Untitled
Hundetricks. Unser Ausguck meldet, dass beim Doktor die Ohren und die Nase viel größer sind als ein gewisser anderer Teil seiner Anatomie.«
Das brachte Lacher von der Gruppe und minderte die Anspannung ein wenig. Wir hatten ein bisschen Angst um das Mädchen, aber wir waren nahe genug, um blitzschnell eingreifen zu können.
Der Ausguck meldete weiter, was er sah. » Hoppla , anscheinend spritzt der Doktor sehr verfrüht ab. Aber der jungen Dame scheint es nichts auszumachen. Aaah , sie hat ihn auf den Scheitel geküsst, armer Kleiner.«
»Man kriegt, wofür man bezahlt hat«, sagte Betsey.
Schließlich ging die Blondine, und damit war der Porno für diesen Abend zu Ende. Dr. Francis saß auf der Terrasse, nippte an einem Cognac aus einem großen Schwenker und beobachtete den Mond, der hoch über dem Atlantik seine Bahn zog.
»Ach, ist das Leben nicht herrlich«, meinte Betsey. »Mond über Miami und der ganze Kitsch.«
»Er musste nur etwa ein Dutzend Menschen umbringen, um diesen Platz an der Sonne zu bekommen«, sagte ich.
Gegen Mitternacht klingelte Francis' Handy. Wir hörten den Anruf über das Observierungsfahrzeug mit. Der Anruf hätte uns fast umgehauen. Betsey und ich wechselten vielsagende Blicke.
Die Stimme klang nervös. »Bernie, die sind wieder überall. Jetzt nehmen sie sich das Personal vor. Sie …«
Fancis unterbrach schnell. »Es ist schon spät. Ich rufe dich morgen früh an. Ich rufe dich an! Du sollst mich hier nicht anrufen. Das habe ich dir doch gesagt. Bitte, tu das nicht noch mal.«
Wütend drückte Dr. Francis auf den Knopf. Dann kippte er den Rest Cognac hinunter.
Betsey stupste mich mit dem Ellbogen an. Zum ersten Mal, seit wir Francis beobachteten, lächelte sie. »Alex, hast du die Stimme am anderen Ende erkannt?«, fragte sie.
Das hatte ich allerdings. »Die reizende und talentierte Kathleen McGuigan. Schwester McGuigan gehört dazu. Langsam fügen sich die Teile zusammen, stimmt's?«
E s war wirklich leicht, Dr. Bernard Francis zu verabscheuen. Er war menschlicher Abschaum, das Übelste vom Üblen, ein Mörder, der seine Opfer liebend gern leiden ließ. Das machte die Observierung für den Rest der Nacht leichter, beinahe erträglich. Ebenso die Vorstellung, dass Francis das Superhirn war und dass wir kurz davor standen, ihn an die Wände seiner rosa Stuck-Behausung im Mittelmeerstil zu nageln.
Kathleen McGuigan versuchte an diesem Abend nicht noch mal, Francis anzurufen. Und er rief sie auch nicht an. Gegen ein Uhr ging er ins Haus, machte die Alarmanlage scharf und legte sich ins Bett.
»Süße Träume, du Mistkerl«, sagte Betsey, als die Lichter in der Wohnung verloschen.
»Wir wissen, wo er wohnt. Wir wissen, dass er es getan hat – allerdings nicht genau, wie. Trotzdem können wir ihn nicht festnehmen«, beschwerte sich ein Agent, nachdem Francis ins Bett gegangen war.
»Geduld, Geduld«, sagte ich. »Wir sind gerade erst gekommen. Wir kriegen Dr. Francis. Wir wollen ihn nur noch ein bisschen länger beobachten. Diesmal müssen wir absolut sicher sein. Und wir wollen das Geld, das er gestohlen hat.«
Gegen zwei Uhr morgens verließen Betsey und ich den Van. Wir setzten uns in eine der FBI-Limousinen. Sie fuhr von Singer Island weg. Alle anderen wohnten im Holiday Inn in West Palm, aber wir fuhren auf der I-95 nach Norden.
»Ist das okay?«, fragte Betsey, sobald wir auf der Interstate waren. Sie sah verletzbarer aus, als ich sie bis jetzt gesehen hatte. »Ein paar Ausfahrten weiter nach Norden gibt's ein Hyatt Regency.«
»Ich bin gern mit dir zusammen, Betsey. Schon seit unserem ersten Treffen«, sagte ich.
»Ja. Das habe ich gemerkt, Alex. Aber nicht genug, ja?«
Ich blickte zu ihr hinüber. Ich mochte Betsey noch mehr, wenn sie nicht allzu selbstsicher war. »Morgens um viertel nach zwei möchtest du Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit?«, scherzte ich.
»Absolut. Knallhart und gnadenlos.«
»Ich weiß, das ist alles ein bisschen verrückt, aber …«
Endlich lächelte sie. »Mit ein bisschen verrückt komme ich gut klar.«
»Ich weiß nicht genau, was im Augenblick in meinem Leben abläuft. Ich treibe ein bisschen mit der Flut. Das ist sonst überhaupt nicht meine Art. Vielleicht ist es aber gut so.«
»Du bemühst dich immer noch, über Christine hinwegzukommen«, sagte sie. »Und ich glaube, du bist auf dem richtigen Weg. Du bist sehr tapfer.«
»Oder sehr dämlich«, sagte ich und lächelte.
»Wahrscheinlich ein bisschen von beidem. Aber
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