Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
könnten. Na, wie auch immer, ich bin ihm dankbar dafür.“
„Ja, auch ich bin stolz auf so einen aufrichtigen Freund. Was meinst du“, fragte Franziska mit ängstlicher Stimme „könnten die kommenden Jahre wirklich gefährlich für Peter werden, weil er Jude ist?“
„Ich weiß es nicht genau, Franziska, aber man hört immer öfter, dass in Deutschland etwas Schlimmes passieren wird. Vor allem in den Großstädten werden die Stimmen gegen die Juden immer lauter. Dort werden sogar nachts ihre Geschäfte geplündert oder abgebrannt, und die Gestapo hilft nicht, im Gegenteil, sie schützt die Täter.“ Martin rieb sich nachdenklich sein Kinn und sprach weiter: „Vielleicht wäre es für Peter besser, wenn er mit uns auswandern würde. Aber er hat sicher schon selbst an diese Möglichkeit gedacht und hat gute Gründe hierzubleiben.“
„Wollen wir es ihm nicht wenigstens anbieten?“, meinte Franziska. „Vielleicht denkt er nur, dass er uns zur Last fallen könnte, bei einer so langen Reise.“
„Du hast Recht, ich werde ihn danach fragen.“
Die letzten Tage vergingen wie im Fluge. Peter fand nun doch noch eine günstige Mitfahrgelegenheit. Zum Abschied kamen viele Bewohner von Jürgenstorf. Man hörte von vielen, die ausgewandert sind, aber nach Australien war aus diesem Ort noch keiner aufgebrochen. Jedem war klar, es war ein Abschied für immer; sie wünschten sich gegenseitig viel Glück und Gesundheit.
Ein Fuhrwerk von Bauer Kopsch nahm die vier Personen und zwei Kisten mit bis nach Malchin. Es war sehr kalt auf dem Wagen. Inzwischen schneite es nicht mehr, aber der eisige Wind machte auf dem offenen Wagen allen zu schaffen. Am Abend waren sie in Malchin angekommen. Die Verwandten von Bauer Kopsch kümmerten sich liebevoll um die Reisenden und versorgten sie gut. Der Bruder von Herrn Kopsch organisierte noch an diesem Abend die Weiterfahrt.
Am nächsten Morgen gab es ein gutes Frühstück für alle: Brot und Eier mit Speck und heißen Kaffee. So gut und ausgiebig hatten Martin und Franziska schon lange nicht mehr gefrühstückt, und sie bekamen noch ein großes Proviantpaket mit. Da in Bremerhaven eine Ladung Viehfutter zur Abholung bereit lag, beauftragte Herr Kopsch einen Knecht, diese Lieferung dort mit dem Auto abzuholen. Der Goliat war ein Auto mit drei Rädern. Vorn war ein Rad und hinten zwei. Und die Ladefläche hatte kein Verdeck. Weiterhin war der Goliat von vorn bis hinten mit Sperrholzplatten verkleidet. Herr Kopsch erklärte dem Knecht Willi, dass er die vier Personen nach Bremerhaven mitnehmen sollte. „Du kennst die Übernachtungsmöglichkeiten bis dahin. Entscheide selbst, welche du nutzt. Warte in Bremerhaven, bis das Schiff abgelegt hat. Den Doktor bringst du wieder mit zurück.“
Alle saßen auf der Ladefläche in Decken eingewickelt. Die Straßen waren größtenteils stark verschneit, sodass das Auto nur langsam vorankam. Sie schafften ungefähr dreißig Kilometer die Stunde. Zweimal mussten Willi, Martin und Peter zur Schaufel greifen, um die Straße von höheren Schneewehen zu befreien.
In Schwerin klingelte Willi an einer Tür. Ein Mann öffnete, und sie wechselten ein paar Worte miteinander. Der Fremde kam auf das Auto zu und sagte: „Guten Tag, mein Name ist Peters, ich bin der Besitzer dieser Herberge. Kommen Sie bitte schnell herein, damit sie sich aufwärmen können. Meine Güte, da ist ja ein Kind dabei.“
„Ja, es ist meine Tochter, sie heißt Sabrina“ erklärte Martin stolz.
Es ist aber auch meine Tochter, dachte Franziska und verzieh im gleichen Moment ihrem Mann diese Nachlässigkeit.
„Geben Sie mir bitte das Kind, ich trage es ins Haus. Meine Frau kann gleich warmes Wasser in die Wanne füllen, damit das Kind keine Erkältung bekommt.“
Martin half seiner Frau von der Ladefläche. Alle, bis auf Willi, folgten Herrn Peters in das Haus. Willi verstaute noch das Gepäck im Schuppen.
„Lisa, schau, wen ich dir hier bringe – einen kleinen Schneemann oder besser gesagt, eine Schneefrau – sie ist durchfroren. Stecke sie schnell in die Badewanne.“
Frau Peters nahm ihrem Mann das Kind ab und ging mit Sabrina ins Bad. Die anderen machten es sich bequem und aßen einen Teller heiße Suppe. Sabrina aß ihr Süppchen später, und danach wurde sie gleich ins angewärmte Bett gebracht.
Familie Winter erzählte, wohin die Reise gehen sollte, und Familie Peters hörte gespannt zu.
Als Herr Peters am Abend die dritte Flasche Wein öffnete, wurde seine
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