlichen Altstadt, das seinen Namen der zweitgrößten Kirche Kölns verdankte. Am Ende entschied er sich für ein kleines Bistro in der Neusser Straße, das bei moderaten Preisen erstklassigen Kaffee sowie frische, üppig belegte Brötchen und Croissants anbot. Von seinem Küchenfenster im ersten Stock konnte er direkt in diese kleine Cafe Bar hinein schauen. An Wochenenden entschied er sich manchmal spontan, dort zu frühstücken, nachdem er sich zuvor davon überzeugt hatte, dass sich die Gästezahl in Grenzen hielt.
    Er mochte gerne unter Menschen sein, aber überfüllte Räume waren ihm ebenso ein Gräuel wie Quasselstrippen, die nur darauf warteten, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Deshalb nahm er meistens seine Zeitung mit, die wie ein Schutzschild wirkte und auch dem Aufdringlichsten signalisierte, dass da einer saß, der seine Ruhe haben wollte. Und doch brauchte er hin und wieder vertraute Geräusche um sich herum: das Lachen einer Frau, das Klappern eines Löffels auf einer Untertasse, das Zischen eines Kaffee- oder Espressoautomaten oder gar das Knacken eines frischen Brötchens. Dann las er in wohltuender Atmosphäre und sichtlich mit sich zufrieden seine Zeitung, bis er erstaunt feststellte, dass eine Stunde wie im Flug vergangen war.
    Seit dem Tod seiner Frau schmeckte ihm das Frühstück nur noch halb so gut. Er vermisste ihre Schritte, ihr aufmunterndes Lächeln, ja sogar den Duft ihrer Hautcreme. In solchen Momenten wurde ihm klar, dass die Zeit gekommen war, nach einer neuen Partnerin Ausschau zu halten, da er fürs Alleinsein nicht geschaffen schien.
    Er bezweifelte, ob überhaupt irgendjemand bewusst auf eine Partnerschaft verzichtete, obwohl die steigende Zahl von Ein-Personen-Haushalten diesen Schluss nahe legen mochte. Er glaubte auch keinem Menschen, der ihm das Alleinsein als die absolute Freiheit und Unabhängigkeit verkaufen wollte. Wie frei sollte denn jemand sein, der sich nach etwas sehnte und fast jeden Abend seine eigenen vier Wände verlassen musste, um vor der Einsamkeit zu fliehen, so wie es ein Mann vielleicht nach dreißigjähriger Ehe tat, um dem Alltagstrott zu entkommen? Alle, die ihm das partnerlose Leben als bewusste Wahl zu erklären versuchten, konnten sich in Wirklichkeit nur nicht eingestehen, dass sie Sklaven ihrer Angst waren: Angst davor, Zugeständnisse machen zu müssen, Angst davor, verletzt zu werden und auch Angst davor, vielleicht wieder verlassen zu werden. Leider schloss dieses Vermeidungsverhalten und die verständliche Angst vor den negativen Aspekten einer Beziehung aber auch das Positive aus: die Zärtlichkeit, die Vertrautheit, die Unterstützung. Ja, er sehnte sich nach einer Frau. Nicht nach irgend einer, sondern nach der, in deren Armen er sich völlig hingeben könnte, in deren Aura er eintauchen würde wie in ein heilendes Bad, das ihm neue Kraft verlieh und mit der er sich vereinigen wollte, auf dass Raum und Zeit aufhörten zu existieren und fern jeden Wollens der wahre Sinn des Lebens durchschimmerte.
    Nachdem er das Bistro verlassen hatte, stand Leng für einen Moment Gedanken verloren auf dem Bürgersteig, unschlüssig, ob er doch noch einmal in seine Wohnung gehen sollte, um sich vernünftig zu rasieren oder direkt ins Präsidium, um seinen neuesten Fall zu bearbeiten. Was er bisher an Verwertbarem hatte, war allerdings äußerst dürftig. Er entschied sich für seine Wohnung, um dann anschließend die Adresse aufzusuchen, die im Personalausweis des Toten als Wohnsitz vermerkt stand.
    Er schloss die Haustür auf und betrat

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