Unter die Haut: Roman (German Edition)
geweckt.
Ivy, Sherry und Jaz luden die Umzugskartons aus, dazu die leichteren Möbelstücke, Arme voll Kleidung mitsamt den Bügeln und die einzige Pflanze, der Ivy noch nicht den Garaus gemacht hatte. Sam, Davis, Terry und Sherrys Mann Ben kümmerten sich um die schweren Möbel. Sie mussten etliche Male zwischen den Fahrzeugen und der Wohnung hin- und herlaufen, und bald wich die Schläfrigkeit, mit der sie den Tag begonnen hatten, unbeschwerter Ausgelassenheit. Wie immer, wenn sie zusammen waren, verwandelte sich ihre Unterhaltung binnen kurzem in lautes, lebhaftes Geschnatter, unterbrochen von schallendem Gelächter.
Mit unbekümmerter Achtlosigkeit rumpelten sie mit Ivys Mobiliar gegen Wände und Türrahmen. Ihren ganzen Stolz, das brandneue Schlafsofa mit dem in sich gemusterten Bezug, fassten sie allerdings mit Samthandschuhen an. Schließlich wusste jeder von ihnen, wie lange Ivy dafür gespart hatte.
Liebevoll strich sie über den teuren Stoff und erteilte Davis und Terry Anweisungen, wo sie es hinstellen sollten, nur um es sie auf der Suche nach dem Platz, an dem es am besten zur Geltung kam, noch dreimal hin und her tragen zu lassen. Beim dritten Mal setzten die Männer das Möbelstück mit einer Bewegung, die etwas Endgültiges hatte, ab, wechselten einen kurzen Blick und ließen sich auf die Polster fallen. Ivy trat einen Schritt zurück und be äugte kritisch den neuen Standort ihres Sofas, unentschieden, ob es an seiner jetzigen Stelle besser aussah oder doch an der Wand, wo es noch eine Minute zuvor gestanden hatte. Sie öffnete bereits den Mund, doch Terry, der ihre Absicht durchschaute, kam ihr zuvor.
»Vergiss es, Ivy«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. »Wir wuchten es nicht noch einmal herum. Das Ding wiegt eine Tonne, und abgesehen davon macht es sich hier sehr gut.«
Ivy bedachte ihn mit einem Blick, auf den sie seit ihrem zwölften Jahr ein Patent hatte. Aber Terry ließ sich davon nicht beeindrucken und gähnte, deshalb versuchte sie ihr Glück bei Davis. Er war schon immer leichter rumzukriegen gewesen.
Unbehaglich rutschte er hin und her. »Sieh mich nicht so an. Das mag ich überhaupt nicht.«
Terry grinste. »Jaja, der berühmte ›Ich bin das niedlichste Kätzchen im ganzen Wurf, und gleich werden sie mich ertränken‹-Blick.‹« Mit Falsettstimme fuhr er fort: »Rette mich, Davis. Rette mich!«
Ivy musste sich das Lachen verkneifen, aber sie wusste, dass sie Davis am Haken hatte, deshalb schaute sie noch etwas treuherziger drein. Wenn sie jetzt vielleicht noch ein oder zwei Tränen herausquetschen könnte …
»Lass gut sein, Ive«, sagte Davis. »Das zieht bei mir nicht mehr. Ich fall nicht mehr auf diese großen traurigen Augen rein, seit ich vierzehn bin.«
In diesem Moment kam Sam mit zwei Bierflaschen in jeder Hand aus der Küche. Während er sie weiterreichte, sah er Davis mit einem brüderlich spöttischen Blick an. »War das in demselben Jahr, in dem du beschlossen hast, Ivy zu heiraten, wenn ihr beide groß seid?« Er ließ sich zwischen seinem Bruder und seinem Cousin aufs Sofa fallen, und Ivy sah jede Hoffnung schwinden, dass einer der drei das Sofa noch einmal auch nur einen Zentimeter bewegen würde. Es hatte eine winzige Chance bestanden, dass Davis sich breitschlagen ließ, und dann hätte Terry vielleicht mitgemacht, aber Sam und Terry zusammen? Aussichtslos.
»Ja«, erwiderte Davis und sah seinen Bruder finster an. »Danke, dass du mich daran erinnerst. Du hast mir damals das Herz gebrochen, als du mir erzählt hast, Cousin und Cousine ersten Grades könnten nicht heiraten, weil die Kinder, die sie bekämen, alle sabbernde Idioten wären.«
»Sam, das glaube ich nicht!« Ivy ließ sich im Schneidersitz vor ihnen auf dem Boden nieder. Sie nahm einen Schluck von ihrem Bier und grinste ihren Cousin an. Der seltsame Ausdruck auf Terrys Gesicht zog für einen kurzen Augenblick ihre Aufmerksamkeit auf sich, aber bevor sie sich darüber klar werden konnte, was er zu bedeuten hatte, wurde sie von Sams Antwort in ihren Überlegungen unterbrochen.
»Das hatte ich aus zuverlässiger Quelle«, erklärte er mit einem Schulterzucken. »Inzucht schwächt die Gene. Außerdem ist dein Herz schnell geheilt, wenn ich mich recht erinnere, Davis. Es hat kaum eine Woche gedauert, und du hast dich mit der kleinen Judy Sowieso getröstet.«
»Helman«, sagte Davis. »Judy Helman.«
»Ja, genau, ich erinnere mich an sie!«, rief Jaz, die gerade ins Zimmer
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