Untitled
uns beiden anschauen, wollte keine Reaktion zeigen. Schließlich brachte man ihn in einer Zwangsjacke fort.
»Wo ist das Geld?«, fragte Betsey, als Szabo aus dem Gebäude geführt wurde.
»Er ist der Einzige, der diese Frage beantworten kann, und er wird den Teufel tun, es uns zu verraten. Ich habe mich bei einem Fall noch nie so hilflos gefühlt.«
Der nächste Tag war ein regnerischer, scheußlicher Freitag. Betsey und ich gingen ins Metropolitan Detention Center, das Gefängnis, in dem Frederic Szabo einsaß.
Vor dem Gebäude warteten Scharen von Presseleuten. Wir sagten beide kein Wort, während wir uns einen Weg hindurchbahnten. Wir versteckten uns unter einem großen schwarzen Regenschirm im strömenden Regen, als wir ins Gefängnisgebäude eilten.
»Elende, verfluchte Aasgeier«, flüsterte Betsey mir zu. »In diesem Leben sind drei Dinge sicher: der Tod, die Steuern und dass die Presse alles verdreht. Das tut sie nämlich, weißt du.«
»Sobald jemand etwas Falsches schwarz auf weiß geschrieben hat, bleibt es falsch«, sagte ich.
Wir trafen uns mit Szabo in einem kleinen, anonym anmutenden Raum, der an den Zellenblock grenzte. Szabo steckte nicht mehr in einer Zwangsjacke. Seine Pflichtverteidigerin war anwesend. Sie hieß Lynda Cole und schien Szabo nicht mehr zu mögen als Betsey und ich.
Ich war überrascht, dass Szabo sich keinen namhaften Anwalt besorgt hatte, aber fast alles, was er tat, überraschte mich. Er dachte nicht wie andere Menschen. Gerade das war seine Stärke. Das liebte er an sich. Und vielleicht hatte diese Eigenschaft ihn auch zu Fall gebracht.
Wieder würdigte Szabo uns mehrere Minuten lang keines Blickes. Betsey und ich versuchten es mit einem Fragenbombardement, doch Szabo war stur und unzugänglich. Man hatte seine Dosis Haldol heraufgesetzt. Ich fragte mich, ob seine Teilnahmslosigkeit damit zusammenhing, bezweifelte es jedoch. Ich hatte eher das Gefühl, dass er wieder schauspielerte.
»Es ist hoffnungslos«, sagte Betsey schließlich, nachdem wir uns eine Stunde lang abgemüht hatten. Sie hatte Recht. Es war sinnlos, an diesem Tag noch mehr Zeit mit Szabo zu verschwenden.
Wir standen auf, um zu gehen. Lynda Cole ebenfalls. Sie war ebenso zierlich wie Betsey und sehr attraktiv. In der ganzen Stunde hatte sie kaum ein Dutzend Worte gesprochen. Was sollte sie auch reden, wenn ihr Mandant sich in undurchdringliches Schweigen hüllte. Urplötzlich schaute Szabo auf, nachdem er wenigstens zwanzig Minuten lang einen Punkt auf der Tischplatte angestarrt hatte.
Er blickte mich direkt an. »Sie haben den Falschen«, erklärte er schließlich.
Danach grinste Frederic Szabo wie der verrückteste Mensch, den ich je im Leben getroffen habe. Und ich habe einige Irre kennen gelernt.
B etsey Cavalierre und ich kehrten zurück nach Hazelwood und zu den Bergen von Arbeit, die dort noch zu erledigen waren. Sampson gesellte sich zu uns. Abends gegen halb elf waren wir alles durchgegangen, was wir im Krankenhaus finden konnten. Es war uns gelungen, neunzehn Krankenhausmitarbeiter zu finden, die sich mit Szabo befasst hatten. Auf dieser Liste standen auch sechs Therapeuten, von denen er behandelt worden war.
Betsey und ich klebten die Bilder an eine Wand. Dann ging ich davor auf und ab, starrte auf die Bilder und hoffte auf eine Erleuchtung. Wo, zum Teufel, war das Geld? Wie war es Szabo möglich gewesen, die Raubmorde fernzusteuern, zu kontrollieren?
Ich setzte mich wieder. Betsey nippte an ihrer siebten DiätCola. Ich hatte in ihrem Colaverbrauch mit Kaffee gleichgezogen. Zwischendurch hatten wir immer wieder über das Geheimnis von James Walshs angeblichem Selbstmord und über das plötzliche Verschwinden von Michael Doud gesprochen. Szabo hatte sich geweigert, irgendwelche Fragen über die beiden Agenten zu beantworten. Warum sollte er die beiden ermordet haben? Was war sein wirklicher Plan? Verdammt, zur Hölle mit ihm!
»Ist es wirklich möglich, dass Szabo hinter allem steckt, Alex? Ist er so clever? So abgrundtief böse? So verrückt?«
Ich stemmte mich vom Schreibtisch hoch, an dem ich gearbeitet hatte. »Ich weiß es nicht. Es ist schon wieder sehr spät. Ich bin kaputt, Betsey. Ich haue ab. Morgen ist auch noch ein Tag.«
Die grellen Oberlichter blendeten und schmerzten. Betseys Augen waren rot gerändert und leer, als sie mich anblickte. Am liebsten hätte ich sie in die Arme geschlossen, doch es arbeiteten noch ein halbes Dutzend Agenten im Büro. Ich sehnte mich
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