Unter rauschenden Palmen
Ihr Glück."
Das rosa Bündel, das Jerome hielt, verstummte sofort.
"Das darf doch nicht wahr sein, dass du die bessere Mutter bist!" Clarissa lachte. "Aber sieh nur, jetzt ist auch er still." Das hellblaue Bündel rekelte sich, gähnte tief und schloss die Augen.
Clarissa und Jerome saßen nebeneinander und verglichen die Babys.
"Sie ähneln sich wie ein Ei dem anderen", meinte Jerome. "Um sie zu unterscheiden, werden wir sie wohl immer erst ausziehen müssen."
"Nein, sie ist etwas kleiner, und ihr Haar ist etwas heller. Beide haben übrigens deine Haarfarbe." Sanft streichelte sie den zarten Flaum. "Außerdem können sie sich gar nicht wie ein Ei dem anderen gleichen, weil es nämlich zweieiige Zwillinge sind."
"Ich beuge mich deinem überlegenen Wissen. Aber sie sehen beide aus wie du."
"Das stimmt doch gar nicht! Jeder sieht doch, dass sie dir wie aus dem Gesicht geschnitten sind!"
"Das ist typ isch", mischte sich die Schwester ein. "Wir stellen das immer wieder fest, fragt man sechs Leute, wem ein Kind ähnlich sieht, erhält man sechs verschiedene Meinungen."
Clarissa und Jerome lachten und sahen ein, dass es keinen Sinn hatte, über dieses Thema zu streiten.
"Also dann zu den Namen."
"Hatten wir uns bei diesem jungen Mann nicht auf Tom geeinigt?" Sie gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn.
"Ja. Wie wäre es mit Tom Paul? Mein Vater hieß nämlich Paul."
"Wunderbar, Paul steht nämlich auf Seans Liste ganz oben. Wie hieß denn deine Mutter?"
"Anna."
"Könntest du dich mit Anna Jane anfreunden?"
"Gemacht", antwortete er sofort. "Jetzt hör deinem Vater einmal gut zu, Anna Jane Hewitt", forderte er dann seine Tochter auf. "Wie war's, wenn du einmal deine Augen öffnen würdest?
Tust du mir den Gefallen?" Anna Jane tat es nicht.
"Das war genug für heute", stellte die Schwester fest. "Die Babys bleiben diese Nacht noch hier. Wir bringen sie Ihnen gleich morgen früh", fügte sie hinzu, als Clarissa protestieren wollte.
Als Clarissa wieder warm zugedeckt in ihrem Bett lag, zog sich Jerome einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. "Und jetzt musst du schlafen, Clarissa", sagte er zärtlich. "Ich werde die Nacht bei dir bleiben und morgen mit den Babys helfen."
"Du brauchst nicht..."
"Ich möchte es aber, Darling. In einem Punkt habe ich jedenfalls Recht gehabt."
"So?"
"Du bist die geborene Mutter."
Clarissa lachte schläfrig. "Ja - obwohl ich das selbst nicht für möglich gehalten hätte."
Einige Minuten später verriet ihm ihr gleichmäßiger Atem, dass sie schlief. Ehe Jerome einschlafen konnte, dauerte es noch eine Zeit, denn zu viel ging ihm durch den Kopf. Er musste an die Wandlung denken, die sich mit Clarissa vollzogen hatte, von einer erfolgreichen Anwältin zu einer liebenden Mutter - und zu seiner Frau.
Als Clarissa erwachte, saß Jerome immer noch auf dem Stuhl neben ihrem Bett. Er schlief.
Der Kopf war ihm auf die Schulter gesunken, und die Hände hatte er im Schoß verschränkt.
Sein braunes Haar fiel ihm in die Stirn, und die Füße hatte er gegen die Bettkante gestützt.
Er wirkte so jung und schutzlos, dass es ihr Herz rührte. Sie musste daran denken, wie unglücklich er in seiner ersten Ehe gewesen war und wie tapfer er die Schatten der Vergangenheit bekämpft hatte - für sie.
Langsam öffnete er die Augen, sah sie verwirrt an, bis die Erinnerung zurückkehrte und er sich unvermittelt aufsetzte. "Clarissa, alles in Ordnung?"
"Mir geht es gut. Und ich liebe dich so sehr."
"Und ich liebe dich, Clarissa. Ich ..."
Eine Schwester öffnete geräuschvoll die Tür, zwei laut protestierende Bündel im Arm, die sie in die Bettchen neben dem Fenster legte. "Guten Morgen, Mrs. Hewitt. Jetzt dürfen Sie sich etwas frisch machen, dann kommt die Visite, und dann geht der Spaß erst richtig los. Sie dürfen Ihre beiden Süßen das erste Mal anlegen. Sie werden sich wundern, was diese beiden Winzlinge für einen Hunger haben. Wie Sie wissen, ist Ihre Milch noch nicht eingeschossen, aber..."
Als die Schwester sie wortreich in die Geheimnisse des Stillens einweihte, zwinkerten sich Clarissa und Jerome verstohlen zu. Dann lächelten sie und hielten sich die Hände.
-ENDE -
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