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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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aus, äußerte sich lobend über Karens Entwürfe, verlieh der Hoffnung auf gute Zusammenarbeit Ausdruck. Dann ein Toast.
    Karen registrierte, wie sich im Hintergrund die Gesellschaft langsam aufzulösen begann. Sie suchte mit den Augen nach Sylvia, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Schade. Sie hätte gerne noch mit ihr angestoßen.
    Reeder entschuldigte sich. Fünf Minuten später kam er zurück. In seiner Begleitung – Sylvia. Sie lächelte Karen an.
    Reeder wandte sich an Karen. »Frau Candela, ich möchte Sie mit Frau Professor Mehring bekannt machen. Sie ist unsere Beraterin im Projekt und wird mit Ihnen zusammenarbeiten. Im übrigen war Frau Mehring diejenige, die Ihren Entwurf favorisierte. Und wir, dass heißt die Mercura, haben uns, eingedenk unserer guten Erfahrungen mit Frau Mehrings Urteilen, dem angeschlossen.«
    »Sie . . .?« Karen verschlug es die Sprache. Und das kam selten vor.

2.
    S ylvia erwachte durch den klagenden Laut eines hungrigen Katers. Mozart, der seinen Namen nicht, wie zunächst jeder annahm, zu Ehren des Komponisten erhalten hatte, sondern wegen seiner anfänglich frappierenden Ähnlichkeit mit einer Mozartkugel, lief ungeduldig vor ihrem Bett auf und ab. Halb schmeichelnd, halb fordernd sah er hoch. Noch im Halbschlaf schlug Sylvia die Bettdecke zurück und stand auf.
    Was nun folgte, war ein allmorgendliches Ritual. Mozart führte sie zielstrebig zu seinem Fressnapf. Sylvia öffnete eine am Vorabend bereitgestellte Dose, füllte Futter in den Napf und hatte damit ihre Funktion als Büchsenöffner erfüllt. Für die nächsten Minuten war sie völlig aus den Sinnen des kleinen Kerls verdrängt. Von zweihundert Gramm Katzenfutter! Sylvia streichelte zärtlich durch das weiche graue Fell. »Lass es dir schmecken.«
    Dann kümmerte sie sich um ihre eigenen Bedürfnisse. Ein Kaffee würde auch ihre Lebensgeister aktivieren. Sylvia bestückte die Kaffeemaschine und schaltete sie an.
    Anschließend ging sie ins Badezimmer. Eine ausgiebige Dusche vertrieb den Rest der Müdigkeit. Als sie in den Spiegel über dem Waschbecken schaute, verhielt sie einen Augenblick in Erinnerung an den gestrigen Abend.
    Dank Karen entwickelte sich der Abend, ganz im Gegensatz zu ihren ursprünglichen Erwartungen, doch noch angenehm. Sylvia schüttelte den Kopf und lächelte in sich hinein. Schon komisch. Sie war ganz sicher nicht der Typ für sprunghafte Stimmungsschwankungen. Aber ihr Groll auf Bauer war im Nu verflogen, als Karen auftauchte und sie in ihren Bann zog. Mit einem Mal wurde die eben noch unliebsame Pflichtveranstaltung zur erfrischenden Kurzweil.
    Als Reeder sie Karen offiziell vorstellte, fand diese für einen Moment keine Worte. Doch Karen erholte sich schnell von der Überraschung. Ihre Einladung, gemeinsam auf deren Erfolg anzustoßen, konnte und wollte Sylvia Karen nicht abschlagen. Das Bild, das sie sich dabei von Karen machen konnte, gefiel ihr. Ein ordentlicher Schuss Selbstvertrauen gepaart mit wohltuend erfrischendem Humor. Karen stellte hohe Ansprüche an sich und an andere. Das war wohl der Schlüssel zu ihrem Erfolg in einem Beruf, der eigentlich eine Männerdomäne ist. Die Heimfahrt im Taxi verbrachte Sylvia damit, sich der seltsamen Ausstrahlung Karens auf sie bewusst zu werden. Und auch jetzt fragte sie sich, wie es Karen eigentlich geschafft hatte, sie dermaßen umzukrempeln. Sylvia wusste nur zu gut, dass sie nicht gerade der spontane Typ war. Und auch niemand, der sich von anderen so schnell beeindrucken ließ. Normalerweise dauerte es lange, bis sie mit jemandem warm wurde. Ganz anders bei Karen. Zu ihr fand sie sofort einen Draht. Aber wenn Sylvia hätte sagen sollen, warum, wüsste sie keine Antwort.
    Sylvia griff zur Zahnbürste. Dabei zuckte sie mit den Schultern. Was soll’s! Es gab nicht für alles eine Erklärung. In jedem Fall hatte sie Bauer verziehen. Aber das würde sie ihm natürlich nicht sagen. Nachher bildete er sich noch ein, er hätte ihr einen Gefallen getan.
    Sylvia ging in die Küche und trank in kleinen vorsichtigen Schlucken von dem heißen Kaffee. Mozart war offensichtlich mit seinem Frühstück fertig und zufrieden mit sich und der Welt. Er putzte sich inbrünstig.
    Sylvia holte ihre Aktentasche aus dem Wohnzimmer, nahm ihren Terminkalender heraus und blätterte darin. Von neun bis halb elf stand eine Vorlesung auf dem Programm, anschließend ein Seminar, dann um dreizehn Uhr Mittagessen mit Reeder. Der Vormittag war also proppenvoll. Aber

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