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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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gewesen; inzwischen hatte er graumeliertes Haar. Sein Gesicht wirkte leicht eingedrückt, wie das eines Pekinesen in Menschengestalt, und er hatte dunkelbraune Augen, in denen sich nur schwer etwas lesen ließ. Er trug schwere Stiefel und die Baseballkappe seines Lieblingsvereins, als er unser Lokal betrat, woraus ich schloß, daß man ihn von der Arbeit auf seinem Hof abberufen hatte. Zusammen mit Bud betrat Alcee Beck den Raum, der einzige afroamerikanische Detective, den die hiesige Kreispolizei vorweisen konnte. Alcee war so schwarz, daß sein blütenweißes Hemd im Kontrast dazu regelrecht leuchtete. Er trat in Schlips und Kragen auf, der Schlips anständig gebunden, der Anzug makellos. Alcees Schuhe waren auf Hochglanz poliert und man hätte sich darin spiegeln können.
    Alcee und Bud sorgten dafür, daß unser Landkreis funktionierte - besser gesagt, daß all die wichtigen Elemente funktionierten, von denen dann abhing, daß der Landkreis funktionierte. Auch Mike Spencer, Beerdigungsunternehmer und amtlicher Leichenbeschauer, spielte in Kreisangelegenheiten eine wichtige Rolle. Auch er war ein guter Freund Buds. Ich hätte jede Wette gemacht, daß sich Mike Spencer bereits draußen auf dem Parkplatz befand, um den armen Lafayette offiziell für tot zu erklären.
    Bud Dearborn fragte: „Wer hat die Leiche gefunden?“
    „Ich“, verkündete ich, woraufhin die beiden leicht ihre Marschrichtung änderten und direkt auf mich zukamen.
    „Können wir Ihr Büro benutzen, Sam?“ wollte Bud Dearborn wissen und wies mich, ohne Sams Antwort überhaupt abzuwarten, mit einer Kopfbewegung an, ihn dorthin zu begleiten.
    „Klar, machen Sie nur“, erwiderte mein Chef trocken. „Sookie, geht es wieder?“
    „ Alles in Ordnung.“ Ob das der Wahrheit entsprach, hätte ich selbst nicht genau sagen können, aber alles, was Sam hätte tun können, um mir zu helfen, hätte ihn nur in Schwierigkeiten gebracht und doch letztlich nichts geändert. Bud nickte mir zu, ich solle mich setzen, aber ich schüttelte den Kopf. Ich wollte lieber stehen. Bud und Alcee machten es sich auf den Stühlen bequem, die in Sams Büro herumstanden: Bud setzte sich natürlich in Sams großen Schreibtischsessel, während Alcee sich mit der nächstbesten Sitzgelegenheit begnügte, ein Stuhl immerhin, dessen Sitz gepolstert war.
    „Wann hast du Lafayette das letzte Mal lebend gesehen?“ wollte Bud wissen.
    Darüber mußte ich erst nachdenken.
    „Gestern abend hat er nicht gearbeitet“, sagte ich. „Gestern abend hat Anthony gearbeitet, Anthony Bolivar.“
    „Wer ist das?“ Alcee legte seine breite Stirn in Falten. „Der Name kommt mir nicht bekannt vor.“
    „Ein Freund Bills. Er war auf der Durchreise und brauchte einen Job. Er hat über Arbeitserfahrung verfügt.“ Anthony Bolivar hatte während der großen Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren als Koch in einem Schnellrestaurant gearbeitet.
    „Soll das heißen, der Koch im Merlottes ist ein Vampir?“
    „Na und?“ gab ich zurück, wobei ich spüren konnte, wie mein Gesicht sich verzog und ich eine sture Miene aufzusetzen begann. Auch meine Brauen zogen sich zusammen, und mein Gesicht insgesamt wurde immer wütender. Ich bemühte mich wirklich, den beiden Polizisten nicht beim Denken zuzuhören, tat mein Bestes, mich aus der ganzen Sache herauszuhalten, aber das war weiß Gott nicht einfach. Bud Dearborn war durchschnittlich, aber Alcees Gedanken leuchteten wie die Strahlen eines Leuchtturms, dessen Signale man einfach nicht übersehen kann. Im Moment strahlte er Ekel aus. Ekel und Angst.
    Als ich Bill noch nicht kannte und noch nicht erfahren hatte, wie sehr dieser meine Behinderung - er nannte sie eine Gabe - zu schätzen wußte, hatte ich alles darangesetzt, mich und alle anderen glauben zu machen, ich könne nicht wirklich Gedanken 'lesen' . Aber Bill war es gelungen, mich aus dem kleinen Gefängnis zu befreien, das ich mir selbst errichtet hatte, und durch ihn ermutigt hatte ich zu trainieren und zu experimentieren begonnen. Für ihn hatte ich gelernt, Dinge in Worte zu fassen, die ich seit Jahren spürte. Manche Menschen, wie jetzt gerade Alcee, sandten klare, deutliche Botschaften. Meist jedoch ließen sich die Gedanken anderer mal besser, mal schlechter lesen, wie bei Bud Dearborn. Das hing sehr davon ab, wie stark die jeweiligen Gefühle waren und wie klar die betreffenden Personen im Kopf waren; ja selbst das Wetter mochte, soweit ich das beurteilen konnte, eine gewisse

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