Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Meilen. Er registrierte, dass Spooner erleichtert aussah und starrte wenig später verwirrt auf das zerschossene Bett, ohne zu begreifen.
»Jemand hatte Decken und Kopfkissen unter die Bettdecke gestopft«, erklärte Deputy Khazaeli. »Die Typen haben es wohl für einen Menschen gehalten und drauflos geballert.«
»Aber wo ist sie?«, flüsterte Nick.
»Hier«, sagte Spooner und Nick fuhr herum, »sie scheint o. k. zu sein.«
Auf dem Boden der Nasszelle des kleinen Badezimmers, das auf der Privatstation zur Ausstattung der Zimmer gehörte, kauerte Alex, die Arme um die Knie geschlungen und starrte sie aus aufgerissenen Augen verängstigt an. Als sie Nick erkannte, streckte sie nur stumm die Arme aus und er sank vor ihr auf die Knie. Die Erleichterung fiel ihm wie ein ganzes Gebirge vom Herzen und er konnte nicht verhindern, dass ihm die Tränen in die Augen schossen. Alex schlang ihre Arme um seinen Hals und presste ihr Gesicht an seine Brust.
»Es tut mir so leid«, flüsterte Nick mit tränenerstickter Stimme, »es tut mir so leid. Ich habe dir versprochen, dass du in Sicherheit bist. Oh Gott, Alex.«
»Bring mich hier weg, Nick, bitte.«
»Ja, das tue ich«, er streichelte ihr Haar, »nicht weinen, jetzt wird alles gut.«
Er hob sie hoch und verließ das Zimmer. Auf dem Flur kam ihm Gordon Engels mit fünf US-Marshals entgegen.
»Ist sie in Ordnung?«, erkundigte er sich.
»Ja«, erwiderte Nick, »was ist mit Ihren Leuten, die auf sie aufpassen sollten?«
»Sind beide tot«, sagte Engels mit versteinertem Gesicht, »ich weiß noch nicht, was passiert ist, aber man hat sie mit einem Genickschuss getötet, genau wie den Arzt. Wir haben ihre Leichen in einer Wäschekammer gefunden.«
Nick spürte, wie Alex in seinen Armen erschauerte.
»Ich weiß, wer sie erschossen hat«, flüsterte sie.
»Ich wollte gerade das Zimmer verlassen. Ich weiß nicht warum, ich hatte so ein komisches Gefühl. Da sah ich einen Arzt mit zwei Notfallsanitätern auf dem Flur stehen. Plötzlich zog einer eine Pistole und schoss dem Arzt von hinten in den Kopf. Ich wusste sofort, dass sie wegen mir hier waren, denn ich habe sie erkannt.«
Sie begann zu schluchzen.
»Wer war es?«, fragte Nick mit sanfter Stimme.
»Sergios engste Mitarbeiter. Luca di Varese und Silvio Bacchiocchi.«
***
Das blutige Massaker im Goldwater Memorial Hospital beherrschte an diesem Tag alle Nachrichtensendungen. Kamerateams aus aller Welt belagerten das Krankenhausgebäude. Gordon Engels hatte sich zu einer gezielten Falschmeldung entschlossen, um Alex’ Leben zu schützen. Er verkündete den wartenden Fernsehreportern und Journalisten, dass ein Täter, der unerkannt entkommen war, aus noch ungeklärten Gründen zwei Polizeibeamte, einen Arzt und eine Patientin des Krankenhauses erschossen habe. Engels ging davon aus, dass die beiden Täter, die sich unerkannt wähnten, nicht untertauchen, sondern ihr Leben ganz normal weiterführen würden. Auch sie sollten am nächsten Abend verhaftet werden. Nick brachte Alex ins Kloster St. Ignatius. Hinter den festungsähnlichen Mauern des Jesuitenklosters war sie sicher.
***
Alex trug ein graues Kapuzensweatshirt und eine Jeans. Das Haar hatte sie zu einem schlichten Pferdeschwanz frisiert. Die Spuren der schrecklichen Misshandlungen waren deutlich in ihrem Gesicht zu sehen. Für die Befragung durch die Staatsanwaltschaft hatten die Jesuitenpatres einen großen Raum zur Verfügung gestellt, in dem sich außer einem großen Tisch und zehn Stühlen fast nichts befand. Pünktlich morgens um sieben Uhr erschienen Lloyd Connors und Royce Shepard von der Staatsanwaltschaft Manhattan in Begleitung von Gordon Engels und Truman McDeere im Kloster St. Ignatius. Auch Nick und Frank Cohen waren anwesend, und es versetzte Nick einen Stich versetzt, als Alex in der Begleitung von Oliver Skeritt den Raum betrat. Beschützend hatte er den Arm um ihre Schultern gelegt und trennte sich nur widerstrebend von ihr, als die Anhörung begann. Der Staatsanwalt stellte sich und seine Mitarbeiter vor, dann fragte er Alex, ob sie etwas dagegen habe, wenn das Gespräch auf Tonband mitgeschnitten würde.
»Mrs Sontheim«, begann Lloyd Connors, »wir haben uns angesichts der Dringlichkeit der Situation dazu entschieden, das Verhör durch die SEC für eine Weile zu verschieben. Mr Kostidis hat mir mitgeteilt, dass Sie auf anwaltlichen Beistand verzichten. Ist das richtig?«
»Ja«, Alex’ Stimme klang fest. Sie saß sehr aufrecht, die
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