Untitled
nach einer Störblase und zerdrückte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann nickte er in Richtung der großen Tür hinter Pelasharns Schreibtisch.
"Ist er noch da?" fragte er. "Kennon?" fragte die Epsalerin. "Natürlich, Oberstleutnant. Er trainiert jetzt bereits seit zwei Stunden. Sein Trainingsfleiß ist bemerkenswert. Er scheint niemals müde zu werden." "Nein", stimmte Tekener zu. "Er wird niemals müde. Jedenfalls körperlich nicht." "Wollen Sie zu ihm?" erkundigte sich Pelasharn.
Tekener nickte. Er ließ sich nicht anmerken, daß er sich Sorgen um Sinclair M. Kennon machte. In den letzten Monaten hatte Kennon gelernt, seinen einzigartigen Robotkörper zu beherrschen. Kennons Gehirn, eingebettet in Biomolplast, hatte sich vollkommen auf die neuen Gegebenheiten eingestellt. Die "Vollprothese", wie Kennon seinen künstlichen Körper nannte, reagierte schneller und exakter auf die Anweisungen des Gehirns, als es ein menschlicher Körper jemals vermocht hätte. In psychischer Hinsicht hatten sich in der Anfangszeit Schwierigkeiten ergeben, doch jetzt hatte sich Kennon gefangen. Er machte einen gelassenen und sogar zufriedenen Eindruck. Nur noch ungern schien er an seinen gnomenhaften Körper zurückzudenken, der ihn 37 Jahre lang gequält hatte.
Ronald Tekener durchschaute jedoch die äußere Gelassenheit seines Freundes. Tekeners Spezialgebiet war Kosmo-Psychologie, aber im Falle Kennons verließ er sich weniger auf sein Spezialwissen als auf sein Gefühl. Dieses Gefühl sagte ihm, daß Kennon irgendeiner inneren Belastung ausgesetzt war, die sein Gehirn bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit beanspruchte.
Sinclair M. Kennon wurde ununterbrochen von hervorragenden Ärzten und Psychologen untersucht. Sie alle bestätigten dem USO-Spezialisten, daß er sich in jeder Beziehung auf die neue Situation eingestellt hatte. Aber Tekener brauchte nur einen Blick in die Berichte der Psychologen zu werfen, um zu erkennen, daß diese Männer mit wohlgesetzten Worten ihr inneres Unbehagen einzudämmen versuchten. Auch sie schienen zu spüren, daß Kennon einem Vulkan glich, der jeden Augenblick in Tätigkeit treten konnte.
Sinclair M. Kennon besaß irgendeinen Komplex, der ihn geistig aufzehrte. Alle Bemühungen der Spezialisten, Kennons Unterbewußtsein
vollständig auszuloten, waren bisher gescheitert. Die Barriere der Gelassenheit, die Kennon in seinem Bewußtsein errichtet hatte, war undurchdringlich. Sie widerstand den raffiniertesten Behandlungsmethoden moderner Psychologie. Ronald Tekener wurde den Verdacht nicht los, daß es falsch war, Kennon mit herkömmlichen Methoden zu testen. Man mußte für den Major eine völlig neue Psychologie entwickeln, denn er war nicht mit den üblichen Maßstäben zu messen. Eine neue Psychologie, dachte Tekener grimmig. Dazu brauchte man Ansatzpunkte. Unzählige Daten wurden benötigt. Aber es gab nur einen Mann, der diese Daten liefern konnte: Sinclair M. Kennon.
Die Kennon-Psychologie konnte nur von Kennon selbst ausgehen, nur er konnte das nötige Wissen beschaffen.
Das bedeutete, daß man den Vulkan anheizen mußte, bis er in einer geistigen Eruption alles hervorspie, was die Wissenschaftler erwarteten. Wenn die Krise ihren Höhepunkt erreichte, konnte Kennon wahnsinnig werden oder sterben. Vielleicht waren alle Sorgen auch unangebracht, überlegte Tekener. Es war immerhin möglich, daß Kennon tatsächlich so gefestigt war, wie er den Anschein erweckte.
Ronald Tekener war inmitten des Vorzimmers stehengeblieben, ein athletisch gebauter Mann, mit einem verwegenen Gesicht und langen, schwarzen Haaren. Als er sich der Blicke bewußt wurde, mit denen Pelasharn und Aarong ihn musterten, gab er sich einen Ruck.
"Öffnen Sie!" sagte er zu der Epsalerin. Seine Stimme klang fast barsch. Die Epsalerin erhob sich; ihr quadratischer Körper bewegte sich auf die große Tür zu.
Ihre Identitätskarte, Oberstleutnant!" sagte sie. "Ich muß sie sehen." Tekener deutete auf sein von Lashatpocken verunstaltetes Gesicht.
Das ist meine Identitätskarte", sagte er rauh.
Pelasharn lächelte. Sie betätigte den Türöffner und wartete, bis die Terkonitstahlwand auseinanderglitt. Tekener blickte in einen breiten Gang, der direkt ins "Erfrischungszentrum" führte. Die von den USO-Spezialisten ironisch als "Erfrischungszentrum" bezeichneten Räume waren nichts anderes als das mit allen technischen Neuerungen ausgestattete Trainingszentrum des USOHauptquartiers. In verschiedenen Sportarten
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