Unwiederbringlich
geheiratet hatten. Da war wirklich eine große Zärtlichkeit, und wohin es ging, und wenn es eine gelbe Fiebergegend war, immer war sie mit ihm an Bord, und wenn sie wieder hier in Kopenhagen zurück war... sie hatte aber damals eine selbständige Wohnung, denn mein alter Hansen, dessen sich der Herr Graf ja wohl noch von Glücksburg her erinnern werden, lebte damals noch..., ja, was ich sagen wollte, immer wenn sie nach einer langen, langen Reise wieder hier war, wollte sie gleich wieder fort, weil sie jedesmal meinte: die Menschen hier gefielen ihr nicht und draußen in der Welt sei's am schönsten.«
»Das ist aber doch wunderbar. War sie denn so wenig eitel? Hatte sie denn gar kein Verlangen, sich umschmeichelt und umworben zu sehen, woran es doch nicht gefehlt haben wird? Ich wette, die Kopenhagener werden es ihr wohl schon an ihrem Konfirmationstage gezeigt haben.«
»Das haben sie freilich. Aber Brigitte war immer gleichgültig dagegen und blieb es auch in ihrer Ehe. Nur mitunter war sie so rabiat. Und so ging es bis Anno 54, was ich so genau weiß, weil es gerade das Jahr war, wo die englische Flotte, die nach Rußland ging, hier vorüberkam. Und in demselben Sommer hatten wir hier in Kopenhagen einen blutjungen Offizier von der Leibgarde, der bei der Rasmussen – ich meine die Gräfin Danner, aber wir nennen sie noch immer so – aus und ein ging, und steckte so tief in Schulden, daß er nicht mehr zu halten war, und mußte den Abschied nehmen. Aber weil er so klug war und alles wußte, denn er kannte jedes reiche Haus und besonders die Frauen, so sagte Baron Scheele, der damals Minister war: ›er wolle den Lieutenant in den inneren Dienst herübernehmen‹. Und er nahm ihn auch wirklich in den inneren Dienst herüber, und in diesem Dienst ist er noch und auch schon sehr vornehm geworden. Damals aber war er noch ein halber Schlingel und bloß sehr hübsch, und als Brigitte den sah, es war gerade an dem Tage, als die Nachricht von dem Bombardement da oben hier ankam, den Namen hab ich leider vergessen, da gestand sie mir, ›
der
gefiele ihr‹. Und sie zeigte es auch gleich. Und als Hansen in demselben Herbste wieder nach China mußte, da sagte sie ihm gradheraus: ›sie wolle nicht mit‹, und sagte ihm auch, warum sie nicht wolle. Oder vielleicht haben es ihm auch andere gesagt. Kurz und gut, als der Tag kam, wo das Schiff fort sollte, da wurde Hansen doch ganz ernsthaft und verstand keinen Spaß mehr und sagte: ›Brigitte, du mußt nun mit.‹ Und wenn er sie vorher aus Liebe mitgenommen hatte, so nahm er sie jetzt, gerade wie der Herr Graf gesagt haben, aus Vorsicht mit oder aus Eifersucht.«
»Und half es? Und wurde sie durch diese Reise von ihrer Liebe geheilt? Ich meine von der Liebe zu dem ›im inneren Dienst‹?«
»Ja, das wurde sie, wiewohl man's bei Brigitte nie so ganz sicher wissen kann. Denn sie spricht wohl mancherlei, aber sie schweigt auch viel. Und ist auch insoweit ganz gleich, als wir die Hauptsache ja doch gehabt haben.«
»Und was war die Hauptsache?«
»Daß mein Schwiegersohn seinen Glauben wiederhat, ganz und gar. Hansen ist nämlich ein sehr guter Mensch und ist wieder ruhig und vernünftig und fährt auch wieder auf seiner alten Chinatour.«
»Ich freue mich aufrichtig, das zu hören. Aber wir dürfen in dieser Sache doch nichts auslassen oder vergessen. Ich glaube nämlich, liebe Frau Hansen, Sie wollten mir eigentlich erzählen, wie's kam, daß sich Ihr Schwiegersohn von seiner Eifersucht wieder erholte...«
»Ja, das wollt ich, und ich sage immer, der Mensch denkt und Gott lenkt, und wenn die Not am größten ist, dann ist die Hülfe am nächsten. Denn das darf ich wohl sagen, ich ängstigte mich; eine Mutter ängstigt sich immer um ihr Kind und macht keinen Unterschied, ob verheiratet oder nicht: ja, ich ängstigte mich um Brigitten, weil ich dachte, das gibt eine Scheidung, denn sie hat einen sehr festen Willen, man könnte beinah schon sagen eigensinnig, und ist sehr erregbar, so still und so schläfrig sie auch mitunter aussieht...«
»Ja, ja«, lachte Holk, »das ist immer so, stille Wasser sind tief.«
»Also ich ängstigte mich. Aber es kam alles ganz anders, und das war gerade damals, als Brigitte sozusagen zwangsweise mitgemußt hatte. Und das machte sich so. Hansen kriegte damals auf seiner Reise Rückfracht nach Bangkok, einer großen Stadt in Siam, in der ich selber vor vielen Jahren mit meinem Manne gewesen bin. Und als Hansen da ankam und ein oder
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