Urmel fliegt ins All
schaukelte beim Gehen, und
manchmal hüpfte sie einen Absatz hinab. Mit Seufzen, Stöhnen und unterdrückten
Flüchen schafften sie es endlich.
Aber nun kam das Schwerste: Wie sollten sie mit der Tonne über die
Treppe ins Raumschiff gelangen?
Sie brauchten sich nicht zu bemühen. Neschnem-Kopf Otto hatte sie
gehört. Er trat in die Tür. «Aber Wutz!» rief er freundlich. «Ich sagte dir
doch, daß die Schlummertonne nicht mitgenommen werden kann! Jedes entbehrliche
Stück muß hierbleiben!»
«Aber sie ist nicht entbehrlich! Ich brauche sie!»
«Sie würde im schwerelosen Raum wie ein großer Ballon
herumschweben und euch an die Köpfe stoßen. Laß sie hier! Ich verspreche dir, daß
du auf unserem Planeten eine Schlafstätte bekommen wirst, die viel wunderbarer
ist!»
«Nun denn —
öfföff!» grunzte Wutz. «Es kann zwar nichts schöner sein als mein trautes Heim
— aber was nicht geht, geht nicht!» Wutz und Tim Tintenklecks drehten um und
schleppten ihre Last wieder den Hang hinauf. Leider gelang ihnen das nicht ganz
geräuschlos. Das Urmel streckte seinen Kopf aus dem Fenster und plärrte so
laut, daß es über die ganze Insel schallte: «Professor! Wutz war ungezogen! Sie
muß Haue kriegen — mit dem nassen Scheuerlappen!»
« Oh, du Rübe!» antwortete Wutz stöhnend. Sie verkroch sich in der
Schlummertonne und zog den blaugrundigen, mit roten Rosen bedruckten Vorhang
zu.
Dann dämmerte der große Tag herauf. Alle waren früh auf den
Beinen. Wawa schloß die Muschel besonders behutsam, damit sich kein Regenwasser
in ihr ansammelte, während er verreist war. Zärtlich strich er mit einer Pfote
über die Wölbung und zischte: «Nun leb wohl, altes Haus!»
Sämtliche Türen und Fenster des Blockhauses wurden fest zugemacht.
Seele-Fant schwamm an den Strand, um allen eine «glücklöchö
Wödörköhr» zu wünschen. Wutz fand es doch sonderbar, so ohne Gepäck zu
verreisen, gewissermaßen nackt. Nur ein kleines Körbchen mit des Professors
notwendigsten Sachen, mit Schreibzeug und seinen geliebten Pantoffeln, trug sie
bei sich. Und einen Putzlappen schmuggelte sie mit, indem sie ihn dem Professor
als Schal um den Hals wickelte. Er bemerkte es nicht.
Die Raumanzüge brauchten sie nicht anzulegen, diese lagen
wohlverstaut in den Wandkästchen. Sie waren ja nur für den Notfall bestimmt und
für den Aufenthalt auf Gestirnen ohne Lufthülle, wie zum Beispiel auf dem Mond.
Neschnem-Kopf Otto nahm am Steuerpult Platz. Er bat alle, sich in
die Sessel zu setzen. «Während des Starts werdet ihr auf ihnen festgehalten!»
Wutz meuterte. «Wenn es gefährlich wird, steige ich lieber gleich
aus!»
«Es wird nicht gefährlich, nur etwas unangenehm. Euer eigenes
Gewicht wird euch während der Beschleunigungsphase auf die Sessel pressen. Ihr
braucht nur ruhig durchzuatmen, es geht schnell vorbei!»
«O Professor», jammerte Wutz, «haben wir auch bestimmt nicht
vergessen, das Feuer im Herd auszumachen?»
«Keine Ahnung!»
Aber es war nun zu spät, noch einmal nachzusehen. Lautlos fuhr die
Treppe ein. Lautlos schloß die Tür.
Neschnem-Kopf Otto wandte seine ganze Aufmerksamkeit den
blinkenden Apparaten zu. Aus dem Lautsprecher hörte man es zählen: «Zehn, neun,
acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, null...»
Terra I vibrierte leicht. Ein Dröhnen erschütterte das Raumschiff.
Und dann schienen sich Riesen über die Passagiere zu werfen und sie mit
übermenschlichen Kräften auf die Polster zu drücken.
Der Start ins große Abenteuer hatte begonnen.
Seele-Fant blieb auf der Insel Titiwu zurück. Er sah einen Feuerstrahl
in den Himmel fahren und im Blau verschwinden. «Traurög, traurög...», brummte
er, «dösö neuön Flugzeugö flögön so schnöll, daß man nöcht eunmal wönkön kann!»
Menschen und
Tiere werden zu Luftballons
In
Wirklichkeit hatten die Belastungen des Blitzstarts sicher nur wenige Sekunden
gewährt, aber allen schien der schreckliche Zustand eine Ewigkeit zu dauern.
Sie konnten weder den Kopf wenden noch etwa einen Arm, einen Flügel oder eine
Pfote heben. Die Decke des Raumschiffes verschwamm vor ihren Augen.
Aber endlich
ließ der Druck etwas nach — gerade als Wutz glaubte, ihr letztes Stündlein sei
gekommen. Wie durch einen Nebel hindurch hörte sie Neschnem-Kopf Ottos
Ratschläge. «Tief atmen, tief und gleichmäßig atmen.» Das war nun leichter
gesagt als getan. Du hast gut reden, du bist das gewohnt, dachte sie, aber ich feines und zartes
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