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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Immerhin war das wenigstens etwas, das ich tun konnte, um Julian zu helfen. Auch wenn er mitt ­ lerweile die finanziellen Mittel besaß, jede Schule zu besu ­ chen, die er wollte, konnte er zusehen, dass er das Beste be ­ kam, das für Geld zu haben war.
    Ich bemühte mich, die Studienfragen aus meinem Kopf zu ve r bannen, während ich Biscotti, etwas Obst und Käse ­ platten vo r bereitete und ein Rezept für den Valentinstag ausprobierte: Swee t heart-Sandwiches. Ein Sweetheart- Sandwich bestand aus zwei Fondantkeksen mit einer But ­ tercremefüllung dazwischen. Diese kleinen, mächtigen Plätzchen zu servieren war eine Inspiration, die das Thema des heutigen Vortrages mir eingegeben hatte: »Stres s reduzierung bei Prüfungen«. Mein Rezept gegen Stress war sim ­ pel: Iss Süßigkeiten, und ruf mich an, wenn es vorbei ist. Audrey rief an, zerknirscht über ihren frühmorgendli ­ chen Ausbruch, und ve r sicherte mir, sie wolle mir heute Abend helfen. Ob ich sie mit in die Buchhandlung nehmen könne? Heather war mit Berechnungen der neuen Klas ­ senrangfolge für ihre Mitschüler beschäftigt und musste die Ergebnisse auf dem Weg nach Denver bei ihren Freunden und Freundinnen abliefern. Heather wollte nicht von Audrey gestört werden, erklärte Audrey mir betrübt. Soll ­ ten wir weiße Uniformen anziehen, Schürzen oder was? Ich antwortete, schwarzer Rock, weiße Bluse und ihre Schürze mit dem Aufdruck goldilocks partvservice . Sie versprach, gegen halb sechs bei mir zu sein.
    Julian rief an. Er sagte, er sei zum Essen bei Neil; Neil nehme ihn mit in die Buchhandlung und wir träfen uns dort. Es sei denn, ich bräuchte Hilfe. Ich versicherte ihm, dass ich alles im Griff hatte. Arch kam nach Hause und er ­ klärte, er müsse eine Tasche packen, weil er über Nacht bei einem Freund bleiben wolle. Aber zuerst sollte er die neuen Plätzchen probieren.
    »Wenn du mir ein Glas Milch einschenkst«, feilschte er, rückte seine Brille zurecht und legte sorgfältig drei frisch gebackene Plät z chen auf seinen Teller. Mit geschlossenen Augen kostete er das erste.
    »Na?«
    Er ließ mich ein Weilchen zappeln. Dann erklärte er äußerst ernsthaft: »Köstlich, Mama. Jeder Lehrer würde dir dafür ein Sehr gut plus geben.«
    Ich grinste. »Fühlst du dich in der Schule wohler?«
    Er schluckte, nahm einen Schluck Milch und wischte sich den weißen Schnurrbart ab. »Gewissermaßen.«
    »Was heißt das?«
    »Die siebte Klasse ist wie …« Direktor Perkins’ Manie ­ riertheit war ansteckend. Arch steckte einen zweiten Keks in den Mund und kaute nachdenklich. »Die siebte Klasse ist halb wie Glück und halb wie Totalitarismus.«
    »Totalitarismus?«
    »Ach, Mama.« Er rückte seine Brille zurecht. »Julian hat mir dieses Wort für den Sozialkundeunterricht beige ­ bracht.« Er machte eine Pause. »Arbeiten sie immer noch daran, herauszubekommen, wer Keith Andrews und Miss Ferrell umgebracht hat?« Auf mein Nicken sagte er: »Weißt du, ich möchte einfach nur in einer sicheren Umgebung sein. Die Schule macht einem Angst, das muss ich zugeben.«
    »Aber es ist nicht noch etwas passiert, oder?«
    »Mama, die Polizei ist da. Was meinst du, wie sicher es da ist, wenn sie ihre Ermittler und die Wachen abziehen?«
    Ich gab keine Antwort auf diese Frage. »Mach dir keine Sorgen«, sagte ich kurz angebunden, »wir oder die oder ir ­ gendjemand wird herausfinden, was passiert ist.«
    Da er sich offenbar nicht weiter unterhalten wollte, machte ich mich wieder ans Kochen. Als um fünf Uhr nach ­ mittags die Mutter des Schulfreundes kam, hatte Arch be ­ reits ein halbes Dutzend Plätzchen vertilgt und erklärte, er wolle kein Abendessen.
    Ich auch nicht, beschloss ich, als er fort war, aber nur weil ich voller Sorge war. Mein Magen knurrte in Erwartung des letzten Studienberatungsabends. Ich überlegte, wie viele Studienberater wohl Magengeschwüre hatten. Wenn diese letzte Prüfung vorbei war, konnte Audrey vielleicht mit ih ­ rer Tochter nach Hause fahren, und Schulz und ich konn ­ ten essen gehen.
    Audrey kam. Wir packten die Tabletts in den Lieferwa ­ gen, rasten nach Denver und trafen pünktlich um sechs bei Tattered Cover ein. Als ich zum Eingang im zweiten Stock hinauffuhr, an dem ich vorher schon geparkt hatte, fiel mir wieder ein, dass ich für Julian in den Kochbüchern Namen von Schulen nachschlagen wollte. Plötzlich kam mir auch Miss Ferrells Notenbüchlein wieder in den Sinn, das ich in eine meiner Kisten

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