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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Suppe kocht über, dreh mal das Gas ab und
setz einen Deckel auf den Topf!«
    Ja, so töricht war es, dabei hätte es doch von mir wissen
können, daß man den Deckel vom Topf abnehmen muß, wenn die Suppe überläuft.
    Das Urmel wäre sehr gerne in Glutos gute Stube gelangt, es
wußte nur nicht wie. Sich kopfüber in die Feuerschüssel zu stürzen, traute es
sich doch nicht. Doch da sah es einen anscheinend erloschenen, kleinen Nebenkrater,
so eine dunkle Öffnung, wie eine aufgeplatzte Eiterbeule. Auf dessen Rand ließ
es sich nieder, auf schwarze, noch heiße, aber erloschene Lava. Es schlang die
Beine übereinander und wollte den Kopf auf die Arme stützen, um recht bequem
auszuruhen, da fühlte es, wie der Boden unter ihm nachgab, es war, als ob sich
die Lehne eines Schaukelstuhls weit nach hinten neigte, und begleitet von einem
gewaltigen Geprassel der Schlacken, rutschte es rücklings in die Tiefe — da
hatte es bald die Ohren und Augen voller Asche und die Nasenlöcher auch.

    Und es bumste und krachte viele Male, und beim letzten Mal
schrie das Urmel noch lauter »Aua!« als vorher... und Glutos beide Qualmgeister
Mofettel und Solfatel pfiffen »Sissssissss« und machten
»Hihihihihihiiiiiiiii...«, und eine polternde Stimme grollte: »Ja, was haben
wir denn hier für einen niedlichen Zwerg gefangen, oder ist es etwa ein
Stückchen Feuerholz?«
    »Ich bin ein richtiger feuerspeiender Drache!« schrie das
Urmel erbost. Es nieste und hustete sich erst einmal Mund und Nase frei. Die
Augen waren noch voller Asche, da konnte es zuerst nichts sehen. Als es aber
etwas erkennen konnte, erschrak es doch. Waren schon Mofettel und Solfatel, die
bleichen, gelb- und bläulichen Qualmgeister, gerade keine Schönheiten mit ihrer
quirligen, stets wechselnden Gestalt... der grobschlächtige, klobige Geselle
Gluto war zum Fürchten!

    Es sah wahrhaftig aus, als sei er aus aufeinandergetürmten
Granitbrocken zusammengepackt, so grob und ungeformt erschienen seine
Körpermaße, sogar die Beine, Arme und Hände. Sein Kopf mochte aus irgendeinem
schwarzen Felsbrocken herausgebrochen worden sein. Haare hatte er keine — nur
seine Augen leuchteten wie faustgroße, blutrote Edelsteine.
    Freilich, jede Größenangabe war hier sinnlos, denn der ganze
Kerl konnte sich nach Belieben so groß machen wie ein Riese und gleich darauf
klein wie ein Zwerg.
    Im Augenblick hockte er auf etwas, das wie ein arg verrußter
Amboß aussah. Überall standen Gegenstände wie in einer Schmiedewerkstatt herum,
mächtige Hämmer, gewaltige Feuerzangen, gekrümmte Haken, Blasebälge... und
überall war es pottschwarz, bis hinauf zu der gewölbten Decke mit der Öffnung.
Sein Licht erhielt dieser düstere Raum allein durch ein Glasfenster in der
steinernen Wand. Dahinter waberte die rote Glut. Und daneben befand sich ein
Rad mit einer Kurbel, vielleicht ein Drehrad zum Öffnen und Schließen einer
Leitung.
    Gluto sah wohl, wohin das Urmel blickte. Er zeigte seine Zähne
aus Kristall und röchelte: »Oh, staunst du, kleiner Drachenfreund? Das ist
meine Lavaleitung, vielmehr, hinter der dicken Glasplatte ist das Sammelbecken.
Mama schickt mir Lava als Taschengeld, glühendes Erdinneres... das kennst du ja
wohl? Und wenn ich an dem Rad drehe und den Hahn aufmache, dann geschieht etwas
Wunderschönes, etwas ganz Fabelhaftes..., na ja, natürlich nur, wenn genug Lava
da ist.«
    »Mir kannst du keine Angst einjagen, und mir kannst du auch
gar nichts tun«, piepste das Urmel zuversichtlich mit leider etwas zitternder
Stimme. »Ganz und gar nichts, denn ich bin ja wirklich ein feuerspeiender
Drache mit einer feuergeschützten Haut und mit einer rauchgeschützten Nase...«
Und es hoffte sehnsüchtig auf einen kleinen furchteinflößenden feuerspeienden
Aufstoßer, aber es hoffte vergebens.
    Gluto lachte. Er hieb sich auf die Schenkel, sie stäubten nur
so. Er rief: »Da wollen wir aus dem feuerspeienden Drachen mal einen kleinen
Kanarienvogel im Käfig machen!«
    Und das Urmel fühlte sich verqualmt und vernebelt und angefaßt
und geschubst — und fand sich wieder in einem großen Käfig aus Eisenstäben. Und
was ganz besonders unangenehm war, selbst für einen feuergeschützten Drachen:
die armdicken Stäbe glühten, jawohl...
    Dann drehte Gluto auch noch an einem Zahnrad an der Wand, und
der Käfig schwankte an einer mächtigen Kette hinauf an die Wölbung der
schwarzen Höhle, an die Decke. Da baumelte das Urmel nun. Und es seufzte: »O
Hilfe, du

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