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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Schweinewasserschildkrötenfee!« Und dann seufzte es nach mir: »O
Wutz, o Wutz!«



Wutz
erzählt, wie sie am Zauber zweifelt, aber eines Besseren belehrt wird
     
     
    Leider hatte mir die Schweinefee durch ihren Abgesandten nicht
die wunderbare Gabe des Hellsehens verliehen: Ich ahnte nichts vom Unglück
meines Lieblings.
    Als ich am Morgen nach den mitternächtlichen Ereignissen, nach
der Erscheinung bei den Schilfbüschen, in meiner Schlummertonne erwachte und
die pralle, blendende Sonne auf den Bäumen und dem Blockhaus liegen sah, rieb
ich mir schlafbefangen die Augen und dachte, daß ich alles nur geträumt hätte.
Trotzdem schaute ich heimlich hinter die Schlummertonne, es konnte ja sein, daß
dort Helm und Rüstung lagen. — Aber da war nichts!
    Auch das Urmel konnte ich nicht befragen, auf mein Rufen
meldete es sich nicht.
    Nein, ich ahnte nichts von der schrecklichen Gefahr, in der es
sich befand. Im Gegenteil — da mir die Erscheinung des Abgesandten der
Schweinefee nur noch wie ein wirrer Spuk erschien, machte ich mir nicht einmal
Sorgen.
    Immerhin — wo war der Schlingel? Ich fragte Schusch: »Hast du
das Urmel heute schon gesehen, öfföff?«
    Er antwortete: »Äch habe es nächt gesehen. Und deshalb äst es
auch bestämmt nächt ausgeflogen, sondern ganz bestämmt äns Meer getaucht —
eines von beiden macht es ja jeden Morgen. Wenn es nächt flägt, schwämmt es,
was sollte es sonst wohl tun?« Und damit flog er selbst auf und davon,
bestimmt, um von mir nicht zu einer nützlichen Beschäftigung im Haushalt
angehalten zu werden.
    Ich hatte immer gefunden, daß eine vernünftige Beschäftigung
das beste Mittel gegen Flausen im Kopf ist — und zwar nicht nur bei anderen,
sondern auch bei mir selbst. Ich nahm mir daher vor, heute die Küche wieder
einmal besonders gründlich aufzuräumen, und begab mich zu diesem Zweck hinüber
ins Blockhaus, riß alle Schranktüren auf, nahm alle Töpfe heraus — wobei sie
allerdings einen Höllenlärm machten zündete Feuer im Herd an, um warmes Wasser
zum Abwaschen zu bereiten, und war bald sehr emsig am Werk. Ich geriet so
richtig in Schwung und summte dabei und fühlte mich ganz und gar in meinem
Element.
    Den Professor schreckte mein lärmvoller Eifer aus seinem Bett
auf. Noch ungekämmt schaute er zu mir her und fragte: »Was ist los, Wutz?
Frühjahrsputz? Oder willst du auf eine längere Reise gehen und den Haushalt
geordnet hinterlassen?«
    Ich stutzte. Wollte ich vielleicht wirklich auf eine sehr
große Reise gehen, ohne es selbst genau zu wissen? Trieb mich vielleicht ein
Zauber dazu, mich so gründlich darauf vorzubereiten?
    »Ich räume nur ein bißchen auf, bin aber gleich fertig,
öfföff!« antwortete ich. »Und du bekommst gleich deinen Kaffee.«
    Der Professor war zufrieden und zog sich zurück. Ich aber
füllte einen Topf mit Wasser und setzte ihn auf den Herd. Ich hatte sehr heftig
eingeheizt, so daß die Eisenplatte glühte. Aus Versehen kam ich mit der Pfote
daran — zu meinem großen Erstaunen fühlte sie sich kühl an. Es zischte nicht,
ich spürte keinen Schmerz... Ich dachte: Wie seltsam, und dann dachte ich, ob
ich in der vergangenen Nacht vielleicht doch Lava verspeist hätte? Dann schob
ich mutig, wenn auch vorsichtig, meine Pfote nochmals auf die Eisenplatte — und
wieder spürte ich nichts!
    Da legte ich alle beide Pfoten darauf — immer noch nichts!
Aber nun war ich wie elektrisiert: Es war eben doch ein Zauber in mir! Ich war
zu etwas Besonderem auserwählt und auserlesen.
    Und um es ganz sicher zu wissen und auszuprobieren, setzte ich
mich nun mit einem gewaltigen Wupp und Schwung auf die glühende Ofenplatte, mit
meiner ganzen hinteren Speckseite.
    Gerade schob Ping Pinguin seinen Schnabel in den Türspalt und
drückte die Tür auf. Als er mich sah, schreckte er zurück, lief laut gackernd
auf den Hof und plärrte: »Hilfe, Hilfe, Wutz kocht sich selbst!«
    Glücklicherweise hielten das alle nur für einen Witz von ihm.
Es klang ja auch zu unwahrscheinlich.
    Aber meine letzten Zweifel waren beseitigt. Sogleich kamen mir
Sorgen um das Urmel, und zwar mit aller Macht. Nein, nein, es machte nicht nur
einen beliebigen Ausflug, es schwamm nicht einfach im kühlen Meer herum wie
früher — jetzt, nachdem es wie ich von der Feuerrute berührt worden war. Ich
hatte einen schrecklichen Verdacht: Es befand sich in großer Gefahr, dort
drüben, im unheilvollen Berg, auf der fernen, schwarzen Vulkaninsel.
    Fürchterlich! Ich konnte

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