Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
anrief und ich von dem Unfall ihrer Mutter erfuhr, war mir klar, dass Walter dahinter steckte. Eine einzige Tablette mit hoch dosiertem Ephedrin, die unter ihre anderen Pillen gemischt wird, kann ausreichen, um so einen Unfall zu provozieren. Er wusste zwar nicht, wann es passiert, aber dass es innerhalb der nächsten Wochen sein würde. Walter hat sich bestimmt im Leben nicht träumen lassen, dass seine Inszenierung erst nach seinem Tod zur Aufführung gelangt. Das wäre eine makabre Schlagzeile für die Boulevardpresse: Mordversuch aus dem Jenseits oder Toter verursacht Verkehrsunfall. “
„Wer sagt uns denn, dass Sie nicht den Anschlag auf Klara Burghausen verübt haben? Sie wussten ja wohl von ihren Schlafstörungen und den Medikamenten, die sie nahm.“ Leng sah Dr. Riegert gespannt an.
„Oh nein, das hängen Sie mir nicht an. Damit habe ich nichts zu tun.“
„Wir werden Sie auch so für Jahre in den Knast bringen“, zischte Prado.
„Was mir noch immer nicht ganz klar ist“, sagte Leng, „warum Sie erst heute in die Villa kommen, um nach dem Material zu suchen.“
„Als ich Burghausen aufforderte, die Sache zu klären, glaubte ich, er würde die Filme an einen sicheren Ort bringen oder vernichten und nicht versuchen, seine Frau umzubringen. Durch den Unfall wurde mir bewusst, dass sich das ganze Material noch irgendwo in der Villa befinden musste. Also fing ich an, danach zu suchen. Am ehesten vermutete ich es in seinem Arbeitsraum, aber obwohl ich alles auf den Kopf stellte, konnte ich nichts finden. Zu guter Letzt blieb nur noch der Safe, aber mein Versuch, ihn zu öffnen, scheiterte. Ich verließ die Villa, um Brecheisen und Bohrer aus meiner Wohnung zu holen in der Hoffnung, dann Erfolg zu haben. Dabei haben Sie mich dann erwischt.“
21
Leng hatte Albträume. Er stand am Rande eines Abgrunds. Ganz weit unten sah er ein riesiges, mit Scheiße gefülltes Loch, in das er hineinzufallen drohte. Mitten in der Nacht wachte er auf und brauchte lange, um wieder einzuschlafen. Als er am nächsten Morgen vom Schrillen des Weckers aus dem Schlaf gerissen wurde, fühlte er sich völlig gerädert und so schlecht gelaunt wie nie zuvor in seinem Leben. Er rief Maria an, um ihr mitzuteilen, dass er frühestens gegen Mittag ins Büro kommen würde. Wenn Windkerk irgendwelche Einwände erheben sollte, würde er ihm den Marsch blasen, schließlich hatte sein Arbeitstag länger als zwölf Stunden gedauert. Auf Riegerts Vernehmung folgte seine Verhaftung und Vorführung vor den Haftrichter. Erst am späten Abend betrat Leng seine Wohnung, nachdem er sich im Spitz noch ein paar Kölsch gegönnt hatte.
Die Besprechung, die mit Rücksicht auf den Hauptkommissar erst für 15.00 Uhr angesetzt worden war, verlief erstaunlich reibungslos. Selbst der Dezernatsleiter schien froh darüber zu sein, dass der Fall endlich zu den Akten gelegt werden konnte, obwohl die Gerichtsverhandlungen für Stefanie Burghausen und Bernd Riegert noch ausstanden. Aber die Polizei hatte ihre Arbeit getan, der Rest blieb Sache der Rechtssprechung.
„Kommst du später auf ein Bier in den Spitz ?“ Prado wusste, dass Leng mit Sicherheit den Abend in seiner Stammkneipe verbringen würde. Er wusste auch, dass mehr Alkohol fließen würde als sonst. So viel Bier konnte es überhaupt nicht geben, um all den Dreck wegzuspülen, den sie in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gesehen hatten.
„Ich werde da sein“, versicherte Leng. „Pünktlich wie immer.“
Und er hielt Wort. Als Prado um kurz nach 19.00 Uhr das Lokal betrat, saß der Hauptkommissar schon auf seinem angestammten Platz vor der Theke.
„Freut mich, dass du auch mitgekommen bist“, begrüßte er Susanne überschwänglich.
Sie lächelte. „Ich wollte mit euch auf euere erfolgreiche Arbeit anstoßen.“
„Wie geht es deinem Freund Barth“, fragte er sie, weil er nicht über die letzten Tage reden wollte.
„Der fühlt sich wie im Paradies. Das sind jedenfalls die Worte, die er benutzte. Er ist frisch verliebt in Guido, den er an seinem Geburtstag hier kennen gelernt hat. Glücklicherweise werden seine Gefühle auch erwidert.“
„Wenigstens eine erfreuliche Nachricht“, sagte Prado.
„Menschen sollten stärker bemüht sein, sich in ihren Beziehungen mit Liebe und Respekt zu begegnen“, sinnierte Leng. Dann sähe die Welt anders aus.“
„Da verlangst du etwas Unmögliches“, antwortete Susanne. „Wer selber niemals Liebe erfahren hat, wie soll der in der
Weitere Kostenlose Bücher