Untitled
sagen wie: »Und, wer soll das alles bezahlen? Na? Na? Na?«
Wobei mit das alles die meisterliche Fälschung gemeint sein musste, die sich in dieser Akte befand. Was immer es sein mochte, es lag jedenfalls nicht im Blickwinkel der Kamera. Jules tippte auf Reisepass. Und er würde ein Ve r mögen darauf setzen, dass das Passbild in diesem offiziellen Dokument eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem Mann aufwies, der direkt vor ihm saß.
Der Name im Pass konnte allerdings praktisch jeder sein. Mit Ausnahme von Grady Morant, David Jones oder Leslie Pollard.
Diese Namen hatte »Bill« allesamt bereits verwendet – er hatte sich bestimmt etwas Neues, Unverbrauchtes ausgesucht. Etwas, das, nun ja, nicht auf jeder Fahndungsliste auftauchte.
Auf dem Computerbildschirm suchte Gina jetzt in ihrem Rucksack herum. Klappte ihren Geldbeutel auf. Und während sie und Molly sich noch stritten, reichte sie Gretta eine … Kreditkarte?
Noch absurder war die Tatsache, dass Gretta sie auch noch entgegennahm. Sie verschwand aus dem Bild, während Molly und Gina sich noch dichter zusammenstellten, um ihren Streit fortzusetzen.
»NTS International«, murmelte Max.
Natürlich. Die mysteriösen zwanzigtausend Dollar, die von Ginas Kreditkarte abgebucht worden waren. NTS Inte r national war eine temporäre Tarnfirma für Gretta Kraus’ lukrative, aber illegale geschäftliche Aktivitäten gewesen. Kein Wunder, dass es ihnen nicht gelungen war, sie ausfindig zu machen.
»Also, jetzt bekommt der Mann einen Anruf, wahrschei n lich aus dem vorderen Büro.« Goldie deutete auf den Bil d schirm, wo im Hintergrund Mr. Kraus erneut zum Telefon griff. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er mit Vo r namen Klaus hieß? »Und jetzt geht er nach vorne und …«
Mr. Kraus kam in Begleitung eines anderen Mannes zurück in die Werkstatt.
Jules hatte ihn noch nie zuvor gesehen, aber Gina und Molly schienen ihn eindeutig wiederzuerkennen. Sie wichen zurück. Als ob sie Angst vor ihm hatten.
»Dreckiger Wichser«, fluchte Jones, der seinen Vorrat an Ach du Scheiße anscheinend aufgebraucht hatte. »Das ist unser Mann, eindeutig, und diese Arschlöcher haben ihn ei n fach reingelassen.«
»Kennst du den?«, wandte sich Max an Jones, der es ve r mutlich nur der fortgesetzten Anwesenheit von Ulster und Goldie zu verdanken hatte, dass er noch am Leben war.
»Nein. Du?«
»Nein.«
Und während alle auf diesem Bildschirm immer weiter munter und stumm durcheinanderredeten, zog der Mann – dunkle Haare, mittelgroß, mittelschwer, Schnurrbart, vielleicht Mitte fünfzig – ganz beiläufig eine Pistole. Sein Verhalten wirkte nicht besonders bedrohlich, aber seine Waffe ließ die Stimmung sehr schnell von verängstigt in vol l kommen panisch umschlagen.
Dann schaltete sich Gretta Kraus in die Diskussion ein, während Gina sich ein wenig vor Molly schob.
Jetzt war Max an der Reihe zu fluchen. Er stierte Goldie durchdringend an. »Haben wir ihn schon identifiziert?«
»Noch nicht, Sir«, sagte sie. »Das war zunächst nicht unsere erste Priorität, da er anscheinend keine Verbindung zu den Terroristen hat und … Sehen Sie, hier hält Gina ihren Reisepass hinter ihrem Rücken versteckt – er ist in ihrer Brieftasche. Da, jetzt steht sie mit dem Rücken zu Grettas Schreibtisch und …«
Dank der Kamera, die hinter diesem Schreibtisch montiert war, konnten sie sehen, wie Gina ihre große, braune, lederne Brieftasche unter ein paar herumliegende Papiere schob.
Vielleicht versuchte sie ja, ihre Identität zu verschleiern. Oder vielleicht dachte sie, dass sie ohne Reisepass das Land nicht verlassen konnte.
»Mollys Reisepass war auch da drin«, sagte Jones. Er hob den Kopf, sah Goldie an und fügte hinzu: »Wahrscheinlich. Ich meine, sie hat keine Handtasche oder so etwas dabei, also schließe ich …«
»Und jetzt fängt die Schießerei an«, schaltete sich Jim Ulster ein.
Alle auf dem Bildschirm schraken zusammen, als hätten sie aus dem Nebenraum einen lauten Knall gehört.
Gretta, die dicht neben Gina gestanden hatte, sackte z u sammen und ging in einem Sprühregen aus Blut zu Boden.
»Oh Gott«, keuchte Max, der zweifellos den Ausdruck tiefsten Entsetzens auf Ginas Gesicht bemerkt hatte. Ihr war noch nicht ganz bewusst, was eigentlich geschehen war. Sie stand immer noch einfach nur da.
Um sie herum explodierte das Zimmer, Kugeln schlugen in Wände, Lampen, Blumenvasen ein. Und der schnurrbärtige Pistolenschütze, der sich bereits auf
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