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Urmel fliegt ins All

Urmel fliegt ins All

Titel: Urmel fliegt ins All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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bemerkten.
    Kaum sprach er von der Erdbewegung, begann das Urmel gleich zu
schreien: «Was du für einen Unsinn redest! Erst sagst du, die Erde scheint sich
nur zu bewegen, in Wirklichkeit sind wir es, die ganz furchtbar schnell von ihr
wegfliegen — und nun behauptest du, daß sich die Erde ganz furchtbar schnell
bewegt. Ich glaube dir gar nichts mehr...»
    Es war hoffnungslos. Übrigens darf man das dem Urmel nicht
übelnehmen, denn die meisten erwachsenen Menschen verstehen die verwirrende
Bewegung der Himmelskörper auch nicht.
    Aber wie dem auch sei — es trat ein Ereignis ein, das jedes andere
überschattete: Die Fenster von Terra I verdunkelten sich langsam. Irgend etwas setzte sich an ihnen fest.
    «Na so was, es regnet!» Wutz wunderte sich. «Nein, es regnet
nicht», belehrte sie Neschnem-Kopf Otto, «das ist Meteoritenstaub. Wir fliegen
durch einen Meteoritenschwarm!» Er schien es für etwas ganz Normales zu halten.
    Nur — hätte er das doch lieber nicht gesagt!
    Das Wörtchen Staub beunruhigte Wutz sehr. Es bereitete ihr fast
körperliches Unbehagen. Es war klar: Sie mußte hinaus und die Scheiben putzen.
Aber wie? — Weder Neschnem-Kopf Otto noch der Professor würden es ihr erlauben!
Diese Männer haben ja kein Gefühl für Reinlichkeit! Wie konnte sie nur
unbemerkt aus dem Raumschiff kommen? Wie gut, daß sie in den Tagen vorher lange
Vorträge über die Weltraumfahrt gehört hatte. So wußte sie wenigstens, daß sie
ihren Raumanzug anziehen mußte, um nicht sofort zu zerplatzen. Sie wandte sich
an Tim Tintenklecks und sagte scheinheilig: «Tim, ich fürchte, daß ich noch
nicht genug Übung habe, mich in meinem Raumanzug zu bewegen. Wenn wir auf dem
Mond landen, macht es mir womöglich Schwierigkeiten! Bitte hilf mir doch, ihn
anzuziehen, damit ich mich noch ein wenig an ihn gewöhnen kann!»
    Tim half ihr bereitwillig.
    Und Schusch sagte geringschätzig: «Wutz wäll säch mal wäder
änterässant machen, mät ährer Gründlächkeit!»
    Bald stand Wutz unförmig vermummt in der Kabine, sogar den Helm
hatte sie über der Schnauze. Ihre Vorderbeine waren mit Greifhandschuhen
versehen, denn ins Maul konnte sie so natürlich nichts nehmen. Und den
Scheuerlappen brauchte sie doch dringend. Er hing übrigens über Urmels
Schwanzspitze. Und dieses war gerade eingeschlafen.
    So weit — so gut. Aber wie kam sie hinaus? Tim Tintenklecks um
Hilfe bitten? Nein, weder er noch der Professor, noch gar Neschnem-Kopf Otto,
noch sonst jemand hier hatte auch nur die geringste Ahnung vom Fensterputzen.
    An Gefahr dachte Wutz nicht. Was sollte gefährlich sein? Jeder sah
doch, daß das Raumschiff sich nicht bewegte. Wutz durfte doch wohl ihren
eigenen Augen trauen! Irgendwie würde sie außen schon zu den Fenstern gelangen.
Gab es kein Unten und kein Oben, konnte sie auch nicht abstürzen. Damit hatte
sie nicht einmal ganz unrecht .
    Sie erinnerte sich an die Ausstiegsschleuse. Scheinbar zufällig
ließ sie sich darauf zutreiben und berührte den Knopf neben der Tür. Lautlos
ging die Klappe auf, lautlos schlüpfte sie hindurch. Lautlos schloß sich die
Tür hinter ihr. Sie befand sich in einer dunklen Kammer. Aber bald öffnete sich
eine andere Klappe... und vor ihr lag der Weltraum. Sie sah die Erde weit
entfernt und den Mond, viel größer, als sie ihn je zuvor erblickt hatte. Terra
I befand sich gerade in der Mitte zwischen den beiden Himmelskörpern. Wutz
zögerte zunächst, sie machte nur einen einzigen kleinen Schritt, es war ein
winziger Schubs mit den Hinterbeinen — aber da geschah etwas Schreckliches!
    Wie zu Anfang, als sie noch nicht an die Schwerelosigkeit gewöhnt
war, schwebte Wutz auf die Öffnung zu — durch sie hindurch — ins All! Und da
war nichts, an dem sie sich festhalten konnte! Wie eine Wolke segelte sie
hinaus, und wenn es auch nur sehr langsam ging, es geschah trotzdem
unaufhaltsam! Zuerst war sie so verdutzt, daß sie nicht begriff, in welcher
Gefahr sie sich befand. Aber als sie unaufhörlich weiter hinaustrieb, als sie
sich hilflos um sich selbst drehte und infolgedessen auch die Gestirne im
schwarzen Nichts um sie rotierten, als Erde und Mond einmal über ihr, dann
wieder unter ihr auftauchten — da vergaß sie alle schmutzigen Fensterscheiben
und ließ den Scheuerlappen fahren.
    Sie wimmerte und quietschte wie ein armes, ganz armes Schwein.
    Ach, sicher war sie das erste Schwein, das einen
Weltraumspaziergang unternahm — aber wie gleichgültig war ihr diese Ehre jetzt!
Nun

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