Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
gemachtes Fett. Martin hatte inzwischen Sabrina gewaschen und für die Nacht vorbereitet. „So, mein kleiner Spatz, nun können wir essen“, sagte er liebevoll zu seiner Tochter und setzte sie an den Tisch. Er wickelte sie wieder in die Decke ein, weil der Ofen den Raum immer noch nicht erwärmt hatte.
Der Tee duftete gut, und schweigsam wurde gegessen. Als Sabrina an diesem Abend im Bett lag, setzten sich beide neben den Ofen und Franziska war es, die das Schweigen brach. „Martin, Peter hat Recht, was haben wir schon zu verlieren. Es kann nur besser werden. Das Klima, von dem Peter sprach, würde uns allen sehr gut tun. Stell dir vor, dort gibt es keinen Winter. Das bedeutet auch keine kalten Zimmer und keine kalten Füße mehr. Das muss ja das reinste Paradies sein“, schwärmte sie.
Martin sah sie an: „Meinst du wirklich, dass wir es versuchen sollen? Überlege dir auch, was uns alles unterwegs zustoßen könnte. Von der langen Schiffsreise abgesehen. Es ist ein fremdes Land, und wir sind völlig auf uns alleingestellt. Wir kennen nicht ihre Sprache, und kennen auch keinen, der uns helfen könnte. Meinst du immer noch, wir sollten es versuchen?“.
„Ja“, kam es prompt zurück.
„Also gut“, Martin nickte, „lass uns morgen mit Peter reden. Ich habe noch keine Ahnung, wie wir das schaffen könnten.
Die Holzscheite glimmten nur noch schwach, als sie, erschöpft von den Ereignissen des Tages, zu Bett gingen. Weder Franziska noch Martin konnten in dieser Nacht gleich einschlafen. Jedem gingen Probleme durch den Kopf.
Franziska dachte: Heute Morgen hatte ich das Gefühl, dass ich diesen Tag nicht überleben werde. Warum haben meine Kinder keine Chance zum Überleben? Jetzt habe ich wieder Hoffnung. Aber wie wird es auf so einem Schiff sein? Gibt es genug Betten oder Waschgelegenheiten, wo wird die Notdurft verrichtet? Hier ziehe ich den Mantel an und gehe über den Hof auf das Plumpsklo. Sie lächelte über ihren Gedanken. Na ja und dort? Auch wird die Überfahrt lange dauern, sodass eine Menge an Lebensmitteln und Trinkwasser mitgenommen werden muss. Das kann man ja gar nicht solange frisch halten! Dann sah Franziska sich in Australien und, und, ... und endlich schlief sie ein.
Martins Gedanken waren ähnlich. Er hatte Angst vor schweren Unwettern, sah Schiffe kentern und betrunkene Matrosen, die sich an seiner Frau vergriffen. Menschenmassen in dem Hafen von Australien, wodurch sie getrennt würden. Jeder suchte jeden. Martin schwitzte unter seiner Bettdecke vor Angst, sodass er diese wendete. Jetzt lag die kalte Seite auf ihm, es tat gut, und er schlief ruhig ein.
Doktor Wagner ging nach Hause. Unterwegs traf er Pfarrer Thörel. „Guten Abend Pfarrer, so spät unterwegs?“
„Ja, ich hatte einiges in der Kirche zu erledigen. Kommen sie von den Winters?“
„Ja.“
„Wie geht es ihnen?“
„Tja“, er hob die Schultern „ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich mit den Tatsachen abzufinden.“
„Ja, ja, es ist schon traurig, wie hart bei manchen das Schicksal zuschlägt, und trotzdem verlieren sie nicht den Glauben an Gott.
Nun wird es aber Zeit für mich. Gute Nacht, Doktor, wie sie wissen, habe ich noch einen weiten Weg bis nach Kittendorf. Wie oft habe ich bereits angefragt, ob man mir ein Zimmer hier im Ort geben könnte. Aber da stoße ich wahrscheinlich immer auf taube Ohren.“
„Ach, Pfarrer Thörel, einen Moment bitte, ich hätte da eine Idee. Würden Sie sich bitte etwas Zeit nehmen und mit zu mir auf einen Grog kommen? Ich glaube nämlich, ich könnte die Lösung für ihr Problem haben.“
Der Pfarrer blieb überrascht stehen. Er wirkte interessiert.
Hoffnungszeichen
Am späten Vormittag kam Peter zur Familie Winter. Er untersuchte Sabrina, da sie seit den frühen Morgenstunden stark hustete. „Ich will keine Panik verbreiten, aber so harmlos fing es bei Robie auch an.“
Martin griff nach Franziskas Händen, als suchte er Halt und sagte: „Wir haben uns gestern Abend lange unterhalten und glauben, dass die Idee von dir gut ist, wir wollen es versuchen.“
„Na prima, auch ich war nicht faul gewesen. Ohne auf eure Zustimmung zu warten, konnte ich erfahren, wer euch helfen könnte. Es gibt jemand, der an eurem Häuschen interessiert wäre.“
„Du meinst, dieses hier?“, sie machte mit ihren Armen einen großen Kreis, um ihren Besitz mit dieser Gestik einzugrenzen „will wirklich jemand kaufen?“
„Ja, und diesen Jemand kennt ihr sogar sehr gut.“
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