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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Architekten erinnerte. Geneigte Arbeitsflächen, hohe Hocker, klare Linien, leuchtende Farben, Schnittblumen in Keramikvasen – es sah aus wie eine Seite aus dem exklusiveren Teil eines IKEA-Katalogs. Sie tippte auf den Bildschirm. »Das ist Gretta.«
    Gretta war weder die für Hollywood-Thriller typische Fälscherfigur mit Ärmelschonern, dicken Brillengläsern und Tintenflecken auf Gesicht und Händen noch eine James-Bond-mäßige, teuflisch-verschlagene Schönheit im hautengen Einteiler. Sie war vielmehr zu einhundert Prozent deutsche Haufrau. Fünfzig und uninteressant. Ganz anders, als man es eigentlich erwartete, und das war gut für sie.
    Ach so, Moment mal. Doch nicht so gut für sie – ang e sichts der Tatsache, dass es sich hierbei um die letzten paar Minuten ihres Lebens handelte. Sie stand kurz davor, der neue Star der Kampagne »Verbrechen zahlt sich nicht aus« zu werden.
    »Grettas Ehemann und ihre Söhne.« Goldie zeigte mit dem Kugelschreiber auf die drei Männer, die sich über einen Computer beugten, ganz ähnlich wie Max, Jones und Jules im Augenblick. Nur dass Max, Jones und Jules noch alle ihre Zähne hatten. Denn auf dem Bildschirm nahm der älteste der drei Männer seine gerade heraus und legte sie auf einen Teller neben etwas, das aussah wie ein Berliner.
    Iiii-gitt!
    Da trat eine jüngere Frau ins Bild. »Grettas Assistentin«, kommentierte Goldie. »Und da, achten Sie mal drauf. Als sie die Frauen hereinbringt, ruft Mr. Kraus jemanden an.«
    Hinter der Assistentin kam nun … ja, das war Gina, definitiv, mit einer wunderbaren Frisur, und dann noch eine Frau. Mr. Kraus drüben vor dem Computer warf den beiden einen Blick zu und, genau wie Goldie gesagt hatte, setzte seine Zähne wieder ein und griff zum Telefon.
    Jules sah zu, während Max und Jones sich verkrampften und Jones wieder einmal »Ach du Scheiße«, murmelte.
    »Das ist sie«, sagte Max zu Goldie und Ulster. Er tat sein Bestes, um Happy-Max zum Leben zu erwecken, schaffte es aber nicht ganz. »Gina. Und ihre Freundin Molly Anderson .« Er blickte Jules an. »Auch bekannt als Mrs. Leslie Pollard. Sie sind noch nicht lange verheiratet. Wie lange ist das her …? Was hat Pater Soldano uns gleich noch mal erzählt, Bill?«
    »So ungefähr vier Monate«, antwortete Jones mit g e presster Stimme, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen.
    Und damit war für Jules alles klar. Er hatte verstanden. Jones hatte offensichtlich genau so großes Interesse daran, Molly und Gina zu finden, wie Max. Und aus verschiedenen Gründen – deren naheliegendster war, dass der Mann übe r wältigt, in Handschellen gelegt und auf schnellstem Weg an die Vereinigten Staaten ausgeliefert werden würde – war Max nicht bereit, Ulster und Goldstein dessen wahre Identität preiszugeben.
    Jules hingegen konnte man die Wahrheit anvertrauen. Er steckte die Waffe wieder ein, indem er so tat, als juckte es ihn unter dem Arm.
    Auf dem Bildschirm machte Molly einen erbosten Ei n druck. Sie redete und redete – eine stattliche Rothaarige, deren gesamtes Auftreten einschließlich der Kleidung de r maßen nach Knuspermüsli-Unicef-Mama roch –, doch Gretta schüttelte nur immerfort verdrießlich den Kopf. Es sah aus, als würde sie sagen »Tut mir leid«. Und: »Nein.«
    Gina stand da, die Arme um ihren schicken, ergonomisch geformten Rucksack geschlungen, und machte den Eindruck, als wünschte sie sich weit, weit weg.
    Jules konnte es kaum erwarten. Er wollte unbedingt e r fahren, was sie dort eigentlich gewollt hatten. Obwohl – er hatte den dringenden Verdacht, dass auf die Frage »Gibt es hier jemanden, der einen professionell gefälschten Reisepass und einen Personalausweis braucht?« nur einer der A n wesenden die Hand heben würde – und zwar eine Hand mit aufgeschürften Knöcheln.
    Aber welcher dreckige Schweinehund würde denn zwei Frauen mit voller Absicht in eine Räuberhöhle schicken?
    Jules sah im Geiste vor sich, dass, nachdem Max Ulster und Goldie losgeworden war, noch einmal jemand über dasselbe vermaledeite Lampenkabel stolpern würde.
    Auf dem Bildschirm gab Molly noch immer nicht auf. Sie redete einfach weiter. Wäre die Aufnahme doch bloß mit Ton gewesen. Er konnte sich nur ausmalen, wie demoralisiert Max sein musste.
    Jetzt machte Gretta einen verärgerten Eindruck. Sie holte eine Akte aus dem Schrank, warf sie auf ihren Schreibtisch und deutete auf Molly.
    Vielleicht hatte Jules ja nur eine blühende Fantasie, aber Gretta musste so etwas

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