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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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anderen Leuten aussetzen müssen, die dich hätten zurückweisen oder sich über dich hätten lustig machen können. Du hast es nicht nötig gehabt, verwundbar zu sein. Wir waren da. Wie du es gesagt hast, wir waren immer da.“ Harskari seufzte und entspannte sich. Ihr Bild verschwamm, dann lächelte sie.
    Aleytys fühlte eine Wärme durch ihren Körper fließen, als sie auf dieses Lächeln ansprach. Sie setzte sich hin, nahm an, die Schelte sei zu Ende.
    Harskari seufzte erneut. „Ich mag dich, Aleytys. Wenn wir einander auf eine andere Art und Weise begegnet wären, dann hätten wir wirklich Freunde sein können.“ Die bernsteingelben Augen bewegten sich, ihre Blicke begegneten denen der purpurnen und schwarzen Augen. „Vielleicht trifft das auf uns alle zu. Dennoch haben wir dir trotz unseres guten Willens ernsthaften Schaden zugefügt. Erinnerst du dich daran, was du Grey zugebrüllt hast, als ihr euch das letzte Mal gestritten habt?“
    Ich brauche dich nicht, ich brauche niemanden. Die Erinnerung hing für einen Moment zwischen ihnen, dann sagte Aleytys: „Ich war wütend, ich habe es nicht wirklich so gemeint.“
    „Selbst wenn du es nicht so gemeint hast, wolltest du doch, daß es wahr wäre. Es graut dir davor, von jemandem abhängig zu sein, den du nicht beherrschen kannst. Und wir haben dieses Grauen genährt.“ Harskari sah kläglich aus. „Wir haben unsere Gespräche mit dir zu sehr genossen. Wir haben es zu sehr genossen, durch dich wieder zu erfahren, wie es ist zu leben. Wir haben dich ermutigt, dich auf uns zu verlassen.“
    „Es gab soviel, das ich unmöglich wissen konnte, so viele Situationen, mit denen ich einfach nicht fertig werden konnte.“
    „Genau. Soviel, mit dem du nicht fertig werden konntest.“ Harskaris bernsteingelbe Augen funkelten vor Verärgerung. „Auf Jaydugar hast du die ersten Schritte aus dem Mutterleib deiner Kindheit heraus gemacht. Du hast viele Schwierigkeiten ganz allein überstanden. Dann …“ Sie seufzte, ihre Augen wurden trübe. „Dann sind wir gekommen. Nach einer Weile war es für dich leichter, dich auf uns zu stützen, uns wie übernachsichtige Eltern hinter dir aufragen zu lassen. Statt weiter zu reifen, hast du dich in die Sicherheit deiner Kindheit zurückgezogen, wo es immer jemanden gegeben hat, der dich vor den Folgen deiner Irrtümer und Dummheiten geschützt hat.“
    Aleytys wandte den Kopf auf den Sofakissen hin und her. „Nein“, flüsterte sie. „Das wart nicht ihr. Meine Mutter hat gesagt …“
    „Ah!“ Erneut blitzten die bernsteingelben Augen auf. „Wir haben diese Ausrede tausendmal gehört. Vergiß sie. Du bist nicht in der Gesellschaft deiner Mutter aufgezogen worden. Und du hast das, was sie gesagt hat, ein Dutzend Mal widerlegt. Denk nach, Aleytys! Erinnere dich an deine Vergangenheit! Kalt und lieblos, ha! Erst als du uns hattest, um deine Zuneigung an uns zu verausgaben! Übernimm Verantwortung für dich selbst, Aleytys. Du bist die Summe dessen, was du denkst und fühlst. Deine Mutter – Unsinn! Du hast sie nicht einmal gekannt. Denk an Vajd. Er hat dich aufgezogen. Er hatte einen größeren Einfluß auf dich als deine Mutter jemals haben wird. Lerne, wer du bist, Aleytys. Öffne deine Augen. Laß nicht andere deine Grenzen setzen.“ Harskari wurde ruhiger. Sie blickte wieder auf die anderen. Eine Traurigkeit floß zwischen ihnen dahin. Einer nach dem anderen nickten sie.
    „Haupts Besorgnis hat uns aus unserer Selbstgefälligkeit gerissen“, fuhr Harskari fort. „Wir haben die Lage in kleinen Brocken durchgekaut, sind jedoch schließlich zu einem schmerzlichen Entschluß gekommen. Wir müssen diese deine Abhängigkeit durchbrechen, dich zwingen, auf eigenen Füßen zu stehen. Nimm die Fäden deines Lebens dort auf, wo wir sie zerrissen haben, Aleytys. Wir werden nicht wieder mit dir reden. Wir werden auf deinen Ruf hin nicht mehr kommen. Kurz gesagt, Tochter, du bist auf dich allein gestellt. Lebe wohl.“ Das Wort verwehte, als ihre Erscheinung dahinschmolz.
    Aleytys klammerte sich an der Couch fest, schweißgetränkt in ihrer plötzlichen Panik. „Shadith!“ rief sie eindringlich. „Verlaßt mich nicht. Laßt mich nicht ganz allein. Ich brauche euch.“
    „Lebe wohl, Lee.“ Die purpurnen Augen schlossen sich, und sie war verschwunden.
    „Swardheld, Lehrer …“
    Der Waffenmeister wirkte müde. „Freyka, ich habe dich sehr lieb gewonnen.“ Er verzog das Gesicht wie ein hungriger Bär. „Es gab Zeiten

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