Unter rauschenden Palmen
Scheidung noch bei dem einen Monat später.
"Ich möchte Sie wieder sehen, Clarissa", sagte er.
Sie sah ihn beim Schein der Kerzen aus ihren großen blauen Augen nachdenklich an.
;,Natürlich nur, wenn Sie es auch wollen. Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich sehr oft an Sie denke - schon seit Monaten. Ich fand es bisher nur unpassend, mit Ihnen darüber zu reden." Er blickte ihr in die Augen.
Clarissa atmete schneller. Sie selbst hatte sich in letzter Zeit immer öfter eingestehen müssen, dass sie sich zu diesem Mann hingezogen fühlte. Sie hatte sich insgeheim gewünscht, Jerome Hewitt wäre ein freier Mann und nicht ihr Mandant. Viele Nächte hatte sie wach in ihrem Bett gelegen, auf das Rauschen des Meeres gehört und von ihm geträumt.
"Auch ich habe oft an Sie gedacht", sagte sie schließlich langsam.
"Das haben Sie aber gut verborgen." Er lächelte leicht.
"Alles andere wäre unprofessionell gewesen."
"Ihre Karriere bedeutet Ihnen sehr viel, nicht wahr?"
"Ja."
"Ist das der Grund für Ihre Zurückhaltung?" fragte er leise und legte seine Hand auf ihre.
"Nein. Es kommt nur so überraschend." Sie schluckte.
"Warum? Sie sind zwar sehr zurückhaltend, aber eine äußerst attraktive Frau, was Sie bestimmt wissen. Und wir kennen uns nicht erst seit gestern."
Clarissa schluckte.
"Lassen Sie uns hoch am Strand spazieren gehen", schlug Jerome vor.
Sie brauchten nur die Straße zu überqueren, und scho n waren sie am Meer. Barfuss, die Schuhe in der Hand, liefen sie durch den feuchten Sand. Wenn eine Welle kam, musste Clarissa den langen Rock ihres geblümten Kleides hochheben. Dann fanden sie eine Bank, auf die sie sich setzten und die Lichter der Schiffe beobachteten.
Jerome erzählte von seinem Großvater, wie er nur mit ein paar Pfund in der Tasche nach Australien gekommen war. Er sprach über Sean, der bald sieben wurde, überdurchschnittlich intelligent war und einen Streich nach dem anderen ausheckte. Er berichtete von seiner Arbeit auf den Plantagen und erklärte ihr, wie Macadamianüsse geerntet werden.
Clarissa hörte gebannt zu und entspannte sich allmählich. Dann erzählte auch sie von ihrer Kindheit und Studienzeit, von ihrer Heimatstadt Armidale, einer hübschen Kleinstadt im Tafelgebirge von Neusüdwales, fast vierhundert Kilometer südlich von Lennox Head. Ihr Vater besaß dort eine florierende Verkaufsagentur für Traktoren und andere landwirtschaftliche Maschinen.
Sie berichtete Jerome, dass sie Einzelk ind war und ihr Vater ihre sanfte und nachgiebige Mutter stets dominiere - was er auch bei ihr versucht habe. Das sei auch der Grund, warum ihr Verhältnis zu ihm so gespannt sei.
"Und der Grund für Ihren erstaunlichen Ehrgeiz", bemerkte Jerome treffend.
Clarissa nickte und schnitt ein Gesicht.
"Aber ohne Intelligenz und Durchsetzungsvermögen hätte Ihnen auch der größte Ehrgeiz nichts genutzt."
Clarissa zögerte. "Diese Eigenschaften sind für eine Frau nicht unbedingt von Vorteil."
Er legte ihr den Arm um die Schultern. "Das schreckt die Männer ab, meinen Sie."
Der enge Kontakt war Clarissa nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil, sie musste zugeben, dass sie sich äußerst wohl fühlte und den Duft seines Rasierwassers und seiner Haut mochte.
Sie hätte nichts dagege n gehabt, wenn er sie noch näher an sich gezogen hätte.
"Vielleicht", antwortete sie. "Es hat mich jedoch nie gestört."
"Mich jedenfalls kann deine Intelligenz nicht abschrecken, Clarissa, sie ist nämlich einer der Gründe, warum ich dich mag."
Er küsste sie zum ersten Mal.
Zuerst erlebte Clarissa seine Zärtlichkeiten ganz bewusst. Sie spürte seine Hand auf der Wange, fand, dass sich sein Mund sehr angenehm anfühlte, und erwiderte seinen Kuss.
Doch allmählich wurden ihre Gedanken immer verschwommener, und sie gab sich ganz ihren Gefühlen hin. Seit einem Jahr hatte sie sich nach diesem Mann gesehnt, jetzt hielt er sie in den Armen. Sie genoss es, die Finger zärtlich über sein Kinn gleiten zu lassen, seine Barthärchen an ihrer zarten Haut zu spüren. Sie dachte daran, dass er ihre Taille wohl mit beiden Händen mühelos umfassen konnte. Die Vorstellungen heizten ihre Fantasie an, steigerten ihr Verlangen und ließen sie die Umwelt vergessen.
Als Jerome sie losließ, brachte sie keine Wort hervor, so benommen war sie. "Das ... das hatte ich nicht erwartet", sagte sie schließlich mühsam.
Er lächelte nur. "Ich habe es von Anfang an gewusst."
Zwei Wochen später wurden sie ein
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