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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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dort etwas Französisch, warum also nicht?«
    »Haben Sie die Note geändert?«
    Er versteifte sich. »Solche Fragen beantworte ich nicht. Sie glauben ja nicht, unter welchem Druck ich stehe.«
    »Ich glaube es«, erklärte ich wahrheitsgemäß. »Sehen Sie sich doch nur an, was in den letzten Wochen hier passiert ist. Wo wir gerade von Geschenken sprechen, können Sie mir etwas mehr über das Stipendium erzählen, das Julian bekommen hat? Ich habe die Befürchtung, dass es einen Haken haben könnte. Vielleicht nicht sofort, aber, wie Sie selbst sagen würden, noch nicht. Wie bei Ihrem Lehrer mit dem Mantel. Vielleicht könnte Julian nächste Woche oder nächsten Monat eine anonyme Mitteilung bekommen, in der es heißt, wenn er das Stipendium behalten will, muss er bei einer Prüfung durchfallen, sich an einer bestimmten Schule nicht b e werben oder etwas in dieser Art.«
    Perkins zuckte die Achseln und sah wieder auf den Neo ­ Turner. »Ich weiß ebenso viel wie Sie, Mrs. Bear. Wir haben einen Anruf von der Bank bekommen, und das ist alles. So ­ weit ich weiß, kennt niemand an dieser Schule den Spen ­ der. Oder kannte«, sagte er auf meine unausgesprochene Frage nach Miss Ferrell.
    »Was glauben Sie, warum jemand sie umgebracht hat?«
    »Wir alle haben unseren Kundenkreis, Mrs. Bear. Sie, ich, Miss Ferrell.« Er streckte seine Hände zu der ihm eigenen manierierten Geste der Hilflosigkeit aus. Seine Stimme wurde lauter. »Als Part y lieferantin müssen Sie tun, was nach Ihrem Wissen Ihren Kunden schadet, wenn sie es so wol ­ len. Wenn die dicken Karamel wollen statt Haferkleie, gut, warum nicht? Unzufriedene Eltern machen mir das Leben zur Hölle mit Anrufen, Briefen und allen möglichen Dro ­ hungen.«
    »Ja, aber Sie sagen, Miss Ferrell wollte nicht mitspielen? So wie Miss Samuelson?«
    Zorn sprühte aus seinen Augen. Ich merkte, wie ich vor der u n erwarteten Heftigkeit seiner offensichtlichen Ver ­ zweiflung und seinem Widerwillen, auf dieses Thema an ­ gesprochen zu werden, zurückwich. Perkins hatte sich bemüht, seine Abneigung gegen mich zu kaschieren, in ­ dem er versuchte – auf unprofessionelle Weise, fand ich –, mit seiner emotionalen Bürde Mitleid zu e r wecken. Es hatte allerdings nicht gewirkt. Jetzt kniff er die Lippen zusammen und antwortete nicht.
    Ich sagte: »Haben Sie der Polizei gesagt, dass Miss Ferrell vielleicht nicht mitspielen wollte?«
    Sein abgehärmtes Gesicht wurde puterrot. »Natürlich habe ich das gesagt«, fauchte er. »Aber sie glauben, dass viel ­ leicht jemand an diesem Morgen ihre Klasse durchsucht hat. Sie können ihr Notenbüchlein nicht finden; sie wissen nicht, was vorging oder wer möglicherweise Probleme ge ­ habt haben könnte. Und ich bezweifle sehr, dass irgend ­ welche Eltern oder Schüler es wagen würden, jetzt mich un ­ ter Druck zu setzen.« Er grinste höhnisch. »Aber vielleicht weiß ich ja nicht alles, was sie wusste.«
    »Was ist mit Egon Schlichtmaier? Haben Sie mit der Po ­ lizei über ihn gesprochen?«
    Er fuhr sich mit der Hand ungeduldig über seine wollige Haa r masse. »Warum interessiert Sie das so sehr? Warum überlassen Sie das nicht einfach der Polizei?«
    »Sehen Sie, der einzige, um den ich mir Sorgen mache, ist Julian. Ich möchte wissen, wer ihm dieses Stipendium ge ­ schenkt hat und warum.«
    Er klopfte auf die Revers seines Sportsakkos. »Julian Tel ­ ler ist ein guter Schüler.« Er schloss bestimmt den Mund.
    Ich murmelte etwas Unverbindliches, und Perkins sagte, er sehe mich heute Abend bei dem letzten Studienbera ­ tungsabend. Es klingelte zum Ende der Schulstunde, und ich brummte etwas in der Art, dass es Zeit für mich sei, zu gehen. Doch statt der üblichen Metapher zum Abschied schwenkte Direktor Perkins lediglich zurück zum Gemälde des Urenkels von Turner. Als ich sein Büro verließ, arbei ­ tete es in meinem Kopf wie wild.
    Jemand hat ihre Klasse durchsucht … sie können ihr Noten ­ büchlein nicht finden …
    Im Flur sah ich mehrere Schüler der Abschlussklasse, die ich kannte. Alle wichen mir aus, indem sie den Blick ab ­ wandten oder sich plötzlich angeregt mit ihrem Nachbarn unterhielten. Wenn man zwei Leichen fand, konnte man schnell in Acht und Bann geraten, vermutete ich. Nur nicht bei Macguire Perkins, der den Korridor heruntergeschli ­ chen kam und nickte, als ich ihn grüßte. Ich zog ihn am Är ­ mel.
    »Macguire«, sagte ich, »ich muss mit Ihnen sprechen.«
    »Ah ja, okay.«
    Ich sah zu

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