Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
ihren Spaß mit ihm gehabt hatten.
    »Vielleicht sollte ich das Haustierchen noch ein bißchen im
Käfig behalten?« ächzte Gluto.
    »Wahrscheinlich geht es von ganz alleine ein«, meinte Solfatel
und machte »Sissssss«. — »Es bekommt ja nichts zu essen. Haustierchen müssen
immer gefüttert werden.«
    »Vor allem, wenn sie wie dieses sprechen können.«
    »Vielleicht frißt es Magma?« meinte Mofettel.
    Aber Solfatel sagte, daß es nichts von all den guten Dingen
fressen würde, die sie in so überreichem Maße besäßen, sondern nur solche, die
sie nicht hätten und auch nicht besorgen könnten: Pflanzen, Obst und Früchte.
»Die verbrennen wir, hiiiiiii, wachsen lassen können wir sie nicht.«
    »Dann behalten wir es so lange, wie es gesund und munter ist«,
sagte Gluto. »Und wenn es das nicht mehr ist, schicken wir es beim nächsten
Vulkanausbruch als glühenden Felsen zu seinen Freunden hinüber, hoho!«
    »Aber vorher kommt Wutz und befreit mich und legt euch alle in
Ketten, und ihr werdet um Gnade wimmern und uns versprechen, immer ganz brav zu
sein.«
    Da mußte Gluto wieder sehr, sehr lachen. Fast wären ihm die
Kristallzähne aus dem Gebiß gefallen, vor allem der vordere rechte, der etwas
locker war. Noch nie war ihm so lustig gedroht worden.
    »Verzeihung, ist das hier der richtige Eingang in den Palast
des Herrn Gluto, öfföff?« ertönte da meine Stimme von oben.

    »Da ist Wutz!« schrie das Urmel. Und wirklich war da ja auch
mein Kopf mit dem Helm in der kreisrunden Öffnung zu sehen.
    Unter mir war es sehr still und sehr dunkel. Vielleicht konnte
ich mit Verhandlungen etwas erreichen?
    »Wir wollen wie vernünftige Leute miteinander sprechen«, sagte
ich. »Wir wollen euch bestimmt nichts tun.«
    »Hoho!« jubelte Gluto. »Komm du mal ganz schnell zu uns
herunter. Ich rede nicht gern mit jemandem, wenn er so weit weg ist. Komm, oder
ich lasse ganz rasch glühende Lava auf dich regnen!«
    »Das macht nichts«, sagte ich mutig, »ich bin nämlich
imprägniert.«
    »Was bist du?«
    »Imprägniert, öfföff, feuerabstoßend geschützt, jawohl, das
bin ich.«
    Unglücklicherweise bröckelte bei meinen tapferen Worten unter
mir der Kraterrand ab, auf den ich mich lehnte. Ich erschrak sehr und quiekte —
und so quiekend rutschte ich in einer Lawine von Schlacken und Asche in den
dunklen Schlund hinab.

    Kohlenschwarz, als sei ich einem Kohlenpott entstiegen, kam ich
in Glutos Gewölbe an und krabbelte mühsam aus dem Geröll.
    »O Wutz, hast du dir weh getan?« fragte das gute Urmel mich
teilnahmsvoll.
    »Nun, ich weiß nicht, ob mich die Rüstung mehr geschützt oder
mir mehr blaue Flecken geschlagen hat, öfföff!« grunzte ich. Jetzt stand ich in
voller ritterlicher Pracht da — ein König aus dem Morgenland — , nur der Helm
war ein wenig verrutscht. Ich war zwar vollständig vorhanden, nur kaum
wiederzuerkennen.
    »Über und über schuhgewichst!« meinte das Urmel.
    Gluto sagte zunächst nichts. Nicht das kleinste »Groll-groll«.
Er machte nur ganz seltsame, große Augen. Ja, Glutos glutrote Edelsteinaugen
wurden immer größer und runder, immer größer und runder, je länger sie auf Wutz
ruhten. O Hilfe, dachte ich, diese Augen verglühen mich...
    Ich blickte etwas verwirrt und verlegen an mir hinunter und
quiekte: »Es tut mir leid, daß ich so schmutzig geworden bin.«
    Da kam es aus Glutos breitem Mund: »Du bist wunderschön... so
herrlich schwarz! Du mußt meine Frau werden!«
    Da hatten die Dinge für mich plötzlich eine ganz neue Wendung
genommen.



Wutz
erzählt, daß sie mehr erreicht als sie zu hoffen gewagt hat
     
     
    Mich durchtobte ein Wirbel von Empfindungen. Wie
schmeichelhaft war es doch, Heiratsanträge zu bekommen — und in der letzten
Zeit geschah mir dies öfter. Erst vor kurzem hatte ein Eskimo um meine Hand
angehalten, freilich nur meiner Gemüsesuppe wegen.
    Und nun begehrte mich dieses Scheusal zum Weibe! Ein Scheusal,
ja. Aber immerhin ein gewaltiges, halb göttliches Geschöpf. Oder beliebte es
ihm etwa, sich über mich lustig zu machen?
    Auf jeden Fall, das war klar, unterlag er einer Täuschung,
denn ich war ja gar nicht schwarz von Angesicht. War es nun meine Pflicht, ihn
darauf hinzuweisen? Oder war es meine Pflicht, diesen Irrtum zum Wohle meines
geliebten Titiwus auszunutzen?
    Ich beschloß, zunächst zu schweigen und die weitere
Entwicklung abzuwarten. Allerdings, wenn Gluto sich eines Tages von mir
getäuscht fühlte, konnte alles eine schlimme

Weitere Kostenlose Bücher