Untitled
herum drehte sich. Kyle hatte mir nicht alles gesagt, nur dass ich in Betseys Haus kommen solle. Jemand war dort eingebrochen und hatte sie getötet. Wer hatte sie umgebracht? Herrgott, warum?
Ich warf mir ein paar Sachen über, um zu Kyle zu fahren, als das Telefon noch einmal klingelte. Ich nahm ab. Es musste jemand mit weiteren schlimmen Nachrichten sein. Wahrscheinlich Sampson oder Rakeem Powell.
Ich hörte eine Stimme und erstarrte bis ins Mark.
»Ich wollte Ihnen nur gratulieren. Sie haben großartige Arbeit geleistet. Sie haben alle meine kleinen Speichellecker erwischt und bestraft, wie ich es von Ihnen erwartet hatte. Ehrlich gesagt, haben sie keinem anderen Zweck gedient.«
»Wer sind Sie?«, fragte ich, obwohl ich es zu wissen glaubte.
»Aber, aber, Detective Cross. Sie sind doch ein kluges Kerlchen. Ihnen war klar, dass es ein bisschen zu einfach war, Dr. Francis zu erwischen. Ebenso meine Freunde bei der New Yorker Polizei – Mr Brian Macdougall und seine Truppe. Selbstverständlich bleibt immer noch der Punkt mit dem fehlenden Geld. Ich bin der, den Sie das Superhirn nennen. Mit diesem Namen kann ich durchaus leben. Er passt nämlich. Nun denn, Alex, für heute gute Nacht. Wir sehen uns bald. Ach ja, amüsieren Sie sich gut bei Betsey Cavalierre. Ich habe mich köstlich amüsiert. «
A ls Erstes rief ich Sampson an und bat ihn, herzukommen und bei Nana und den Kindern zu bleiben. Dann raste ich nach Woodbridge, Virginia, zu Betseys Haus. Ich fuhr ständig auf der Überholspur und zeitweise mit bis zu hundertfünfzig Sachen.
Ich war bis jetzt nie dort gewesen, aber ich hatte keine Schwierigkeiten, das Haus zu finden. Überall auf der Straße parkten Autos in zweiter Reihe, darunter etliche Crown Victorias und Grand Marquises. Meiner Schätzung nach waren die meisten vom FBI. Auch Krankenwagen waren dort. Ich hörte das Kreischen der Sirenen, als die Fahrzeuge zum Tatort rasten.
Ehe ich ins Haus ging, holte ich tief Luft. Plötzlich war mir schwindlig. Kyle war immer noch dort und gab den FBILeuten, die mit der Beweisaufnahme begonnen hatten, Anweisungen. Ich schüttelte den Kopf. Ich bezweifelte, dass sie hier viel finden würden. An Tatorten, mit denen das Superhirn zu tun gehabt hatte, war nie etwas gefunden worden.
Einige FBI-Agenten weinten. Ich hatte auf der Herfahrt geweint, jetzt musste ich so konzentriert wie möglich sein und brauchte einen klaren Kopf. Nur so hatte ich die Chance, Betseys Haus annähernd so zu sehen, wie der Mörder es gesehen und uns hinterlassen hatte.
Alles sah nach Einbruch aus. An einem Küchenfenster waren Spuren gewaltsamen Eindringens. FBI-Agenten nahmen alles auf Video auf. Unwillkürlich musterte ich Betseys Sachen, ihren Stil, ihr Heim. Auf dem Kühlschrank lag die Newsweek Ausgabe mit der Titelstory »Herrschaft der Mädel!« über Brandi Chastain, eine der Weltmeisterinnen der amerikanischen Frauen-Fußballnationalmannschaft.
Das Haus wirkte, als sei es hundert Jahre alt und war bis obenhin mit altem, ländlichem Kram voll gepackt. Bilder von Andrew Wyeth, Fotos von Seetauchern auf einem wunderschönen herbstlichen Teich. Auf einem Tischchen im Korridor fiel mir das Memo über Betseys nächstes Pflichttraining im Schießen auf der FBI-Anlage ins Auge.
Schließlich tat ich das wirklich Schwierige, das schier Unmögliche: Ich ging den langen Korridor hinunter, der vom Wohnzimmer zum Schlafzimmer führte. Man sah sofort, dass Betsey hier ermordet worden war. Die Aktivitäten des FBI konzentrierten sich auf das Schlafzimmer am Ende des Korridors, den Tatort. Ja, dort war es geschehen.
Ich hatte immer noch nicht mit Kyle gesprochen, weil ich ihn nicht stören wollte. Er war mit seinen Leuten dabei, alles genau zu untersuchen. Vielleicht hatten wir diesmal Glück. Vielleicht auch nicht.
Dann sah ich Betsey. Sofort flog meine linke Hand vor mein Gesicht, als hätte sie einen eigenen Willen. Mir sackten die Beine weg. Ich zitterte am ganzen Leib.
Im Kopf hörte ich seine verda mmte Stimme: Amüsieren Sie sich gut bei Betsey Cavalierre. Ich habe mich köstlich amüsiert.
Er hatte ihr das Nachthemd ausgezogen. Ich sah es nirgendwo im Zimmer. Ihr Körper war blutverschmiert. Diesmal hatte er ein Messer benutzt – er hatte sie bestraft. Wohin ich auch blickte – überall Blut, besonders zwischen ihren Beinen. Ihre wunderschönen braunen Augen starrten zu mir empor, aber sie sah nichts und würde nie wieder etwas sehen.
Der Polizeiarzt drehte sich um und
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