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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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an.
    „Amea“, rief Kitosime wieder. Der Junge lächelte, trottete herbei und blieb neben ihr stehen. S’kiliza und Warne hielten die anderen auf, bevor sie sich bewegen konnten.
    „Warne.“ Er warf den Neuankömmlingen einen letzten Blick zu und schloß sich Amea an.
    „S’kiliza.“ Das Mädchen kam lächelnd zu Kitosime und schob seine Hand in die der älteren Frau.
    Eine Zeremonie der Namengebung, dachte Kitosime. Ein Ritus für den Wiederanschluß an eine aufgegebene Welt. Sie zitterte in einer Vision der Zukunft, mehr und mehr von den Wildlingen zu zähmen. Seufzend ließ sie ihre Blicke über die drei neu hinzugekommenen Kinder gleiten. Zwei Jungen und ein Mädchen. Der größte und älteste der Jungen sah so scheu und wachsam aus wie die gefleckte Chul-Katze. Sie zeigte mit einem Finger auf ihn. „Cheo. Dein Name wird Cheo sein.“ Sie wandte sich an den kleineren Jungen. Seine linke Hand war verwachsen, durch eine lange, schlecht verheilte Narbe, die sich von seinem Daumen zu einer großen Kerbe in seinem Schultermuskel hinaufwand, verkrümmt.
    Er hatte einen verschlossenen, kalten Blick, jetzt nicht mehr ganz so feindselig. Erwartete, versuchte sie einzuschätzen. „Liado.“ Sie versuchte, all die Wärme und Anteilnahme, deren sie fähig war, in ihre Stimme zu legen. „Du heißt Liado.“
    Das Wildlingsmädchen stand kerzengerade aufgerichtet und schaute sie mit einer seltsamen Kombination aus Verlangen und Feindseligkeit an. Das Verlangen verstärkte sich, als sie den Blick ihrer dunklen Augen auf S’kiliza richtete, die an Kitosime lehnte, den Kopf in die Rundung von Kitosimes Hüfte gepreßt.
    Kitosime lächelte ihr zu. „Mara“, sagte sie. „Du bist Mara.“
    Wie zuvor ging sie im Kreis herum, benannte sie immer wieder und rief doch keinen Funken Verstehen in den ausdruckslosen Tieraugen hervor, die sie anstarrten. Ihre Hand bewegte sich weiter, deutete auf einen nach dem anderen, während sie sie benannte. Schließlich hörte sie auf und sah sie an. Die Sonnenuntergangsfarben des Himmels verblaßten, und die Kinder verwandelten sich in Schatten. „Tja“, sagte sie. „Jetzt versuchen wir es. Cheo“, rief sie. „Cheo, komm her.“
    Keiner der Wildlinge bewegte sich. S’kiliza rührte sich ungeduldig. Ein leiser, knurrender Ton brach über ihre Lippen. Kitosime schaute verblüfft auf sie hinunter. „Du kannst also wirklich sprechen“, flüsterte sie. „Wenn Meme Kalamah es gewährt, dann wirst du wieder reden.“ Sie schloß für einen Moment die Augen, um ein gewisses Maß an Ruhe zu bewahren. Dann rief sie wieder: „Cheo, komm her.“
    Sie fühlte, wie S’kiliza ungeduldig neben ihr tänzelte. Warne drängte sich an ihre Seite, hüpfte nervös von einem Fuß auf den anderen und projizierte den Neuankömmlingen U NGEDULD entgegen. Kitosime stellte mit einiger Überraschung fest, daß keiner der beiden eine Art von Ruf projizierte – ein weiterer Hinweis darauf, wie wichtig sie diese Zeremonie nahmen. Amea war weniger leidenschaftlich beteiligt. Er saß auf der obersten Stufe und wartete ungeduldig darauf, daß die Sache ein Ende fand.
    „Cheo“, rief sie, als ein Paar fast synchroner Ches von den neben ihr stehenden Kindern ertönten. „Cheo, komm“, rief sie noch einmal, von den links und rechts bei ihr stehenden Kindern wiederholt: „Che’ ko’.“
    Der Junge machte einen zögernden Schritt nach vorn. S’kiliza und Warne zitterten vor Erregung. Dann kam er zu ihnen herüber. Kitosime lächelte ihm zu. Sie streckte die Hand aus. Er zuckte davor zurück, stand jedoch still, als sie mit ihrer Handfläche über seine Wange und hinunter, auf seine Schulter strich, eine sanfte Zärtlichkeit, die zu dem Lächeln auf ihrem Gesicht sowie der FREUDE , die sie projizierte, paßte. Dann ging er um sie herum und setzte sich neben Amea auf die oberste Stufe.
    Kitosime richtete ihren Blick auf den kleinen Jungen. „Liado“, sagte sie ruhig. „Komm her.“
    „‚ado ko’, ‚ado ko’, ‚ado ko’.“ Die beiden Kinder sprangen aufgeregt auf und nieder, ahmten sie nach, sprachen jetzt leichter.
    Der Junge gab sich plötzlich einen Ruck und rannte zu ihr, barg sein Gesicht an ihr, zitterte am ganzen Leib. Sie streichelte sanft das verfilzte, fettige Haar, sagte immer wieder leise seinen Namen, bis sein Beben aufhörte. Dann machte er sich los und stellte sich schweigend neben Warne.
    Mara stand in Schatten getränkt, eine einsame, wachsame Gestalt. Kitosime preßte die Lippen

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